Freitag, 29. März 2013

Bordeaux 1959, Bordeaux 1960: Jahrhundertwein und wechselndes Glück in Bordeaux

Ein mittelmäßiges Jahr nach einem großen Jahrgang: Bordeaux 1959 und Bordeaux 1960

Bordeaux 1959 war endlich mal wieder ein Jahr, das verstehen lässt, warum die Welt sich nach Bordeaux wendet, wenn man von Wein spricht. Der Sommer war heiß und trocken… es war ein so schöner Sommer, so ideal für die Entwicklung der Bordeaux-Weine, dass böse Zungen unablässig große Regenfälle während der Weinlese voraussagten, die alles zerstören würden.

Doch die bösen Zungen haben nicht immer recht, die Regenfälle blieben aus, und Bordeaux 1959 produzierte einen Jahrhundertwein. Einen Moment glaubte man zwar trotzdem noch, die schlechten Voraussagen hätten sich trotz allem bewahrheitet - als, bei der Weinprobe, einige der bekanntesten Kritiker sich beklagten, Bordeaux 1959 hätte sein Tannin nicht richtig entwickelt und sei nicht herb genug.

Doch einige Jahre später stellte man fest, das der Wein genau war, wie er sein sollte: ein ausgeglichenes Aroma, ein ausgereiftes Tannin, das Versprechen einer langen Haltbarkeit. Man sollte noch lange über die Château Latour, Château Mouton Rothschild, Château Cheval Blanc und all die anderen "Traumweine" aus Bordeaux 1959 reden…

Auch im Lager der Likörweine herrschte Freude. Einziger Nachteil: die Ernte war nicht sehr reich - es gab eigentlich nur sehr wenig Wein, im Verhältnis zu anderen Jahren - aber die Qualität war ausgezeichnet. Die Sauternes zeigten den idealen Grad von Edelfäule, und die Qualität versprach den Mangel an Quantität voll auszugleichen…

Doch die Freude hielt nicht lange an. Bordeaux 1960 war wieder ein enttäuschendes Jahr. Als wenn die bösen Zungen des Vorjahres doch Recht behalten sollten, so folgten auf einen schönen Sommeranfang - der wieder allen Grund zur Hoffnung gab - ein verregneter Spätsommer und starke Regenfälle zur Zeit der Weinlese.

So kam es, dass nur ein Jahr nach einem neuen großen Erfolg der Bordeaux-Weine, in dem Jahr als John F. Kennedy Präsident der Vereinigten Staaten wurde und man in Frankreich hundert alte Franken mit einem neuen ersetzte, der Wein wässrig und ohne besonderen Geschmack wurde. Selbst der Likörwein, der ja eigentlich von dem Regen hätte profitieren sollen, entwickelte nicht die übliche Kraft.

Und trotzdem gab es Überraschungen in diesem Bordeaux 1960. Einige der Weine, zum Beispiel der unverwüstliche Château Latour oder auch Château La Tour Blanche, wurden trotzdem ausgezeichnet.
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 26. März 2013

Bordeaux 1941 und Bordeaux 1942, magerer Wein und Krieg

Bordeaux 1941 und Bordeaux 1942: Hoffnung und Enttäuschung

Bordeaux1941 und Bordeaux 1942 waren traurige Jahre - in jeder Hinsicht. Der Krieg brachte Trauer und Armut auch über Bordeaux, man lebte in Angst vor der Zukunft. Auch in Bordeaux 1942 hatte man inzwischen den Massenmord an den Juden und anderen Volksgruppen verstanden, auf Château Mouton-Rothschild dachte man kaum noch an Wein, sondern an die drohende Gefahr, die über der Familie hing.

Und selbst das Wetter schien auf der Seite des Feindes, schon im Jahr Bordeaux 1941. Der Sommer war kühl und regnerisch, die Rotweine reiften nicht wirklich aus, und selbst die Likörweine im Gebiet der Sauternes entwickelten nicht die nötige Edelfäule.

Und trotzdem geht das Leben weiter. Während die französische Regierung unter Pétain neue Judengesetze verabschiedet, versucht man in Bordeaux 1941 zu retten, was zu retten ist. Unter den Sauternes zeigt sich Château d'Yquem noch als bester Likörwein, unter den Rotweinen tun sich diejenigen hervor, denen selbst ein schlechter Jahrgang nicht völlig schaden kann: Château Cheval Blanc, Château Latour, Château Margaux…

Aber diejenigen, die ihre Hoffnungen auf den Jahrgang Bordeaux 1942 gesetzt hatten, sollten wieder enttäuscht werden. Der Sommer war noch regnerischer als das Vorjahr, die Rotweine wurden alle herb und entwickelten ein starkes Tannin. Nur die Sauternes Bordeaux 1942 profitierten von dem Wetter: sie reiften voll aus und konnten mit einem großen Reichtum an Edelfäule eingebracht werden.

In der Chronik der Stadt sind Bordeaux 1941 und Bordeaux 1942 Symbole für harte und traurige Jahre. Selbst ein gelungener Wein hätte die Bewohner nicht über die Abtransporte der jüdischen Kinder hinwegtrösten können, und man verstand nicht, warum man sich plötzlich vor einem Wohltäter wie dem Baron Rothschild in Acht nehmen sollte.

Das folgende Jahr sollte besser werden… zumindest was den Wein anging.
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 21. März 2013

Bordeaux 1937 und Bordeaux 1938: ein Jahr für die Likörweine, ein Jahr für die Rotweine

Zwei Spitzenjahrgänge: Bordeaux 1937 für die Sauternes, Bordeaux 1938 für die Rotweine

Ein Jahr nach der ersten Vermarktung des Dom Pérignon - die eine ziemliche Enttäuschung für die Liebhaber von Champagner war - erlebt Bordeaux endlich wieder einmal ein wirklich gutes Jahr. In Kalifornien wird die Golden Gate Bridge eingeweiht, die in diesem Moment längste Hängebrücke der Welt, in Spanien hat der Bürgerkrieg beginnen, und in ganz Europa herrscht Angst.

In Bordeaux 1937 jedoch denkt man wie immer vor allem an Wein. Und man ist zufrieden. Denn nach all den schlechten Jahrgängen Anfang der dreißiger Jahre meint es das Wetter endlich wieder gut. Der Sommer ist heiß, nicht zu trocken und nicht zu feucht - der Wein bekommt genau die Regenmenge, die er braucht.

Eigentlich kann man sagen, dass alle Rotweine und Weißweine aus Bordeaux 1937 hervorragend sind. Die besten Rotweine findet man jedoch unter den Libournais und den Graves - sie sind harmonisch, ausgeglichen und fruchtig. Aber die Sauternes, die weißen Likörweine sind geradezu fantastisch: die Kritiker vergleichen sie mit göttlichem Nektar und benutzen Adjektive wie rassig, prächtig, königlich - kurz gesagt, in Bordeaux 1937 werden Weine wie Château d'Yquem ohne Zweifel zu Jahrhundertweinen.

Zuerst glaubte man, Bordeaux 1938 würde ein Rekordjahr wie 1937. Der Sommer war warm und trocken, man hatte allen Grund, auf einen guten Jahrgang zu hoffen. Doch viele Winzer wurden enttäuscht - die Likörweine von Sauternes wurden nur mittelmäßig, obwohl einige ganz gut abschnitten.

Die besten Weine aus Bordeaux 1938 sind Rotweine, darunter Château Cheval Blanc und Château Mouton-Rothschild, die ausgeglichen und langlebig wurden. Heute werden sie zu enormen Preisen gehandelt: eine Flasche Château Cheval Blanc, zum Beispiel, kostet inzwischen rund 1000 Euro.
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 19. März 2013

Bordeaux 1930, Bordeaux 1931: Trauerjahre für Weinliebhaber - Bordeaux 1933: erster Lichtblick

Zwei traurige Jahre für Weinliebhaber: Bordeaux 1930 und Bordeaux 1931 sind total verregnet. Doch in Bordeaux 1933 kommt wieder die Sonne raus.

Das Jahr beginnt in Horror und Unfrieden: in einem Kino in Schottland verbrennen 80 Kinder. In Indien führt Gandhi den friedlichen Aufstand an, und in Frankreich sterben tausend Menschen in schrecklichen Überschwemmungen.

Auch Bordeaux 1930 steht unter dem Zeichen des schlechten Wetters. Es regnet praktisch das ganze Jahr, selbst den Sommer hindurch, und, was noch schlimmer ist für den Wein, es ist zu kalt. Der Wein verfault teilweise auf den Weinstöcken, die Winzer sehen der Weinlese mit Schrecken entgegen.

Tatsächlich gibt es nur sehr wenige Weingüter, die einen Bordeaux 1930 in Flaschen abgefüllt haben - was ihn zwar nicht besser, aber rarer und folglich teurer macht. Selbst die Sauternes reifen nicht, die doch Regen gut brauchen können, um ihre Edelfäule zu entwickeln. Aber in diesem Jahr Bordeaux 1930 ist es selbst für die Edelfäule zu kalt. So kommt es, dass gewisse Sauternes, zum Beispiel, Château d'Yquem, gar nicht auf den Markt gebracht wurden.

Alles wartete also auf das folgende Jahr - doch Bordeaux 1931 wurde nicht besser. Während man in Spanien über die Neugeburt der Republik jubelte, verloren die Winzer immer mehr den Mut. In diesem Jahr entstanden zwar einige mittelgute Sauternes - Château d'Yquem entschloss sich, seinen Wein abzufüllen - aber die Rotweine blieben unausgeglichen und herb.

So ist Bordeaux 1931 ein Jahr mit sehr wenig guten Weinen. Eigentlich ist Château d'Yquem der einzige Wein, der wirklich erwähnenswert ist…

doch im Vergleich zu 1932 waren die Regengüsse in Bordeaux 1931 fast noch ertragbar. 1932 war das Wetter so schlecht, dass fast keine Weine auf den Markt kamen.

Doch in Bordeaux 1933 gab es endlich wieder einen Lichtblick. Es regnete zwar immer noch viel, aber die Sonne kam öfter mal durch und wärmte die Erde auf - was natürlich von den Sauternes begrüßt wurde, deren Edelfäule sich endlich wieder gut entwickeln konnte. Und während die Welt stöhnte, als ein gewisser Adolf Hitler in Deutschland zum Kanzler ernannt wurde, atmeten die Winzer auf. Doch in Bordeaux 1933 wusste man noch nicht, welche Bedrohung das Machtstreben des neuen Kanzlers den Weingütern bringen sollte…
Copyright: Sandra Winters

Samstag, 16. März 2013

Bordeaux 1928 und Bordeaux 1929 - zwei märchenhafte Jahre

Zwei Spitzenweine in Bordeaux: Bordeaux 1928 und Bordeaux 1929 zeigen ihre besten Eigenschaften

1928 ist, was man ein Märchenjahr nennen könnte. In der Welt wird eine Rekord nach dem anderen gebrochen: nachdem Lindbergh ein Jahr zuvor zum ersten Mal von Paris bis New York flog, wird jetzt eine Telefonlinie zwischen den beiden Städten gelegt. Und wie man später den Mond erobert sollte, so erobern norwegische Wissenschaftler jetzt den Südpol... Und im gleichen Jahr, wo die Truppen von Tchang Kaï die Stadt Peking einnehmen, kommt in Kuba Ernesto "Che" Guivara zur Welt...

In Bordeaux 1928 könnte das Wetter derweil nicht besser sein - der Sommer ist warm und trocken, und selbst während der Weinlese scheint die Sonne. Die Trauben sind genauso, wie sie sein sollen: nicht zu trocken, aber von einer Intensität, wie der Weinliebhaber sie zu schätzen weiß. Der Bordeaux 1928 ist solid, gut trinkbar schon bei der ersten Weinprobe und er wird noch besser mit dem Alter.

Die Glückssträhne geht weiter in Bordeaux 1929 - obwohl nicht alle Leute von einem guten Jahr sprechen würden. Denn während neue Rekorde geschlagen werden, zum Beispiel der von Graf Zeppelin, der zum ersten Mal die Welt umfliegt, und der Vatikanstaat und der Comicheld Tintin geboren werden, liegt eine außergewöhnliche Hitze über Bordeaux. Menschen und Pflanzen stöhnen unter der Trockenheit.

Die Trockenheit "gefällt" auch den Weinstöcken nicht, sie tragen wenig, und der Saft in ihren Trauben ist regelrecht gepresst. Doch die Weinqualität ist aussergewöhnlich. Schon vor der Weinlese weiss man, dass Bordeaux 1929 einen Jahrhundertwein hervorbringen würde. Man kann sagen, dass absolut alle Bordeaux 1929 zu den Spitzenweinen gehören.
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 15. März 2013

Bordeaux 1925, Bordeaux 1926, Bordeaux 1927 - drei Jahre für Sauternes-Weine

Bordeaux 1925 - kein sehr gutes Jahr, Bordeaux 1926 - mittelmässig, Bordeaux 1927 - eine Katastrophe... die Sauternes, dagegen, sind immer gut 

Während in Europa Angst und Spannung wachsen und die Bedrohung aus Deutschland immer stärker wird - Hitler gründet seine Waffen-SS, Hindenburg kommt an die Macht, der Vertrag von Versailles wird neu ausgehandelt - gehen die sportlichen "Friedensspiele" in der Welt weiter. In Amerika verliert Frankreich den Daviscup gegen die USA, in Europa gewinnen ein Franzose und eine Französin in Roland Garros.

Im italienischen Pisa denkt man vor allem an den berühmten Schiefen Turm, der, nach neuesten Studien, einzustürzen droht. Doch in Bordeaux 1925 hat man keinen Turm, um den man bangen muss, sondern Wein - und der Jahrgang ist eine Katastrophe. Nach einem nicht sehr guten und einem mittelmäßigen Jahr, scheint der Wein von Bordeaux 1925 gänzlich zu misslingen.

Man kann sich zwar nicht über die Menge des Weines beklagen - der Sommerregen hat die Weinpflanzen so gut gewässert, dass die Trauben prall gefüllt wurden - aber von der Qualität her ist er minderwertig. Einige Weine kommen erst gar nicht auf den Markt, andere werden schnell abgesetzt, weil man annimmt, dass der Bordeaux 1925 schlecht altert.

Nachträglich hat man festgestellt, dass man wirklich gepanikt hat. Der Bordeaux 1925 ist zwar nicht stark, aber dafür angenehm zu trinken. Und zumindest die Sauternes-Weine sind gut und fruchtig.

Im nächsten Jahr dreht sich dann alles um. Und während der Fernseher erfunden wird und die Londoner das erste Mal in den berühmten "Kasten" gucken dürfen, wächst in Bordeaux 1926 ein Wein heran, der rar ist, aber von hervorragenden Qualität. Wieder sind die Sauternes-Weine die besten, aber im Jahre des Bordeaux 1926 kann sich eigentlich kein Weingut beschweren. Vor allem die Rotweine haben ein hervorragendes Bukett und eine schöne, dunkle Farbe. Weine wie Château Ausone oder Haut-Brion sind vollmundig und ausgeglichen.

Doch die Freude dauert nicht lange an. In Bordeaux1927 wird man zwar etwas vom Wein abgelenkt, als es Charles Lindbergh zum ersten Mal die Strecke Paris-New York überfliegt und Campell mit seinem Rennauto den Weltrekord auf 281 km/h erhöht. Aber die bittere Wahrheit überdeckt bald die sportliche Begeisterung: Bordeaux 1927 ist schon wieder ein schlechtes Weinjahr. Die Weingüter verzichten fast alle darauf, ihren Rotwein in Flaschen abzufüllen - es lohnt sich einfach nicht. Die einzigen gut trinkbaren Weine sind wieder die Sauternes, die jedoch recht unregelmäßig sind. Immerhin haben sie ein angenehmes Bukett und einen reichen Geschmack.
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 14. März 2013

Bordeaux 1923 und Bordeaux 1924, Weine der Hoffnung

Zuerst schien Bordeaux 1923 ein grossartiger Wein zu werden - doch mit Bordeaux 1924 kam die Hoffnung zurück



Zuerst meinte man, alles würde stimmen - das Wetter sagte eine gute Entwicklung der Trauben voraus, die Weinlese fand unter besten Bedingungen statt.

Und Hoffnung war etwas, das man brauchte, in diesem Bordeaux 1923. Denn rundum begann die Wirtschaft, niederzugehen. Aus Deutschland hörte man, dass die Wirtschaft am zusammenbrechen sei. Man hörte auch erste Nachrichten von einem gewissen Adolf Hitler, der ein deutsches Reich predigte, dass alle anderen Staaten dominieren sollte…

Die ersten Kostproben von Bordeaux 1923 schienen die Hoffnungen zu bestätigen. Der Wein schien vollmundig und fruchtig. Doch schon ein paar Jahre später entdeckte man, dass fast alle Bordeaux-Weine schlecht alterten. Selbst die Likörweine waren nicht sehr gelungen - der beste blieb nach wie vor Château d'Yquem. Unter den Rotweinen taten sich Château Margaux, Latour, Haut-Brion et Mouton-Rothschild hervor.

Auch wenn einige schon ahnten, dass Bordeaux 1923 nicht das ideale Jahr war, das man sich erhofft hatte, so wuchs die Hoffnung doch wieder in Bordeaux 1924. In Paris jubelte man den Olympischen Spielen zu, in ganz Frankreich herrschte Feststimmung. In England wurde die erste sozialistische Regierung gewählt - und das Wetter meinte es gut mit dem Wein aus Bordeaux.

Die Likörweine Bordeaux 1924 gelten als gelungen, auch wenn sie nicht so reichhaltig sind wie drei Jahre zuvor. Und die Rotweine sind mehr als zufriedenstellend - Château Margaux, Mouton-Rothschild und all die anderen großen Bordeaux 1924 sind vollmundig, fruchtig und lange haltbar.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 13. März 2013

Pétrus 1983, ein schwieriges Jahr in Bordeaux

Bordeaux 1983, ein schlechter Jahrgang - und Pétrus 1983, ein "mittelmäßiger" Spitzenwein

In Bordeaux 1983 ist es genau 35 Jahre her, dass mit der Übernahme des Weinguts von der Witwe Edmond Loubat die "Ära des Petrus" begann. Nach einigen ökonomischen Fehlentscheidungen ihrer Vorgänger - vor allem der Entscheidung, an die Börse zu gehen - konnte sie das Château ihr eigen nennen und ihrer Leidenschaft für guten Wein freie Bahn lassen.

Aber sie liebte nicht nur den Wein, sie war auch eine gute Kauffrau. Und sie hatte Ideen. Zum Beispiel die Idee, Königin Elisabeth II ihren Bordeaux für ihre Hochzeit und später für ihre Krönungstafel zu empfehlen. Seitdem ist Petrus ein Wein, der von Königen - und nicht nur von Königen - getrunken wird.

Wie hätte die Witwe Loubat, wie man sie allgemein nennt, im Jahre Bordeaux 1983 reagiert? Es war ein Jahr, wie man es in Bordeaux nur selten sieht - wie es sich der Eigentümer eines Weinguts nur in seinen Albträumen vorstellt. Der Sommer war zwar sonnig, aber viel zu heiß und vor allem feucht. Anstatt zu reifen, begannen die Trauben schon vor der Zeit der Weinlese auf den Stöcken zu verfaulen.

Glücklicherweise folgte dem feuchten Sommer ein schöner, warmer Herbst, und die meisten Weine, die früh geerntet werden konnten, wurden trotz allem noch recht gut. Die Pomerol-Weine gehörten fast alle zu den Gewinnern, so auch Petrus 1983. Der bekannte Weinkritiker Robert Parker gibt ihm zwar nur 86 von 100 Punkten - was für einen Pétrus eine recht schlechte Beurteilung ist und Frau Loubat sicherlich nicht gefallen hätte.

So entwickelt sich im Pétrus 1983 mit der Zeit ein herbes Tannin, das nie so ausgereift sein wird, wie in den großen Jahrgängen. Robert Parker geht so weit zu sagen, dass er enttäuscht sei von diesem Bordeaux 1983. Er empfiehlt, ihn nicht zu lange zu lagern.
Copyright: Sandra Winters

Montag, 11. März 2013

Bordeaux 1946: Latour und Mouton Rothschild, die Weine eines Nachkriegsjahres

Bordeaux 1946, ein Wein aus einem traurigen Jahr

Eigentlich hätte es ein hervorragendes Jahr werden sollen. Der Krieg war vorbei, viele Männer kamen aus dem Krieg zurück, Bordeaux 1946 war eine Stadt, die aufatmen konnte. Noch gab es eine Menge Probleme, der Krieg hatte zu viele Hoffnungen zerstört. Und zu viele Menschenleben. Aber das Leben ging weiter. Zum ersten Mal nach vielen Jahren gab es wieder eine Zukunft.

Zum ersten Mal dachte man auch wieder an andere Dinge als an die Angst vor der Besatzungsmacht, als an die Angst, nicht zu genug zu essen zu haben und an das Überleben. Man dachte an leben. So beherbergte Bordeaux 1946 zum Beispiel die französischen Schachmeisterschaften. Die Girondins, der Fußballclub von Bordeaux, kam ins Halbfinale der Landesmeisterschaften…

Und der Wein 1946? - Noch stand Bordeaux unter dem Einfluss des berühmten Jahrgangs 1945. Dann bedeutete das Ende des Krieges auch das Ende der Angst der Weingüter, von der Besatzungsmacht vereinnahmt zu werden. Nur in Château Mouton Rothschild 1946 herrschte noch kein Sonnenschein: 1945, kurz vor Ende des Krieges, hatten die Deutschen Frau und Tochter des Baron Rothschild, abtransportiert, und seine Frau sollte niemals wiederkommen.

Eigentlich schien die Sonne ja nirgends in diesem Weinjahr Bordeaux 1946. Besonders der September war kalt und regnerisch und ließ den Wein nicht reifen, sondern verfaulen. Dazu kam eine Plage, die die Bordeaux-Weine seitdem glücklicherweise nicht mehr heimgesucht hat: eine Invasion von Heuschrecken zerstörte die Weinberge.

Wieder einmal ging das Schicksal merkwürdige Wege. In einem Jahr, wo fast alle Weingüter sich mit einer traurigen Ernte abfinden mussten, gab es nur zwei der großen Weingüter, die trotzdem einen guten Wein produzieren konnten: Latour 1946 wurde ein haltbarer, fruchtiger Wein und… Château Mouton Rothschild. Ausgerechnet das Weingut, das in Trauer war, brachte einen hervorragenden Wein heraus.

Copyright: Sandra Winters

Freitag, 8. März 2013

Bordeaux 1999, Wein und Fußball

Warum mehr Leute denn je mithalfen bei der Weinlese der Bordeaux-Weine 1999

Es war ein sagenhaftes Jahr, dieses Bordeaux 1999, und das, obwohl eigentlich jeder nur auf den legendäre Jahrgang 2000 wartete.

Und diesmal ging es nicht nur um Wein - sondern zuerst einmal um Fußball: Bordeaux 1999, das bedeutete Landessieger in letzter Minute, nach einem spannenden Spiel gegen die berühmte Mannschaft aus Marseille.

Der Wein 1999 dagegen - erst glaubte man, er würde absolut kein Erfolg. Schon der Sommer war nicht ideal, und als die Weinlese losging, regnete es… man hätte glauben können, es würde nicht mehr aufhören zu regnen. Die Weingüter hatten nur eine Möglichkeit, um zu retten, was zu retten ist: so viele Leute wie möglich anheuern. So wimmelte es in Bordeaux 1999 nur so von Leuten auf den Weinbergen - die großen Weingüter stellten hunderte von Erntearbeitern ein.

Und es sollte sich lohnen: der Bordeaux 1999 wurde trotz aller Befürchtungen ein guter Wein. Es ist vielleicht kein Spitzenjahr, aber alle Bordeaux-Weine sind schon jetzt gut trinkbar und werden sich vermutlich eine ganze Weile halten.

Wie im Jahre 2003, so sind die Saint-Émilion und die Pomerol-Weine praktisch die besten. Aber auch die Médoc sind ausgezeichnet, und die Graves werden vermutlich noch lange zu den beliebtesten Weinen der Welt gehören. Selbst die Likörweine sind fruchtig und ausgewogen.

Unter den Saint-Émilion zeichnet sich wieder einmal der ChâteauCheval Blanc aus. Er ist fruchtig, gut trinkbar solange er noch jung ist, aber man weiß schon jetzt, dass er gut altern wird und als ausgeglichener, ausgereifter alter "Herr" die Weinliebhaber begeistern wird.

Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 7. März 2013

Bordeaux 2003, ein Wein von vor 10 Jahren…

Wein in Bordeaux 2003: ein junger Wein, der hoffen liess...


Selbst im sonnigen Bordeaux ist es selten, dass die Blätter schon im März sprießen. Und wenn der Wein im Mai zu blühen beginnt, dann weiß man, dass man mit einer frühen Weinlese zu rechnen hat. Das kann bedeuten, dass der Bordeaux 2003 einfach großartig wird - und das kann auch bedeuten, dass es ein Jahrgang wird, an den später niemand mehr denkt.

Und dann wird es August, und eine Hitzewelle legt sich über Bordeaux, wie man sie noch selten gesehen hat. Die Menschen leiden - und mit ihnen der Wein. Sollte das Ende des Weins 2003 schon vorprogrammiert sein?

Die Hitzewelle dauert nur drei Wochen an. Ende August wird sie abgelöst von großen Regenschauern, aber für einige Weine ist es schon zu spät.

Das heißt, zuerst glaubte man ja noch an einen sehr guten Jahrgang. Die ersten Kostproben waren vielversprechend, und selbst die Weinkenner sagten einen guten Wein 2003 voraus. Aber als diese Weinkenner sich aussprachen, hatten sie die Wetterlage vergessen…

Heute stellt man fest, dass vor allem die Merlot-Weine niemals wirklich ausgereift sein werden. Ihr Tannin ist zwar eher überreif, was bedeutet, dass die Weine sich nicht lange halten, aber die Entwicklung der Fruchtigkeit wird nie wirklich zu einem Höhepunkt gelangen. Im Moment sind die Bordeaux 2003 der Rebsorte Merlot gut trinkbar, aber sie bleiben junge Weine, die schlecht altern.

Die Weine dagegen, die auf einem Boden wachsen, der das Wasser während der Trockenperiode speichert und den Überfluss wegsickern lässt, wenn es zu stark regnet, haben 2003 genau das bekommen was sie brauchen - Hitze und Feuchtigkeit. So kann man sagen, dass der Bordeaux 2003 ein großer Jahrgang ist, wenn man von den Gebieten Saint-Émilion und Pomerol spricht.

Der beste Wein 2003 aus dem gesamten Gebiet von Bordeaux ist jedoch der Likörwein. Kein Wetter könnte die Entwicklung der Edelfäule besser fördern als der heiße, trockene Sommer und die nachfolgenden Regenschauer. So hat der Château d'Yquem 2003 ein Aroma und eine Reinheit, wie man sie selten erlebt hat. In Bordeaux - und in der Welt - wird man sicher noch lange von Yquem 2003 reden…

Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 6. März 2013

Bordeaux 2001, ein Wein im Schatten des Bordeaux 2000

Warum viele Weinkenner den Bordeaux 2001 regelrecht übersehen

Natürlich kam nach dem sagenumwobenen Bordeaux 2000 ein neues Jahr, und der Bordeaux 2001 wurde eingebracht. Doch viele glaubten nicht an diesen Wein oder, besser gesagt, sie verschwendeten nicht mal einen Gedanken an ihn. Bordeaux 2000 war so wichtig für sie, dass der neue Jahrgang… fast nicht existierte.

So haben sich wohl nur die Verantwortlichen der Weingüter wirklich Sorgen gemacht, als der Winter viel zu mild und der Juli zu regnerisch wurde. Anfang August war anzunehmen, dass Bordeaux 2001 wirklich alles andere als ein Spitzenwein werden würde. Doch dann schlug das Wetter um, der August war heiß, und der Herbst war mild und trocken.

Auch wenn das gute Wetter ab August noch viel retten konnte, der regnerische Juli war nicht wieder gut zu machen. So waren die Winzer um Bordeaux gezwungen, auf eine späte Weinlese zu setzten. Die Rotweine wurden bis Mitte Oktober geerntet, doch einige wurden trotzdem nicht richtig reif.

So sind alle Saint-Émilion-Weine des Jahres 2001 äußerst gelungen. Hier herrscht die Rebsorte Merlot vor, die im Prinzip schneller reift als zum Beispiel die Cabernet Sauvignon. So sind die Rotweine Château Cheval Blanc 2001 et Margaux 2001 zu echten Liebhaberweinen geworden, mit ausgeglichenem Tannin, die schon jetzt gut trinkbar sind. Ausone 2001, obwohl er auch weitgehend auf Merlot basiert, ist nicht immer überzeugend.

Liebhaber sagen, der Bordeaux 2001 wäre sogar noch besser als der Bordeaux 2000. Das kann aber auch daran liegen, dass der Wein von 2000 sich besser zur Lagerung eignet, also auch später wirklich ausgereift ist. Denn eigentlich sind Bordeaux 2000 und 2001 ja beide noch echte Jungweine - mit dem Unterschied, dass man sich einen Cheval Blanc 2001 heute noch leisten kann… im Gegensatz zu einem Bordeaux 2000, dessen Ruf ihn schon dreizehn Jahre später den Preis eines Jahrhundertweins erreichen ließ.
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 5. März 2013

Ausone 1983, ein Bordeaux-Wein, der besser ist als man dachte

Wie ein sonniger Herbst den Ausone 1983 rettete

Noch im Sommer glaubte man, dass ein schlechter Jahrgang auf den Weinbergen heranwuchs. Es war unerträglich heiß - was dem Wein immer gut gefällt. Aber gleichzeitig regnete es zu viel, und man hatte ständig den Eindruck, ein heißer Nebel läge über den Weinbergen.

Auch die Reben auf den Weinbergen von Château Ausone 1983 waren den ganzen Sommer über feucht. Die Pflanzen sogen den Regen ein, und die Trauben wurden groß und rund. Aber anstatt ihre Fruchtigkeit zu entwickeln bestanden sie vor allem aus Wasser.

Der einzige Bordeaux 1983, dem dieses Wetter gefiel, das war der Likörwein von Château d'Yquem, der genug Edelfäule entwickelte, um einen hervorragenden Jahrgang anzukündigen. Doch Château Ausone 1983 brauchte keine Edelfäule - er brauchte Sonne und Trockenheit.

Doch der Herbst rettete die Ernte. Eine trockene, angenehme Wärme trocknete die Trauben, und dank dem schönen Wetter konnte die Weinlese früh begonnen werden - früh genug, damit die sommerliche Feuchtigkeit ihn nicht zum Verfaulen brachte.

Auf diese Weise ist Ausone 1983 ein reicher, fruchtiger Wein geworden, der sich schon jetzt gut trinken lässt. Aber seine Geschichte zeigt, wie sehr ein Bordeaux-Wein vom Wetter abhängt. Ein verregneter Sommer oder sogar nur ein paar Regenschauer während der Weinlese können einen gesamten Jahrgang zerstören.
Copyright: Sandra Winters

Sonntag, 3. März 2013

Wein 2000: Welchen Bordeaux hätte der Sonnenkönig im Jahr 2000 getrunken?

Ludwig XIV., Dom Pérignon, Petrus, Mouton-Rothschild und Margaux...

Es ist wohlbekannt, dass der Sonnenkönig der erste und, bisher, der größte Feinschmecker in der Geschichte Frankreichs war. Er liebte das gute Essen und, nicht minder, den guten Wein. Bis heute ist es wohl keiner Festtafel gelungen, sich mit einem ganz normalen "Alltagsessen" von Ludwig XIV. zu vergleichen.

Einer seiner Lieblingsweine war ohne Zweifel der Champagner, der gerade zu seinen Lebzeiten erfunden wurde. Als er Dom Pérignon - den ersten Champagner - entdeckte, "abonnierte" er sich auf die gesamte Produktion. Solange das Benediktinerkloster, das den Dom Pérignon herstellte, nicht genug produzierte, um den König zufrieden zu stellen, hatte keiner das Recht, etwas davon abzuhaben…

Im Jahr der Ernte der Bordeaux-Weine 2000 hätte der Sonnenkönig vermutlich einen Dom Pérignon 1973 gewählt, der mit seinen damals 23 Jahren zwar noch als Jungwein galt, aber doch schon hervorragend schmeckte: schon in seiner Jugend war dieser Dom Pérignon prickelnd und von der reichen Leichtigkeit, die den ersten Champagner der Weinkultur von Bordeaux so einzigartig sein lässt.

Doch vielleicht hätte der König im Jahre 2000 eher einen "Geburtstagswein" gewählt, zum Beispiel einen Mouton-Rothschild 1940 oder einen Margaux 1930. Oder er hätte auf den Jahrgang zurückgegriffen, den viele heute als den größten Jahrgang des 20. Jahrhunderts betrachten: Bordeaux 1945, das Jahr der letzten Kriegswirren, wo der Wein rar wurde, weil in Bordeaux nicht genug Erntearbeiter zur Verfügung standen, doch wo das Wetter es so gut mit dem Wein meinte, dass er zu einem der größten Bordeaux aller Zeiten heranwuchs.

Möglicherweise wäre der Sonnenkönig heute auch in Kontakt mit der Königin von England: in ihrer Gesellschaft hätte er sicher einen Petrus1953 getrunken, den Jahrgang ihrer Krönung, wo der Bordeaux-Wein Petrus als "Ehrengast" die Tafel zierte. Vielleicht war die Krönungstafel von Königin Elisabeth II. ja sogar vergleichbar mit einem Mahl im Schloss von Ludwig XIV...
Copyright: Sandra Winters

Samstag, 2. März 2013

Dom Pérignon 1973: Was Dom Pérignon mit Ludwig XIV. verbindet

Dom Pérignon 1973 und Ludwig XIV.: ein König und sein Bordeaux

Was hat Dom Pérignon mit dem Sonnenkönig gemein? - Alles begann mit einer Art Unfall. Als der Mönch und neu ernannte Verwalter des Benediktinerkloster von Hautvilliers sich in den Kopf gesetzt hatte, den "besten Wein der Welt" zu erschaffen, dachte er zuerst an einen "Schönheitsfehler" mancher Bordeaux-Weine, die in seiner Gegend produziert wurden. Er hatte festgestellt, dass sich in manchen Flaschen Blasen bildeten, die in der Regel durch schlechte Lagerung entstanden - bei falscher Lagerung kann es passieren, dass der Wein ein zweites Mal gärt und Luftblasen entwickelt.

Dom Pérignon zog doch in den Krieg gegen die Blasen. Es musste möglich sein, so dachte er, selbst bei schlechter Lagerung eines Weines die zweite Gärung zu verhindern. Er sagte sich, dass ein Wein, der niemals Luftblasen entwickelt, besser sein würde als alle anderen Bordeaux-Weine.

Doch seine Versuche liefen nicht so, wie er es sich dachte: anstatt die Blasen aus seinem Wein zu verbannen, erschuf er einen Wein, der mehr Blasen hatte als alle anderen. Doch zu seinem großen Erstaunen gaben diese neuen Blasen dem Wein eine Frische und einen Geschmack, den er noch nie in einem Wein gefunden hatte. Paradox oder nicht: der "Feind" der Blasen hatte den Champagner erfunden.

Vielleicht wäre dieser neue Wein nie bekannt geworden, wenn eine Hofdame von Ludwig XIV. nicht gesündigt hätte und ihr Seelenheil in dem Benediktinerkloster suchte, in dem Dom Pérignon wirkte. Dort entdeckte sie die Neuschaffung des "Vaters Pérignon", wie man ihn nannte, und um ihre Reue zu beweisen, erklärte sie sich zum Vorkämpfer für Champagner und den Mönch Dom Pérignon.

Ihr Kampf war nicht schwierig. Sie bestach einen der Edelmänner am Hofe des Königs mit ein paar "Zärtlichkeiten", und als Dank schmuggelte er eine Flasche Dom Pérignon auf die Tafel von Ludwig XIV. - der übrigens nur ein Jahr älter war als der Mönch und im gleichen Jahr starb -, und schon hatte die Hofdame gewonnen: Ludwig XIV. entschied, dass er ab sofort das Vorrecht auf die gesamte Produktion von Dom Pérignon haben sollte. In den Jahren, in denen das Kloster nicht genug Champagner herstellen konnte, um alle seine Liebhaber zu befriedigen, musste der gesamte "Blasenwein" an den König geliefert werden.

Wenn Ludwig XIV. heute noch lebte, dann fände man auf seiner Tafel vermutlich einen Dom Pérignon 1973, einen sechzigjährigen "Geburtstagswein", der jetzt gerade richtig ausgereift ist. Dom Pérignon 1973 kommt zwar aus einem Jahr, wo viele Bordeaux-Weine durch plötzliche Regengüsse zur Zeit der Weinlese verwässert wurden, doch die Erben des Benediktinerklosters hatten Glück: Dom Pérignon 1973 ist ein Champagner geworden, wie Ludwig XIV. ihn geliebt hätte…
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 1. März 2013

Château Cheval Blanc 1993 und Saint-Émilion - eine spezielle Mischung der Rebsorten

Was Château Cheval Blanc von anderen Saint-Emilion unterscheidet und selbst einen Cheval Blanc 1993 zu einem besonderen Wein macht

Hört man den Namen des Bordeaux-Gebietes Saint-Émilion, so denkt man an gute Weine und sogar an Spitzenweine. Es ist wahr, dass sich fast alle Weine aus Saint-Émilion gut trinken lassen, aber nur vier Wein-Appellationen haben es geschafft, zu den Weltspitzenweinen zu gehören.

Château Cheval Blanc gehört zu diesen Spitzenweinen. Es gibt Kritiker, die sagen zum Beispiel von Château Cheval Blanc 1953, dass es ein Wein sei, wie man ihn in der Welt nur einmal findet. Aber auch die anderen Jahrgänge - selbst die, die als "mittelmäßig" eingestuft werden, wie Château Cheval Blanc 1983 oder Château Cheval Blanc 1993 - bleiben auf der Bestenliste der Weine aus Bordeaux und aus der ganzen Welt.

Was macht Château Cheval Blanc oder ChâteauAusone zu Spitzenweinen? Was haben diese Weingüter, was die anderen Saint-Émilion nicht haben? - Eine der wichtigsten Antworten auf diese Frage geben die Rebsorten.

Ein Saint-Émilion besteht in der Regel vor allem aus Merlot, Cabernet franc und Cabernet Sauvignon. Der Nachteil an Cabernet Sauvignon ist, dass er verhältnismäßig lange braucht, um reif zu werden. Und nachdem das Klima in Saint-Émilion etwas kühler ist als in anderen Bordeaux-Gebieten, kommt es vor, dass sie nicht die Zeit hat, auszureifen. Deshalb setzen viele Weingüter in Saint-Émilion fast ausschließlich auf Merlot, eine Rebsorte, die früh reif wird und immer eine Garantie für Qualität ist.

Auch Château Cheval Blanc benutzt die Rebsorte Merlot. Während andere Weingüter sie jedoch zu bis zu neunzig Prozent in ihren Wein einbringen, begnügt sich Château Cheval Blanc mit vierzig Prozent. Die restlichen sechzig Prozent bestehen aus Cabernet franc - Cheval Blanc verzichtet also ganz auf Cabernet Sauvignon und umgeht auf diese Weise das Problem der späten Reife.

Ein Weingut wählt seine Rebsorten jedoch nicht zufällig aus. Wenn Château Cheval Blanc auf Merlot und Cabernet franc setzt, dann liegt das an der Beschaffenheit seines Bodens. Sein Untergrund besteht aus Kalkstein und Schwemmlandboden, was den Vorteil hat, dass das Wasser genau richtig dosiert wird: dank dem Kalkstein staut sich der Regen nicht in der Erde an - was einem Wein nicht gut bekommt -, und der Schwemmlandboden sorgt dafür, dass der Kalkstein nicht alle Feuchtigkeit versickern lässt.

Die Kombination von Merlot und Cabernet franc ist ziemlich selten und gibt dem Château Cheval Blanc eine besondere Note, die man in keinem anderen Wein findet. Und dies ist der Grund, warum selbst ein "mittelmäßiger" Cheval Blanc 1993 immer noch etwas Besonderes bleibt.
Copyright: Sandra Winters