Freitag, 29. November 2013

Languedoc: Muskateller und Gelber Muskateller - erstaunliche Rebsorten

Die Vielseitigkeit der Muskateller und die interessanten Cuvées mit Gelbem Muskateller im Languedoc

Wenige Rebsorten sind so vielseitig wie die Muskateller-Traube - und wenige Rebsorten wurden wie sie zum Symbol der Freiheit und der Geburt einer neuen Epoche erklärt.

So sprach Louis Aragon in seinem Gedicht "Die Rose und die Reseda" - ein Aufruf zum Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht im zweiten Weltkrieg - von dem Blut, das in die geliebte Erde fließt - bis eine neue Epoche erwacht und aus dem Blut die Traube des Muskateller heranreift.

Im Nibelungenlied wird der Muskateller weniger romantisch behandelt. Hier wird er als die größte Freude gefeiert, die man seinen Gästen machen kann, aber gleichzeitig auch als das größte Laster. Von Seiten der Könige wurde die Muskateller-Traube auch nicht missachtet. Schon Karl der Große schätzte ihn, und Kaiser Barbarossa verzichtete selbst auf seinen Kreuzfahrten nicht auf den feinen Geschmack des Muskateller-Weines - und heute steht er in den Vereinigten Staaten an Platz drei der Hitliste der Rebsorten.

Die Legende sagt, der Muskateller wäre die Traube gewesen, die Noah mit auf seine Arche genommen hätte. Eigentlich hat man den wirklichen Ursprung des Muskateller bis heute nicht bestimmen können, aber man nimmt an, dass er aus Kleinasien kam. Er wurde möglicherweise schon von den Römern in Europa eingeführt, doch andere Geschichtswissenschaftler meinen, er wäre mit den ersten Kreuzfahrern zu uns gekommen.

Farblich bieten die Muskateller alle Nuancen des Weines, von weiß bis dunkelrot und fast schwarz. Man nimmt an, dass weltweit inzwischen rund 200 Sorten entstanden sind, teils auf natürliche Weise, teils aus Züchtung. Doch alle Muskateller haben den feinen, leicht süßlichen Muskatgeschmack gemein, der sie zu einem wertvollen Bestandteil der verschiedensten Weinarten werden ließ.

In Frankreich ist der Muskateller vor allem bekannt durch die Cuvées der Vins doux naturels, den süßen Weißweinen, wie Muscat de Rivesaltes aus dem Roussillon oder Muscat de Frontignan und Muscat de Lunel aus dem Languedoc - alles starke Weine, die gern zum Aperitif getrunken werden.

Doch erstaunlicherweise eignet sich der Muskateller nicht nur zur Herstellung von Süßwein - der Muskat d'Alsace, der elsässische Muskateller, ist eher trocken. Doch die wohl am weitest verbreitete und gleichzeitig älteste Muskatellersorte ist der Gelbe Muskateller, der Muscat Blanc à Petits Grains, wie er in Frankreich genannt wird. Er gehört zu den wenigen Rebsorten, aus denen Likörwein hergestellt wird, man findet ihn in den Cuvées mehrerer Süßweine, aber auch in dem italienischen Schaumwein Asti Spumante oder im dem traditionellen ungarischen Qualitätswein Tokajer.

Je nachdem, ob man ihn zur Herstellung eines Süßweines, eines trockenen Weines oder eines Schaumweines verwenden will, wird er mit verschiedenen Rebarten gemischt. Die französischen Winzer benutzen gern Pinot Blanc, manchmal auch Pinot Noir, Sylvaner und oft auch Chardonnay. Es ist logisch, dass die jungen Winzer aus dem Languedoc und ihre Experimentierfreudigkeit nicht auf das interessante Aroma der Muskateller-Traube verzichten. So wird der Muskateller im Languedoc - speziell der Gelbe Muskateller, der im Languedoc wächst - gern für oft sehr gelungene Versuche der Winzer benutzt, den Charakter ihrer Erde auszudrücken. Einer dieser gelungenen Versuche mit Gelbem Muskateller im Languedoc ist zum Beispiel eine Cuvée aus Sauvignon und Gelbem Muskateller.  
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 28. November 2013

Syrah im Languedoc - ein "neuer" Wein

Die neue Winzergeneration: Syrah als sortenreiner Wein im Languedoc

Sicher ist schon mal, dass Syrah nicht aus dem Languedoc stammt. Obwohl keiner etwas Genaues über die Herkunft der Rebe zu wissen scheint, neigen die Wissenschaftler immer mehr dazu, ihre Herkunft im Rhone-Tal zu situieren. Nach verschiedenen Gen-Untersuchungen geht man davon aus, dass sie eine natürliche Kreuzung aus der Dureza-Rebe und der Mondeuse blanche ist. Während Mondeuse blanche, eine weiße Rebe, aus den Savoyen stammt, kommt Dureza aus der Region Ardèche, das heißt, dass der Ursprung beider Vorfahren der Syrah im Rhone-Tal zu suchen ist.

Beide Rebsorten sind heute eher rar, und Dureza ist quasi nur noch an Orten zu finden, wo man sich auf die Erhaltung alter Rebsorten spezialisiert hat. Einer dieser Weingärten, dem man das Ûberleben so mancher Rebsorte verdankt, liegt in der Hauptstadt des Languedoc, Montpellier, wo man sich auch um die Pflanzung und Erhaltung der Dureza-Trauben kümmert.

Man kann also nicht sagen, dass Syrah ins Languedoc "zurückgekehrt" sei, doch sie hat dort eine neue Heimat gefunden. Und im Gegensatz zu anderen Orten in Frankreich, wo sie ebenfalls gut gedeiht, wird sie im Languedoc seit einigen Jahren in ihrem vollen Wert geschätzt: das Languedoc ist eines der wenigen Gebiete der Welt, wo Syrah sortenrein verarbeitet wird.

Abgesehen von dem berühmten Rotwein Cornas, der ausschließlich aus Syrah besteht, wurde die Rebsorte in Frankreich bisher in der Regel nur in Assemblages verwendet. Sie bildet einen wichtigen Bestandteil von großen Weinen wie Hermitage oder Châteauneuf-du-Pape oder allgemein von den Weinen der Corbières oder den Côtes-de-Roussillon.

Der Grund der Beliebtheit von Syrah liegt auf der Hand. Der Wein verfügt über ein gut strukturiertes Tannin und garantiert die lange Lagerfähigkeit der Cuvée. Außerdem gibt die Syrah-Traube dem Wein ein angenehmes Bukett, das an blühende Sommergärten, an Brombeeren und Heidelbeeren erinnert. Sein Geschmack ist aromatisch und gleichzeitig fein und würzig. Im Alter kommt ein Duft nach Trüffeln und Leder dazu.

Seit einiger Zeit hat der Syrah aus dem Languedoc jedoch eine andere Bestimmung: er wird sortenrein gekeltert. Etliche Vertreter der neuen Winzergeneration aus dem Languedoc haben beschlossen, den feinen aber starken Geschmack und seine Fähigkeit, gut zu altern, noch mehr herauszuarbeiten und mit keinerlei Eigenheiten anderer Reben zu vermischen.

Die Idee einer sortenreinen Verwendung des Syrah im Languedoc ist praktisch gut durchführbar. Ihre Rebstöcke blühen relativ spät, sind also nicht dem Frühjahrsfrost ausgesetzt, der im Languedoc zwar höchst selten ist, aber doch hin und wieder auftreten kann. Das Klima im Süden Frankreichs bildet jedoch keinerlei Problem für die späte Reife: im Languedoc bleibt es warm bis spät in den Herbst hinein, die Weinlese kann also unter besten Bedingungen stattfinden.

Syrah gehört allerdings zu den Rebsorten, deren Produktion nicht ins unermessliche zu steigern ist. In der Regel kann man nicht mit mehr als 40 Hektolitern auf ein Hektar rechnen. Doch dies ist kein Hindernis für die neue Winzergeneration aus dem Languedoc, die nicht an Quantität, sondern ausschließlich an Qualität interessiert ist.

Ein Grund, der in früheren Zeiten die Produktion von Syrah einschränkte war die Anfälligkeit der Rebe auf die Chlorose, eine Weinkrankheit, die von Magnesium-Mangel zeugt und die Blätter gelb färbt. Doch inzwischen hat man entdeckt, dass die Chlorose bei der Syrah nur auftritt, wenn bestimmte Wurzelstöcke verwendet werden. Dank dieser Entdeckung steht der Anpflanzung von Syrah im Languedoc nichts mehr im Wege.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 13. November 2013

Biowein aus Frankreich - der Unterschied

Ist Biowein aus Frankreich gesünder, schmeckt er besser und ist er teurer als herkömmlicher französischer Wein?

Die erste Frage, die man sich im Zusammenhang mit Biowein aus Frankreich stellen sollte, ist vielleicht ganz einfach: Gibt es überhaupt einen Unterschied?

Natürlich. Vor allem im Hinsicht auf die Gesundheit. Zunächst einmal die Gesundheit des Winzers. Es wurde in den letzten 40 Jahren immer wieder festgestellt, dass viele Winzer in Frankreich einer Art "Berufskrankheit" zum Opfer fallen. Wie man nach weitergehender Untersuchung erfuhr, handelte es sich ausschließlich um Winzer, die ihren Wein selbst behandeln - das heißt, auf ihrem Traktor saßen und Pestizide versprühten.

Natürlich kommt niemand auf die Idee, eine solche Behandlung bei Wind zu planen... Die Wirklichkeit ist jedoch nicht immer so, wie man gern möchte. Was macht man, wenn die Wettervorhersage für einen bestimmten Tag gut war, man alles bereitgestellt hat, alle anderen Arbeiten und Verabredungen abgesagt wurden, man vielleicht sogar einen Traktor gemietet hat - und dann ist es doch windig?

In solch einer Situation wird so mancher Winzer "trotzdem" spritzen. Und ein klein wenig Wind reicht aus, um eine Ladung Pestizide ins Gesicht zu bekommen.

Dies allein ist für so manchen schon ein Grund, lieber Biowein zu produzieren. Die Statistiken sagen übrigens, dass zwanzig Prozent der in Frankreich angewendeten Pestizide auf den Wein gespritzt werden.

Doch es geht nicht nur um die Gesundheit des Winzers. Der Biowein-Trinker konsumiert zum Beispiel weitaus weniger Sulfit. Denn schon mit Biowein hat man die vom Weltgesundheitsdienst festgelegte Höchstgrenze von 0,7 mg pro 1 kg Körpergewicht nach etwa zwei Gläsern quasi erreicht - und das, obwohl der Biowein zwischen 30 und 40 Prozent weniger Sulfit beinhaltet, als der "herkömmliche" Wein.

Die Diskussion zwischen Anhängern des herkömmlichen Weins und des Bioweins dreht sich allerdings immer noch um die Frage, ob nur der Wein aus biologischem Anbau stammen muss, oder ob auch die Weinverarbeitung nach biologischem Prinzip verlaufen sollte. Tatsächlich wurden die Regeln über den Anbau von biologischen Trauben in den letzten Jahren ständig verschärft. So dürfen zum Beispiel nur noch Pferdedung oder Gesteinsmehl als Düngemittel verwendet werden. Gegen die Reblaus ist nur Kupferkalkbrühe, die sogenannte "Bordeaux-Brühe" erlaubt, und es ist absolut verboten, Feuer gegen Schädlinge zu legen, weil dies das Gleichgewicht des Ecosystems stören würde.

Die ersten Regeln über die Produktion von Biowein in Frankreich wurden jedoch erst 2012 veröffentlicht. Zu ihnen gehört, dass der Wein nicht mit Maschinen geerntet werden und ausschließlich in Eichenfässern heranreifen darf.

Aber um auf die Frage zurückzukommen, ob es einen Unterschied zwischen französischem Biowein und herkömmlichem Wein gibt - von den Gesundheitswerten abgesehen, wohl kaum. Lange hieß es, der Geschmack von Biowein käme nie an den von herkömmlichem Wein heran. Diese Legende wurde "entlarvt", als einige große Weingüter aus Bordeaux und Burgund zugaben, schon lange zumindest biologisch angebauten - wenn nicht auch biologisch produzierten - Wein zu liefern, ganz einfach um sich nicht den Gesundheitsrisiken der Winzer auszusetzen. Nach diesem Geständnis konnte keiner mehr behaupten, Biowein könnte nicht die höchsten Genüsse eines französischen Spitzenweins verschaffen.

Das andere Vorurteil gegen Biowein aus Frankreich ist der Preis - man sagt, Biowein wäre teurer. Dies mag zutreffen für die Weine der niedrigsten Kategorie. Ein einfacher Landwein, der nach biologischen Verfahren produziert wurde, kann nie so billig sein wie ein Billig-Kaufhauswein, der nicht auf Geschmack, sondern ausschließlich auf Menge setzt.

Doch sobald die Rede ist von einem Wein, den man mit gutem Gewissen als französischen Wein bezeichnen kann - selbst wenn er nicht in die höchste Kategorie gehört, ist Biowein aus Frankreich schon längst nicht mehr teurer als vergleichbare herkömmliche Weine.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 6. November 2013

Cabernet Sauvignon und Merlot, französischer Wein gegen Kalifornien

Wie ein Verschnitt aus Cabernet Sauvignon und Merlot die französischen Weine in den Schatten stellte 


Normalerweise war es von vornherein klar, welcher Wein beim Jugement de Paris, der wohl berühmtesten Weinprobe der Welt, den Sieg davontragen würde. Bei den Weißweinen gewannen manchmal - wenn auch nur selten - amerikanische Weine, doch der Preis für den besten Rotwein blieb quasi immer in Frankreich, und meistens ging er nach Bordeaux. 

Aber 1976 war plötzlich alles anders. Alle hatten auf Mouton Rothschild gesetzt, doch Sieger unter den Rotweinen wurde ein Verschnitt aus Cabernet Sauvignan und Merlot, der von einem quasi unbekannten Weingut aus Kalifornien, Stag's Leap Wine Cellars, und dessen Eigentümer Warren Winiarski präsentiert wurde.

1976 war in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr. Im Mai, als der Wettbewerb stattfand, ahnte man schon, dass ein extrem heißer Sommer bevorstand. Man wusste dagegen noch nicht, dass ein Dauerregen zur Zeit der Weinlese quasi den gesamten Bordeaux des Jahres verderben sollte.

Der Rotwein, jedoch, der von Mouton Rothschild präsentiert wurde, hatte nichts mit dem misslungenen 1976er zu tun. Die besten Rotweine, die in der Ausscheidung lagen, stammten von 1970, einem großen Weinjahr und 1971, das auch sehr gut ausfiel. Deshalb waren alle erstaunt, als plötzlich von einem kalifornischen Siegerwein aus Cabernet Sauvignon und Merlot die Rede war. Der Mouton Rothschild hatte stolze 126 Punkte ergattert - der unbekannte Rotwein von Warren Winiarski kam dagegen auf 127,5... Und auch, wenn nur vier von den insgesamt elf Schiedsrichtern ihn zum besten Rotwein des Wettbewerbs erklärt hatten, so erhielt er doch die meisten Punkte.

Warren Winiarski sollte seinen Sieg jedoch nicht voll auskosten können. Schon kurz nach dem Ereignis erhielt er anonyme Briefe, die ihn anschuldigten, einfach "Glück" gehabt zu haben - und nicht etwa einen guten Wein. Eine der Schiedsrichterinnen, die für kalifornischen Wein gestimmt hatte, behauptete, die Ergebnisse der Ausscheidung wären gefälscht worden. Ein amerikanischer Journalist, George M. Taber, der sich auf große Weine spezialisiert hatte, veröffentlichte einen Artikel über den Wettbewerb in der Time, was ihm Ärger mit der französischen Weinindustrie einbrachte. Die New York Times schrieb, dass kalifornischer Wein im Allgemeinen oft besser sei als der französische, was die Franzosen jedoch nie zugeben würden. Und die französische Presse schwieg den Wettbewerb einfach tot - außer dem Figaro, der drei Monate später behauptete, die Ausscheidung wäre absolut lächerlich gewesen, und suggerierte, dass die Preisrichter nicht in Form gewesen seien.

Tatsächlich hatten die Richter sich nicht von ihrer kompetentesten Seite gezeigt - zumindest am Anfang der Ausscheidung, als es um Weißweine ging. Denn um ihre Neutralität zu garantieren, wurden die Weine in Flaschen ohne Etikett abgefüllt. Die Schiedsrichter wussten also nicht, ob sie es mit einem französischen oder kalifornischen Wein zu tun hatten - aber das machte ihnen keine Sorge. Sie waren überzeugt, nur an einem Wein riechen zu müssen, um seine Herkunft bestimmen zu können...

...doch sie hatten sich geirrt. Schon der erste Wein, ein französischer Bâtard-Montrachet, wurde von den meisten für einen Kalifornier gehalten. Und das Verwirrspiel ging weiter, bis letztendlich ein kalifornischer Wein, Château Montelena, den Sieg davontrug. Die Schiedsrichter waren schockiert über ihre Irrtümer in der Bestimmung des Herkunftslandes der Weine, die französischen Weinliebhaber zeigten sich entsetzt. Wenn der Sieger unter den Weißweinen, schon kein Franzose war, so musste zumindest der beste Rotwein aus Frankreich stammen. Die Richter begannen also, die Rotweine zu kosten, natürlich wieder ohne zu wissen, wo sie herkamen. Und unter diesen Weinen war ein Verschnitt aus Cabernet Sauvignon und Merlot, der die Weinwelt in Erstaunen versetzen sollte...
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 5. November 2013

Merlot, sortenreiner Wein im Languedoc

Wie Merlot vom traditionellen verschnittenen Wein im Languedoc zum sortenreinen Wein wurde


Wie Merlot vom traditionell verschnittenen Wein im Languedoc zum sortenreinen Wein wurde. Das erste, was bei der Rebsorte Merlot auffällt, ist ihre schöne, tief dunkelrote Robe. Die Romantiker unter den Weinliebhabern meinen, ihr Name hinge mit ihrer Farbe zusammen und enthielte eine Anspielung auf das dunkle Kleid der Amseln - Merlot heißt "kleine Amsel" in okzitanisch, der Sprache des Languedoc. Andere, weniger romantische Kenner der Weine behaupten, man hätte der Rebe ihren Namen gegeben, weil die Vögel so gern an ihren Trauben pickten...

Jedenfalls unterstützt der Name die Theorie, dass Merlot ursprünglich aus dem Languedoc stammt. Die erste offizielle Nennung der Weinrebe erfolgte jedoch im 18. Jahrhundert in der Region von Bordeaux, wo Merlot-Wein eine seiner ersten Auszeichnungen erhielt.

Traditionell wird Merlot in Frankreich mit verschiedenen anderen Weinen verschnitten, in Bordeaux zum Beispiel vorwiegend mit Cabernet Sauvignon, der oft ein sehr starkes Tannin entwickelt, das durch Merlot, das heißt durch seinen niedrigen Tannin-Gehalt und der dünnen Haut der Trauben, verfeinert werden kann. Dazu kommt, dass Merlot den Weinen eine sattere rote Farbe verleiht.

Ein anderer interessanter Charakterzug von Merlot ist, dass er nicht nur früh reif wird, sondern auch schnell überreif. Wenn man ihn eher ein wenig zu früh einbringt, bleibt die natürliche Säure des Weines erhalten - was zum Beispiel einen wichtigen Geschmacksfaktor in den Weinen von Château Pétrus ausmacht. Andere Weinproduzenten ziehen es jedoch vor, die Traube überreif werden zu lassen, damit sie ihren fruchtigen Geschmack voll entwickeln kann. Dieser Unterschied in der Zeit der Weinlese ist eins der "Geheimnisse" der unterschiedlichen Geschmäcker von Merlot.

Während man in Frankreich weitgehend auf die Tugenden des "puren", das heißt unverschnittenen, Merlot verzichtet hat, war es in einigen anderen Ländern üblich, ihn als sortenreinen Wein zu behandeln. Kalifornien gehörte zu den Weinbauländern, in denen Merlot lange nur sortenrein gekeltert wurde - bis Warren Winiarski auftauchte.

Nach Studien an der Universität von Chikago und in Italien hatte sich der junge Warren Winiarski davon überzeugt, dass ihn die Wissenschaft nicht wirklich fesseln konnte. Was ihn interessierte und faszinierte war der Weinbau. So ließ er seine Studien schließlich fallen und begann, in bekannten Weingütern zu arbeiten. Mit 42 kaufte er sich dann sein eigenes kleines Weingut und bepflanzte es mit Cabernet Sauvignon und Merlot, die er miteinander und mit der in Kalifornien üblichen, einheimischen Rebsorte Petite Sirah verschnitt.

Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, und schon sechs Jahre nach dem Kauf seines Weinguts wurde seine Produktion beim berühmten Pariser Wein-Wettbewerb ausgezeichnet. Sein Sieg brachte ihm zwar viel Ärger mit seinen französischen Kollegen ein, die einfach nicht einsehen wollten, dass ein kalifornischer Wein besser sein könnte als ein französischer, doch er überzeugte auch seine kalifornischen Winzerkollegen, dass ein Verschnitt mit Merlot eine gute Idee sein könnte. - So wurde auch in Kalifornien quasi kein sortenreiner Merlot-Wein mehr produziert.

In Frankreich blieb man der Tradition eines verschnittenen Merlot mehr oder weniger treu, bis die junge Generation der Weinmacher aus dem Languedoc auftauchte. Die Jungwinzer waren auf der Suche nach etwas Neuem oder, zumindest, nach etwas, das nicht zu den üblichen Traditionen gehörte. Die niedrige Quantität der Weine im Languedoc nach der Phylloxera hatte sie überzeugt, auf Qualität zu setzen, und nicht auf Quantität. Dazu kam 2004 die Umbenennung von Coteaux de Languedoc zu AOC Languedoc und die Verschärfung der Regeln der AOC-Weine.

Auf der Suche nach anderen Wegen - das heißt auf Wegen, die zu einem guten, qualitativen Wein führen, auch wenn er nicht unbedingt den Normen der AOC entspricht - wurde der sortenreine Merlot wieder entdeckt. Seitdem produzieren viele junge Winzer aus dem Languedoc einen Wein, der alle Tugenden des Merlot in sich vereint: die dunkelrote Robe, sein fruchtiges, weiches Tannin, das sich bei den Merlot-Reben aus warmen Gebieten wie dem Languedoc noch stärker bemerkbar macht als in Regionen wie Bordeaux, wo der Wein mehr Wasser und weniger Sonne genießt.

Copyright: Sandra Winters

Montag, 4. November 2013

Coteaux de Languedoc oder AOC Languedoc - was ist der Unterschied?

AOC Languedoc vs. Coteaux de Languedoc: Mehr Vielfalt und mehr Qualität?

Auf den ersten Blick gibt es - fast - keinen Unterschied. Die Bezeichnung "Coteaux de Languedoc" wurde 2007 von "AOC Languedoc" abgelöst, in die zusätzlich zu den traditionellen Languedoc-Weinen noch die Weine aus Roussillon eingegliedert wurden. Coteaux de Languedoc wurde eher als regionale Herkunftsbezeichnung betrachtet, während AOC Languedoc mehr oder weniger das ganze französische Mittelmeergebiet einschließt - was das Gebiet der AOC Languedoc zu der größten Weinregion Frankreichs machte. Ein Drittel aller französischen Weine werden inzwischen im "Großraum" Languedoc produziert.

Die Vielfalt der Weine, die als AOC Languedoc bezeichnet werden, ist also höher als die der ursprünglichen Coteaux de Languedoc. Die bekannten Weine aus Collioure, die auf Abhängen über dem Meer wachsen, die Côtes du Roussillon et Côtes de Roussillon Village fehlen in der Herkunftsbezeichnung Coteau de Languedoc.

Diese Umbenennung hat auch für einige Weine außerhalb des Roussillon Konsequenzen nach sich gezogen. So wurde, was eigentlich sehr selten der Fall ist, ein recht klassischer AOC - der Costières de Nîmes AOC - aus den AOC Languedoc ausgegliedert und zu den AOC Côte-de-Rhone gezählt. Das offizielle Argument, warum die Winzer der Costières de Nîmes AOC aus dem Gebiet Languedoc-Roussillon austreten wollten, hatte mit ihrer Art der Weinfabrikation zu tun. Sie meinten, dass sich ihre traditionelle Verarbeitung der Syrah- und Grenache-Trauben nicht mit den neuen Regeln des AOC Languedoc vertragen würde. Weinkenner behaupten jedoch, sie hätten es ganz einfach vorgezogen, zu der international bekannten Bezeichnung des AOC Côte-de-Rhone zu gehören, als zu einem Label, das zu dieser Zeit seinen Weg zum Ruhm noch mehr oder weniger vor sich hatte.

Bisher ist diese Änderung der Zugehörigkeit von Costières de Nîmes AOC allerdings noch nicht so bekannt, dass sie in alle Veröffentlichungen aufgenommen wäre. So finden wir ihn oft noch in den Listen der Weine von AOC Languedoc.

Aber auch andere Weine passen nicht mehr so recht in diesen Überbegriff AOC Languedoc, der durch seine geografische Ausdehnung zu viele unterschiedliche Weine vereint. Deshalb wurden etliche Unterbezeichnungen gegründet, von denen jedoch einige in absehbarer Zeit eigene AOC-Label kriegen könnten, das heißt ganz aus der Bezeichnung AOC Languedoc ausscheiden würden. Dazu gehören zum Beispiel Montpeyroux, Picpoul de Pinet oder Pic Saint-Loup.

Die Frage, ob der Übergang von Coteaux de Languedoc zu AOC Languedoc die Vielfalt des südfranzösischen Weingartens eher gefördert oder gemindert hätte, ist schwer zu beantworten. Zuerst einmal, weil es sich an sich um einen rein administrativen Akt handelt. Die Aufnahme der Roussillon-Weine hat die Vielfalt sicher erhöht, die Regeln der Zugehörigkeit zu der Herkunftsbezeichnung jedoch noch mehr "verallgemeinert" als sie es vorher schon waren - was dazu geführt hat, dass einige geografisch kleinere Weine die Bedingungen des Labels nicht mehr unbedingt erfüllen und, wenn sie stark genug vertreten sind, eigene AOC-Gruppen bilden oder aber aus der Herkunftsbezeichnung aussteigen müssen.

Diese Erschwerung, einen lokalen Wein den neuen Regeln des AOC Languedoc zu unterwerfen, trug sicher auch zu der neuen Bewegung innerhalb der Gruppe der Jungwinzerbei, ganz auf ein Label zu verzichten und stattdessen völlig neue Wege zu gehen, sich zum Beispiel den Bioweinen oder der Produktion von sortenreinen Weinen zuzuwenden, mit Rebsorten, die im Languedoc traditionell nie sortenrein verarbeitet worden sind. Setzt man diese Entwicklung in Zusammenhang mit der Änderung der Herkunftsbezeichnung - eine Theorie, der viele Weinkenner folgen - so verdanken wir ihr ohne Zweifel die Entstehung einer neuen Generation von Languedoc-Wein mit hoher Qualität.
Copyright: Sandra Winters