Dienstag, 29. Oktober 2013

Sandwein aus der Camargue: Mourvèdre, Urahn der Vins des Sables

Wie die Rebsorte Mourvèdre in die Camargue zurückkehrte und zu Sandwein wurde


Offiziell wurde der Sandwein, der Vin des Sables, so wie wir ihn heute kennen, 1880 von der Firma Listel "erfunden", das heißt, genauer gesagt, von der Compagnie des Salins du Midi (Gesellschaft für die Salzgewinnung im Mittelmeerraum). Die Wissenschaftler der damals größten Firma der Camargue - deren eigentliche Aktivität in der Salzgewinnung bestand - waren wissbegierig wie alle Wissenschaftler, und ihre Chefs hatten natürlich immer Lust, ein paar Tausender nebenbei zu verdienen. Als diese Wissenschaftler das "Geheimnis" des Überlebens der Weine in bestimmten Ecken der Camargue entdeckt hatten, reagierten die Manager der Salz-Firma dann auch prompt: sie gründeten Listel und wurden zum größten Weinhersteller der Camargue - und zu einem der größten von Frankreich.

Doch eigentlich wurde der Sandwein der Camargue von niemandem "erfunden", sondern man kann ihn als natürlichen Wein der Camargue betrachten - Listel hat also nicht den Sandwein, sondern nur seinen systematischen Anbau und die entsprechende Vermarktung eingeführt. Der hohe Sandgehalt im Boden der Camargue war schon immer ein natürlicher Schutz gegen die Insekten, und die häufige Überflutung der Weinfelder sorgte dafür, dass selbst die Schädlinge, die sich im Sand bewegen und ernähren können, noch ausgerottet werden.

Wenn man heute - dank Listel - Wein aus der Camargue automatisch mit  Sandwein identifiziert, so wuchsen doch nicht alle Ahnen der heutigen Vins des Sables ausschließlich auf Sand. Dabei kann man sagen, dass die Geschichte des Weines aus der Camargue sich im Kreis gedreht hat. Denn heute herrscht im Weingarten der Camargue und der gesamten Provence die Rebsorte Mourvèdre vor. Doch vor dem großen Weinsterben im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war nur noch sehr wenig Mourvèdre in der Camargue zu finden. Mourvèdre oder Monastrell wurde erst nach der Phylloxera eingeführt, mit den Rebsorten, die die frühere Quantität der Camargue-Weine durch Qualität ersetzen sollten. Aber trotz der unumstrittenen Qualität der Mourvèdre-Weine gab es bald Stimmen, die sich beklagten, der Wein aus der Camargue wäre nicht mehr so, wie er vor dem Einfall der Reblaus war...

Doch diese Stimmen haben sich offensichtlich geirrt. Denn man müsste eigentlich eher von einer "Wiedereinführung" des Mourvèdre sprechen: wenn Weinliebhaber wie der Antipapst aus Avignon, Jean XXII. im 14. Jahrhundert oder Könige wie Charles VI oder sein Nachfolger im 15. Jahrhundert ihre Weinkeller mit Weinen aus der Camargue füllten, dann lag das vorwiegend an ihren Rebsorten: und eine davon war Mourvèdre, die famose Plant de Saint-Gilles..

So gehört Mourvèdre, die Rebsorte, die unter all den nach der Phylloxera eingeführten Rebsorten den größten Erfolg erzielte, zu den Ahnen des Sandweines.
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 25. Oktober 2013

Biowein aus dem Languedoc: Umfrage

Was halten die Bewohner des Languedoc von Biowein?

Nach Statistiken und Artikeln in der Fachpresse wird Biowein in Frankreich immer beliebter. Doch Weine in Frankreich wollte wissen, was die Leute auf der Strasse von ihm halten, Leute, die ohne jedes spezielle Kriterium ausgewählt wurden. Eine Umfrage in Montpellier.

"Biowein?", wiederholt die Dame um die 50 die Frage von Weine in Frankreich. "An sich trinke ich wenig Wein, nur mal mit Freunden. Und ich kenne mich nicht sehr gut aus. Aber ich denke doch, dass Biowein gesünder ist als anderer Wein."

Die Frage der Gesundheit interessiert auch einen Herrn um die 40. "Hin und wieder trinke ich Wein aus biologischem Anbau. Aber nur selten. Ich sollte vielleicht nur Biowein trinken, meine Frau hat mal davon gesprochen, sie sagt, er hätte weniger Schadstoffe. Aber er ist einfach zu teuer."

"Unterm Strich ist Biowein nicht teurer als anderer Wein", protestiert eine Engländerin, die, wie sie sagt, seit einer "Ewigkeit" in Frankreich lebt, französischen Wein liebt und ihn sehr gut kennt. Sie ist ein wenig ärgerlich über die etwas provokative Frage von Weine in Frankreich. "Wenn man ihn mit billigem Kaufhausfusel vergleicht, dann ist er natürlich teurer. Aber wer einen guten Wein trinken will, muss immer etwas mehr ausgeben. Nur - ein guter 'chemischer' Wein kommt meist aus einem der großen Châteaux, wo man nicht den Wein, sondern den Namen zahlen muss. Der Biowein dagegen wird auf kleinen Weingütern produziert, die weitaus billiger sind als die großen Châteaux, aber geschmacklich haben sie die gleiche Qualität - oder sogar eine bessere. Und folglich kann man sagen, dass ein guter Biowein eher billiger ist als ein guter herkömmlicher Wein."

Ein Mann Ende 20 ist nicht der gleichen Meinung. "Lassen Sie mich mit dem Quatsch in Ruhe. Ich hab kein Geld für so Geschichten wie Biowein." - Die junge Frau an seiner Seite scheint allerdings nicht mit ihm einverstanden zu sein. "Wie kannst du so etwas sagen...", hört man ihre vorwurfsvolle Stimme bevor ihr Begleiter sie wegzieht.

Doch auch andere Bewohner von Montpellier wollen keinen Biowein. "Zu teuer", ist ein häufiger Kommentar, "Kenne ich nicht", "Interessiert mich nicht" oder auch: "Das ganze Gerede von der Gesundheit dient doch nur dazu, noch mehr Geld zu machen. Wenn der normale Wein nicht gesund wäre, dann wären wir doch alle längst krank... Und verboten wäre er auch."

Eine junge Frau von höchstens 25 Jahren scheint besser informiert zu sein. "Biowein schmeckt gut, schützt die Umwelt und schafft Arbeitsplätze." Die Arbeitsplätze interessieren auch eine andere Dame, vielleicht 10 Jahre älter als ihre Vorgängerin. "Heute redet doch jeder von Arbeitsplätzen. Die biologische Landwirtschaft - Wein, Gemüse, Obst... - schafft Arbeitsplätze. Man müsste sie nur mehr unterstützen, zumindest am Anfang, damit sie wirklich Fuß fassen kann. Aber unsere Regierung zieht vor, den Kauf von landwirtschaftlichen Maschinen und chemischen Düngemitteln zu unterstützen anstatt Arbeitsplätze zu schaffen. Denn biologische Landwirtschaft ist großteils Handarbeit. Da stehen noch viele Leute auf den Feldern und kümmern sich um den Wein und nicht nur ein einziger, der auf seinem Traktor sitzt und Gift verspritzt, das ihn selber krank macht."

Ein Herr um die 50 seufzt, als er die Frage nach dem Biowein hört. "Natürlich ist Biowein besser als anderer Wein, in jeder Hinsicht. Aber es wird wohl noch lange dauern, bis die Leute das verstehen. Die Gegenpropaganda ist einfach zu stark, die Vorurteile sind zu groß."
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Weißwein aus Languedoc: Picpoul de Pinet

Ein ganz spezieller Weißwein aus dem Languedoc, Lieblingswein von Napoleon III - Picpoul de Pinet

Stellen wir uns eine riesige Ebene vor, von der Sonne überflutet. In der Ferne ein paar Häuser, ein Dorf, das sich im Sommerlicht spiegelt. Doch die Häuser scheinen klein, unbedeutend, in der Unermesslichkeit von Grün, das sie umgibt. Wein, so weit das Auge reicht, hin und wieder von einigen Pinien oder Obstbäumen unterbrochen, einer Hecke, die die Weinfelder vor dem Wind schützt, und wieder Wein...

Wir sind in der Heimat des Picpoul de Pinet, der größten Region für Weißwein im ganzen Languedoc, im Dreieck zwischen Agde, Pézenas und Sète, nahe dem Étang de Thau. Denn auch wenn der Süden von Frankreich mehr für seine Rotweine bekannt ist, so hat er doch auch sehr spezielle Weißweine zu bieten.

Picpoul de Pinet aus dem Languedoc ist einer dieser speziellen Weißweine. Davon waren sogar die Römer schon überzeugt, denn gewisse Hinweise in alten Schriften weisen darauf hin, dass Picpoul de Pinet schon seit über 2000 Jahren bekannt ist. Zur Zeit von Napoleon III galt er als ein Wein, der "in der Mode" war, und man erzählt, dass der Kaiser, als er großzügig die Hochzeit der Tochter des Leibarztes seiner Gattin vorbereitete, einen einzigen Weißwein gewählt hätte: Picpoul de Pinet aus dem Languedoc. Und ein gewisser Professor Foex, Wissenschaftler und Weinsachkundiger, soll den Picpoul 1886 zum besten Wein von Südfrankreich erklärt haben.

Seit Napoleons Zeiten gingen die Weingüter natürlich von Hand zu Hand. Sie wurden vererbt, verkauft und neu zusammengesetzt, wie überall. Doch im Gegensatz zu anderen traditionellen Weingebieten findet man um Pinet herum noch Weinparzellen, deren Ausdehnung und Lage sich seit über 1000 Jahren nicht verändert hat.

Dagegen waren die Bestimmungen, wie Picpoul de Pinet produziert werden soll, zu alten Zeiten noch weniger ausgefeilt. Er war schon immer ein sortenreiner Wein: ausschließlich Picpoul oder Picapoll oder Avillo oder Piquepoule blanc, oder wie auch immer die Weinrebe im Laufe der Zeit genannt wurde, durfte je zu Picpoul de Pinet verarbeitet werden.

Doch später wurde Picpoul de Pinet immer mehr "institutionalisiert". 1923 gründeten 53 Weinbauern der Gegend ihre erste Kooperative. 1947 erhielt der Wein sein erstes Label, "Appellation d'Origine Vin délimité de Qualité supérieure" (VDQS), was nicht nur bedeutet, dass Picpoul de Pinet ab sofort eine offiziell festgelegte Qualität - eine hohe Qualität - haben musste, sondern dass er aber diesem Zeitpunkt auch nur in bestimmten Gebieten produziert werden durfte. Kein Weingut, das außerhalb dieses Gebietes liegt - auch wenn es in allen anderen Punkten den Bedingungen des Picpoul de Pinet entspricht - durfte seit dieser Entscheidung den Namen des Weines benutzen.

2013 bekam Picpoul de Pinet schließlich die höchste Auszeichnung: er bekam sein eigenes AOC-Label und wurde unabhängig von AOC Languedoc.

Interessant für die Liebhaber von Picpoul de Pinet ist der Unterschied zwischen der nördlichen und der südlichen Region. Schon zu alten Zeiten wurden die beiden Gebiete von der Römerstrasse Via Domiciania getrennt, die ungefähr der heutigen Autobahn entsprach. Im Norden dieser Strasse herrscht vor allem Garrigue, vorwiegend niedrige Trockenpflanzen. Der Wein, der in diesem Gebiet wächst, erhält viel Sonne und Wärme, doch wenig Wasser, was zur Folge hat, dass sein Tannin stärker ausgeprägt ist.

Im Süden dagegen ist das Klima weitaus sanfter. Der Mittelmeereinfluss macht sich hier bemerkbar, mit der Feuchtigkeit der sommerlichen Morgennebel und einer sanften Brise, die selbst die Sommerhitze erträglich macht. Der Picpoul des Südens erhält etwas mehr Wasser als der Nordwein und entfaltet sich in einer Frische, die ihn manche Jahre fruchtiger werden lässt.
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 22. Oktober 2013

Wein aus Languedoc: die Ideen der Jungwinzer

Die "neuen" Winzer aus Languedoc: selbst mit anpacken

Sie sind relativ neu im Weingeschäft, doch oft sind sie nicht so jung, wie man glauben möchte: eine neue "Gattung" von Winzern macht sich breit im Languedoc. Einige haben ihre Güter von ihren Eltern geerbt und beschlossen, neue Methoden und, vor allem, neue Ideen in die Produktion ihres Weines einzubringen. Andere dagegen haben vollkommen andere Berufe ausgeübt, jahrelang davon geträumt, Winzer zu werden und ihren Traum schließlich erfüllt - was nicht heißt, dass sie Träumer sind, sondern durchaus realistische Winzer mit Ideen, die teilweise etwas anders sind...

Eines der wesentlichen Kennzeichen der neuen Winzergeneration ist ihr Enthusiasmus. Sie vertreten ihre Weine selbst, besuchen Messen und Volksfeste und werden nicht müde, die Besonderheiten ihrer Weine immer aufs Neue zu erklären. Sie sind stolz auf ihren Wein und seine Qualität. "Ich liebe die Erde, auf der mein Wein wächst", erklärt ein Jungwinzer, als er von Weine in Frankreich befragt wird. Nach 20 Jahren Büroarbeit konnte er endlich seinen Traum vom Weingut im Languedoc erfüllen. "Wenn es ihr nicht gut geht und sie schlechten Wein hervorbringt, das ist es, als ob ich selber etwas Schlechtes zu Stande gebracht hätte. Wer meinen Wein mag, der mag auch mich."

Keiner dieser Winzer würde sagen, dass die finanzielle Seite des Verkaufs ihn nicht interessiert - im Gegenteil, viele Jungwinzer sind gezwungen, so knapp zu kalkulieren, dass ein schlechter Jahrgang alles in Frage stellen würde. Doch Gewinn ist trotzdem nicht der wichtigste Faktor: "Klar muss ich meinen Wein verkaufen, sonst kann ich mich nicht halten. Aber wenn ich die Wahl zwischen Qualität und mehr Geld habe, dann wähle ich Qualität, ohne nachzudenken."

Mit dieser Einstellung passen die Winzer in eine Strömung, die den Wein im Languedoc nach den großen Verlusten durch die Phylloxera ergriff. Jahrhundertelang hatte der Wein aus Languedoc den Ruf, eher auf Quantität zu achten als auf Qualität. Niemand versuchte auch nur, mit Gegenden wie Bordeaux zu konkurrieren, man setzte auf den Käufer von Billigwein, der viel konsumieren aber wenig dafür ausgeben wollte. Nach der Ausrottung ganzer Weingüter durch die Reblaus sah man sich konfrontiert mit der Tatsache, dass es Jahre und Jahrzehnte dauern würde, die Quantität wiederherzustellen. Da begann man, über Qualität nachzudenken...

Mit den Jungwinzern hat sich auch das Berufsbild des Weinbauern im Languedoc geändert. "Mein Vater arbeitete mit lauter Professionellen zusammen", erklärt ein Winzer, der das väterliche Gut, nach mehreren Jahren Studiums der Önologie und Landwirtschaft übernommen hatte. "Sein Verdienst bestand vor allem in der richtigen Auswahl der Leute, die er auswählte. Er war ein guter Manager mit guten Menschenkenntnissen."

Doch Menschenkenntnis ist den modernen Winzern aus dem Languedoc nicht mehr so wichtig. Sie ziehen Weinkenntnis vor. "Um ein guter Winzer zu sein, muss man nicht nur etwas von Önologie verstehen, das heißt, entscheiden können, ob man einen Wein verschneidet oder nicht - und wenn ja, wie -, man muss sich auch mit der Landwirtschaft auskennen, einen Boden untersuchen und beurteilen können und wissen, ob er Zusatzstoffe braucht, um fruchtbar zu sein, man muss sich gegen Schadinsekten wehren können, man muss wissen, wie man seinen Wein vermarktet... und vor allem bereit sein, selber mit anzupacken, überall und in jedem Moment."
Copyright: Sandra Winters

Montag, 21. Oktober 2013

Cabernet-Sauvignon im Languedoc

Ob als Biowein, sortenreiner oder verschnittener Wein, Cabernet-Sauvignon ist "zu Hause" im Languedoc


Wenn man Cabernet-Sauvignon heute in der ganzen Welt kennt, so ist das wieder einmal dem enormen Ruf der Bordeaux-Weine zu verdanken. Denn danke dem Erfolg von Bordeaux wächst die rote Rebsorte inzwischen überall in der Welt, wo Rotwein hergestellt wird, und im letzten Jahrhundert war sie so beliebt, dass sie weltweit als die meist gepflanzte Rebsorte galt - bis 1990, wo sie von Merlot ausgestochen wurde.

Doch es ist nicht ganz falsch, wenn man Cabernet-Sauvignon heute immer noch mit Bordeaux-Wein verbindet - denn der Sud-Westen von Frankreich ist tatsächlich sein Herkunftsort. Im Gegensatz zum Ursprung anderer Weine kann man die Anfänge von Cabernet-Sauvignan sehr gut zurückverfolgen. Denn die Rebsorte ist nicht etwa aus einem wildwachsenden Wein entstanden, wie zum Beispiel der Viognier, sondern aus reinem Zufall. So kreuzte man im 19en Jahrhundert versehentlich den Cabernet franc mit einem Sauvignon blanc... und erhielt die hervorragende Rebsorte, die man ihrer Herkunft zu Ehren Cabernet-Sauvigon nannte.

Doch dies ist eine andere Geschichte. - Eine Frage, die sich Weinliebhaber schon öfter gestellt haben, ist, wie der Unterschied zwischen verschiedenen Weinen aus der gleichen Rebsorte zustande kommt und, vor allem, wie groß er wirklich ist. Wir sehen, zum Beispiel, den Unterschied zwischen einem Condrieu und einem sortenreinen Viognier aus dem Languedoc - was nicht heißen soll, dass das Languedoc nicht hervorragende sortenreine Viognier-Weine aufzuweisen hätte.

So wurde der Unterschied zwischen einem Cabernet-Sauvignon in Bordeaux und im Languedoc vor einiger Zeit von englischen Weinliebhabern getestet. Man ging natürlich davon aus, dass einer der wesentlichen Unterschiede von der Reaktion der Rebsorte auf das Klima verursacht wird. Cabernet-Sauvignon wird ziemlich spät reif, und seine Qualität hängt weitgehend vom Wetter im Moment der Weinlese ab. Nachdem das Sommerwetter im Languedoc oft bis in den Oktober hinein anhält, kann er in der Regel gut ausreifen. In Bordeaux, dagegen, muss er in den meisten Jahren zu früh, das heißt nicht voll ausgereift, gelesen werden. Sein Geschmack entwickelt sich folglich erst nach vielen Jahren - Cabernet-Sauvignon ist ein Wein, der sehr gut altert - wogegen er im Languedoc weitaus früher trinkbar ist.

Die späte Reife ist einer der Gründe, warum Cabernet-Sauvignon in Bordeaux meist mit anderen Rebsorten, zum Beispiel mit Cabernet franc oder Merlot, verschnitten wird. Im Languedoc kann er dagegen fast jedes Jahr sortenrein verarbeitet werden.

So liegt der Unterschied, der von den englischen Weinliebhabern am meisten herausgearbeitet wurde, vermutlich ebenfalls am Klima: es heißt, der Cabernet-Sauvignon aus dem Languedoc sei eher aromatisch, wogegen der Bordeaux eher nach einem ausgeprägten Tannin schmecken würde - eine typische Erscheinung eines Weines, der jung geerntet wurde und etliche Jahre braucht, um einen wirklich ausgewogenen Geschmack zu erhalten. Der getestete Cabernet-Sauvignon aus dem Languedoc stammte dagegen offensichtlich aus einem Jahr, wo es bis in den Herbst hinein heiß blieb und der Wein so richtig ausreifen konnte.

Copyright: Sandra Winters

Freitag, 18. Oktober 2013

Biowein aus dem Languedoc - ein neues Gesundheitsbewusstsein

Kein Wein für Außenseiter: Biowein wird "salonfähig" im Languedoc


Bisher hatte Biowein im Languedoc etwas mit Außenseitern zu tun, mit Gesundheitsaposteln, wie böse Zungen sagten, mit Leuten, die den "echten" guten Wein nicht zu schätzen wussten... Doch plötzlich hat sich die Stimmung gewandelt. Die ersten, die an ihre Gesundheit dachten, das waren die Winzer. Und dann kamen die Verbraucher nach...

Im Moment ist es noch die Provence, die den meisten Biowein von Frankreich erzeugt - auch wenn es sich dabei vorwiegend um Sandwein, den Vin des Sables, handelt, dessen natürliches Umfeld Insekten automatisch abhält. Diese besondere Eigenschaft des Sandes, in dem der Sandwein wächst, rettete den Wein zu Anfang des letzten Jahrhunderts vor der grausamen Ausrottung durch die Phylloxera.

Doch was relativ neu ist: das Languedoc-Roussillon steht jetzt an zweiter Stelle der Biowein erzeugenden Regionen in Frankreich. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass diese plötzliche Neigung zum Biowein im Zuge des Strebens nach Gesundheit zu sehen ist - man sucht gesündere Nahrungsmittel, jedoch ohne auf geschmackliche Qualität verzichten zu wollen.

Und geschmackliche Qualität ist beim Wein wohl eine der wichtigsten Tugenden... eine Tugend, die man in Frankreich dem biologischen Anbau nicht unbedingt zutraute. Deshalb, so heißt es, haben so manche große Weingüter über Jahrzehnte hinweg schon biologischen Weinbau gepflegt, ohne es der Öffentlichkeit zu "verraten" - eben um ihrem Wein nicht das Vorurteil eines schlechten Geschmackes durch biologische Verarbeitung anhaften zu lassen.

Der Hauptgrund, warum viele Winzer schon immer auf Bio setzten war ihr eigenes gesundheitliches Risiko. Schon in den 80er Jahren war es bekannt, dass der Weinbau gewisse Berufskrankheiten mit sich brachte, die durch die starke Anwendung von Pestiziden ausgelöst wurde. Der Winzer, der mehrmals jährlich in Berührung mit diesen Giften ist, kann nicht verhindern, sie einzuatmen.

Doch inzwischen hat auch der französische Verbraucher verstanden, dass der Biowein nicht nur gesünder ist, sondern genauso gut schmeckt. Immer mehr Preise, die keinen Unterschied zwischen biologisch und "klassisch" angebautem und bearbeiteten Wein machen, gehen an Bioweine, und die internationale Fachpresse preist die Qualität und die Langlebigkeit von Weinen, die jetzt offen zugeben, aus biologischer Quelle zu stammen.

Was den Biowein jedoch noch attraktiver macht, dass sind gesundheitliche Informationen, die langsam immer mehr in der Populärpresse durchsickern. So verbreiteten schon mehrere Frauenzeitschriften und -sites, dass der biologische Wein besser zu ertragen sei, weil er zwischen 30 und 40 Prozent weniger Sulfit enthielte - das gilt für Weißwein und Rosé, aber noch mehr für biologischen Rotwein. Mit anderen Worten: die Wahrscheinlichkeit, nach dem Weingenuss unter Kopfschmerzen zu leiden, ist deutlich geringer.

Ein Vorwurf, den man dem Biowein machte, ist auch seit kurzem behoben: der biologische Weinbau war zwar seit Anfang der 90er Jahre geregelt, aber die Verarbeitung des Weines blieb frei. So musste ein Biowein zwar aus einem biologischen Anbau stammen, doch später konnte der Winzer theoretisch zusetzen, was immer er wollte. Seit 2012 unterliegt jedoch auch die Weinverarbeitung strengen Regeln, und um das biologische Label zu erhalten, muss ein Winzer sich beiden Teilen der Verordnungen unterwerfen.

Die "biologische Weinlandschaft" des Languedoc wird vor allem von Jungwinzern beherrscht, die das Weinmachen zur Philosophie erklärt haben, die in enger Verbindung mit dem Boden und der Natur steht.
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Syrah sortenrein im Languedoc - eine neue Philosophie ?

Die Weinrebe Syrah, sortenrein oder verschnitten, eine empfindliche Rebe 

Obwohl Syrah sich inzwischen im Languedoc wie zu Hause fühlt, bieten ihr die trockenen, sonnenüberfluteten Ebenen und Berghänge des Südens von Frankreich keine idealen Bedingungen. Denn auch wenn ihr Name lange Anlass zu romantischen Ideen über die Herkunft der Rebe gab - die Römer hätten sie aus Syrakus mitgebracht, sie käme aus Syrien oder von den griechischen Inseln - so stammt sie doch ganz einfach aus den französischen und schweizerischen Alpen, aus einem Gebiet, wo arme Böden und Trockenheit unbekannt sind. - Zu viel Feuchtigkeit ist allerdings auch nicht ideal.

Eigentlich ist Syrah eine recht anfällige Pflanze. Sie wird oft von Milben angegriffen - besonders in nicht-biologischer Kultur. Denn die Milben werden in natürlicher Umgebung von Insekten vernichtet. Ein Übermaß an Insektenvertilgungsmittel zerstört folglich die Feinde der Milben, aber nicht die Milben selber. Ein anderes Problem, das vor allem bei zu viel Feuchtigkeit auftritt, ist der Pilzbefall der Trauben. Der Winzer muss auch beim Veredeln der Pflanze aufpassen: in den 90er Jahren starben etliche Syrah-Rebstöcke an falschem Pfropfen.

Ein Vorteil in den kühleren Alpenzonen ist die frühe Reife von Syrah. Sie kann vor den großen Herbstregen geerntet werden, was allerdings bedeutet, dass sie am Spätsommer ständig überwacht werden muss, damit der richtige Moment der Weinlese nicht verpasst wird. Die frühe Reife hat allerdings den Nachteil, dass sie keinen Frühjahrsfrost aushält. Dies ist in Südfrankreich, zum Beispiel im Languedoc, natürlich kein Problem, macht ihren Anbau aber schwieriger in Gegenden wie Bordeaux, in denen es später warm wird.

Doch wenn man den Winzer fragt, warum er sich die Mühe macht, eine solch anfällige Rebsorte zu pflanzen, so antwortet er, dass es sich lohnt - denn Syrah hat dem Weinliebhaber viel zu bieten. Auf einem Boden, der ihren Bedürfnissen entspricht, und bei ausreichender (aber nicht übertriebener) Feuchtigkeit, entwickelt die Syrah-Traube einen süßen, würzigen Saft. Der Wein ist sehr fruchtig, sein Geschmack erinnert an Gartenblumen, und sein Tannin ist sehr strukturiert. Sein hoher Alkoholgehalt und sein starkes Tannin verleihen ihm eine hohe Lebensdauer. Syrah wird auch gern zu Rosé verarbeitet, wo er einen gut trinkbaren, fruchtigen, erfrischenden Wein liefert.

Ihre Fähigkeit der langen Lagerung und sein angenehmer, fruchtiger Geschmack machen die Syrah-Rebe zum idealen Verschnitt-Partner anderer Weine. Sie macht mindestens 80 Prozent des Côte Rôtie aus, wo sie mit Viognier vermischt wird, sie ist Teil so berühmter Weine wie Hermitage, Saint-Joseph oder Roussanne, und sie ist sortenrein, das heißt die einzige Rebsorte, im ebenso seltenen (3800 Hektoliter pro Jahr) wie wertvollen Cornas.

Doch auch wenn Cornas lange der einzige Wein war, in dem Syrah als sortenrein verarbeitet wurde, so haben einige Jungwinzer, zum Beispiel im Languedoc, diese "Regel" in den letzten Jahren gebrochen. Im Zuge der neuen Philosophie der sortenreinen Weine fingen einige Weingüter an, Syrah sortenrein zu keltern, teilweise sogar als Biowein - mit hervorragenden Ergebnissen.

Die Idee, Syrah sortenrein zu produzieren - vor allem in biologischem Anbau - erscheint logisch, wenn man die neuen Erkenntnisse der Medizin betrachtet. So hat man festgestellt, dass Syrah besonders reich an dem Molekül Resvertrol ist, das sich als vorbeugend gegen Herzinfarkte erwiesen hat und als Hilfe in der Krebsbekämpfung gilt.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Sortenreiner Wein im Languedoc: Syrah, Merlot und Cabernet-Sauvignon

Sortenreiner Merlot, Syrah oder Cabernet-Sauvignon im Languedoc: eine Philosophie der Natur

Einem Neuling in Sachen Wein brennt oft eine Frage auf den Lippen, die er vielleicht nicht zu stellen wagt - aus Angst, als Neuling erkannt zu werden. Er lernt, dass die Burgunder-Weine - im Gegensatz, zum Beispiel, zu den ebenso hervorragenden Bordeaux - aus einer einzigen und immer derselben Rebsorte hergestellt werden. Das heißt, sie sind "sortenrein" oder, für die Franzosen, mono-cépage.

Bis dahin ist nichts Besonderes an der Aussage. Wenn man dann aber daran denkt, dass all die unterschiedlichen Burgunder-Weine auf der gleichen Rebsorte basieren, dann drängt sich doch logischerweise (und nicht nur bei Neulingen) die Frage auf, wieso ihr Bukett, ihr Geschmack und selbst ihre Qualität so unterschiedlich sind.

Das "Geheimnis" liegt im Boden. Im Gegensatz zu einem verschnittenen Wein, wo der Winzer weitgehend entscheidet, welches Bukett und welchen Geschmack er seinem Produkt geben will, hat er nur wenig Einfluss auf die Qualität eines sortenreinenWeines, zumindest nach der Ernte - außer, natürlich, was die Lagerung betrifft. Viele der "neuen" Winzer fühlen sich davon angezogen, ihren Wein nicht durch Mischung "künstlich" zusammenzustellen, sondern sich von der Natur abhängig zu machen: von der Qualität ihres Bodens, den sie entsprechend pflegen und dem sie entsprechende - oft biologische - Nahrung zugeben, aber auch vom Klima, von der Regen- und Sonnenmenge, die ihr Wein erhält.

Manche Kritiker meinen, die Herstellung eines sortenreines Weines wäre einfacher als die Produktion eines Verschnitts, weil der Winzer sich nicht in der Kunst des Mischens auskennen müsste. Deshalb würden sortenreine Weine oft von Anfängern produziert. Die Anhänger der "neuen Schule" dagegen, die vorwiegend aus Jungwinzern und kleinen bis mittleren Gütern besteht, empfinden eher das Gegenteil: um die Natur dazu zu bringen, eine gute Rebe zu produzieren, brauchte es mehr als einige Kenntnisse im Verschneiden des Weines. Denn Verschneiden bedeute stets, den Wein künstlich zu verbessern, indem man die richtige Menge von der richtigen Rebe zusetzt. Bei sortenreinem Wein wäre dies nicht ausreichend: "Der Winzer muss fähig sein, die Zeichen der Natur zu erkennen, zu fühlen, was der Boden und die Pflanzen benötigen und bereit sein, nicht seinem eigenen, künstlichen Rhythmus zu folgen, sondern dem seiner natürlichen Umgebung."

In Frankreich ist die Herstellung von sortenreinem Wein seit den 80er Jahren geregelt. Um das Recht zu haben, seinen Wein "sortenrein" zu nennen, ist der Winzer verpflichtet, hundert Prozent der gleichen Rebsorte zu verwenden - im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo ein "sortenreiner Wein" bis zu 25 Prozent verschnitten sein darf. Europa konnte immerhin durchsetzen, dass die importierten amerikanischen Weine nur zu 15 Prozent verschnitten sein dürfen, wenn sie hier als sortenrein verkauft werden sollen.

Die Namen der sortenreinen Weine in Frankreich drücken in der Regel die Philosophie des Bodens aus, auf dem sie gewachsen sind. Sie werden oft nach dem Ort benannt, wo sie produziert wurden oder nach dem Weingut (was der Fall bei fast allen Burgunder-Weinen ist) - wogegen verschnittene Weine oft Fantasienamen tragen. Erst in letzter Zeit haben kleinere Weingüter, zum Beispiel im Languedoc, angefangen, ihren Wein nach der Rebe zu benennen, die benutzt wurde, sortenreiner Merlot, Syrah, Cabernet-Sauvignon...

Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 15. Oktober 2013

Biowein aus Frankreich: Merlot, Cabernet Sauvignon, Viognier, Grenache...

Biologischer Wein erobert das Languedoc: Qualität und Natur 

Noch vor zehn Jahren waren es nur einige Außenseiter, die auf die Idee kamen, in Frankreich Biowein anzubauen - und nur einige Außenseiter, die ihn kauften. Doch die Zeiten haben sich geändert, die jungen Winzer haben die "Weinszene" erobert, und mit den neuen Techniken kam auch der Biowein. Das heißt, im Süden von Frankreich war es zuerst die Provence, die mehr und mehr auf biologischen Anbau setzte - der Sandwein, Vin des Sables, der dort immer häufiger auftauchte, eignete sich hervorragend zum Biowein. Doch langsam eroberte die biologische Weinwirtschaft auch andere Teile des Südens, bis sie sich auch im Languedoc immer mehr Platz schaffte...

Die ersten echten Bestimmungen für den biologischen Wein wurden 1991 veröffentlicht. Doch lange war nur der Anbau von Wein betroffen - die Weinherstellung blieb jedem Winzer selbst überlassen. Die Anhänger von Biowein mussten bis zum Jahre 2012 warten, bevor auch die Weinproduktion geregelt wurde.

Nach Meinung von einigen biologischen Weingenossenschaften sind die Gründe, warum die jungen Winzer gern auf Biowein umstellen, alles andere als ideologisch. So hat man festgestellt, dass unter den Winzern eine extrem hohe Krankheitsrate existiert, die auf den ständigen Gebrauch von Pestiziden zurückzuführen ist. Bio-Winzer schützen zuerst einmal ihre eigene Gesundheit.

Aber nicht alle Produzenten von Biowein denken nur an sich. Immer mehr junge Winzer schließen sich einer "alten-neuen" Ideologie an, die den Menschen der Natur und der Erde näher bringt. Der biologische Anbau ist für sie eine logische Folge der Wechselwirkung zwischen Mensch und Pflanze: er schützt den Boden, das Klima und die Umwelt und bringt gesünderen Wein hervor. Sie sagen, der Biowein wäre natürliche Produkt des Zusammenspiels von Sonne, Wasser und Erde.

Die Zahlen sprechen für sich. Man hat festgestellt, dass der Weinanbau nur drei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Frankreichs in Anspruch nimmt. Doch auf diesen drei Prozent wurden 2003 rund 20 Prozent aller in Frankreich benutzten Pestizide verbreitet. Die biologische Weinkultur verbietet dagegen jeglichen Gebrauch von Herbiziden oder Pestiziden.

Die Qualität der Bioweine stellt die gleichen Ansprüche wie der "klassische" Weinbau, der in den letzten Jahrzehnten immer mehr auf Quantität verzichtet, doch immer größeren Wert auf Qualität legt. Ein "echter" Bio-Winzer geht davon aus, dass sein Ziel nicht nur ein reiner Wein sein muss, sondern auch ein Wein von absoluter Qualität.

Die Anzahl der Rebsorten aus biologischem Anbau wird immer größer, inzwischen findet man selbst Viognier, Cinsault und Grenache in Form von Biowein. Einige kleinere Weingüter machen auch Experimente mit biologischem sortenreinem Wein, wo zum Beispiel Merlot oder Cabernet Sauvignon verwendet wird. 
Copyright: Sandra Winters

Montag, 14. Oktober 2013

Viognier aus dem Languedoc - ein sortenreiner Wein, der aus dem Norden kam

Viognier als sortenreiner Wein: Condrieu und die Winzer aus dem Languedoc

Ursprünglich erzählte man die romantische Geschichte, wie der römische Kaiser Probus die Viognier-Rebe direkt aus Dalmatien ins Rhone-Tal brachte. Im Jahre 2004 kamen kalifornische Wissenschaftler jedoch auf die unromantische Idee, den Viognier genetisch zu untersuchen und stellten fest, dass er sehr wahrscheinlich aus den Alpen stammt. Vermutlich wuchs er zunächst als Wildpflanze im Rhone-Tal, bevor er "entdeckt" und kultiviert wurde.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts war Viognier eine recht populäre Traube, auch wenn sie wenig geografische Verbreitung aufwies - sie wurde vorwiegend im Rhone-Tal angebaut. Doch dann kam die Phylloxera, und der erste Weltkrieg gab ihr den Rest. 1965 waren insgesamt gerade noch acht Hektar mit Viognier bepflanzt.

Das "Wunder", das die Viognier-Traube vor dem Verschwinden rettete, hieß Condrieu. Dieser Wein aus dem Rhone-Tal gilt als einer der besten Weißweine Frankreichs und ist gleichzeitig so selten, dass Liebhaber jeden Preis für einen guten Jahrgang bieten. Und das Interessante daran: Condrieu ist ein sortenreiner Wein, der ausschließlich aus Viognier hergestellt wird.

Als die Weinexperten den Condrieu entdeckten und er weltbekannt wurde, begann man sich auch für die Viognier-Traube zu interessieren. 1986 wurden allein für Condrieu schon 20 Hektar mit Viognier bepflanzt, und inzwischen ist er überall in der Welt verbreitet. In Australien ist er so beliebt, dass er fast 70 Prozent aller Weißweinpflanzungen beherrscht.

In Frankreich benutzte man ihn bis in die neunziger Jahre in Cuvées - außer natürlich in Condrieu, wo er weiterhin als sortenreiner Wein gekeltert wird. Man mischte ihn gerne mit Syrah, aber auch mit anderen Rebsorten des Rhone-Tals...

...bis er in den neunziger Jahren schließlich von den Winzern aus dem Languedoc "entdeckt" wurde. Hier kam man bald auf die Idee, die Viognier-Traube für sortenreinen Wein zu benutzen. Der Wein, den vor allem kleinere Winzer keltern, ist hervorragend, wenn er in seiner Feinheit auch nicht - so sagen zumindest gewisse Weinkritiker - an den Condrieu herankommt.

Trotzdem ist der sortenreine Wein aus der Viognier-Rebe ein extrem feiner, doch vollmundiger Weißwein. Sein Bukett ist sehr vielfältig und erinnert an Gartenblumen und Obstbäume. Er altert gut, aber er ist sehr anfällig auf Oxydation, deshalb sollte man ihn nicht der Luft aussetzen.

Diese Anfälligkeit im Alter ist wohl einer der Gründe, warum man ihn ursprünglich gern im Cuvée mit Syrah bereitet hat, einer Traube, die dem Reifungsprozess weitaus besser widersteht. Doch der Viognier hat einen großen Vorteil, den der Syrah nicht aufweisen kann: auch wenn Syrah im Süden gedeiht, so braucht er doch immer eine gewisse Menge an Wasser, um reifen zu können. Viognier dagegen, ist außerordentlich bescheiden. Er wächst auf den kargsten Boden und fühlt sich auch bei starker Trockenheit noch wohl.
Copyright: Sandra Winters