Donnerstag, 31. Januar 2013

Bordeaux 1953: ein guter Wein mit einmaliger Qualität

Ein Wein, der mit Charme altert: 60 Jahre Bordeaux 1953



Sechzig Jahre ist es jetzt her, dass man in Bordeaux den Jahrgang 1953 einlagerte. Im Allgemeinen konnte man auf einen guten Wein rechnen: das Wetter war nahezu ideal in diesem Jahr. Es begann mit einem milden Frühling, im Juni und Juli wurde es dann kühl und feucht. Im August und September, dagegen, im Moment wo jeder an die Weinlese dachte, schlug das Wetter wieder um, und es wurde heiß und trocken. Die Trauben waren Ende August reif, man konnte schon am 29. August mit der Weinlese beginnen.

Was man im Moment der Weinlese jedoch noch nicht wusste: der Bordeaux 1953 sollte nicht nur gut, sondern einmalig werden. Schon als man begann, ihn in Flaschen umzufüllen, war es ein guter Wein - was oft bedeutet, dass er nicht sehr alt wird. Doch die Qualität nahm eher zu im Laufe der Jahre, und der Bordeaux 1953 sollte eine Eigenschaft entwickeln, die wenige Weine haben: er ist einheitlich gut, von seiner Abfüllung angefangen bis heute, sechzig Jahre später - und vermutlich noch für eine sehr lange Zeit.

Michael Broadbent, einer der bekanntesten Weinkritiker, beschrieb den Bordeaux 1953 auf romantische Art: "Schöne Babys, keine Pubertätsprobleme, gut erzogene Jugendliche, lebhaft und charmant in ihrer ersten Jugend. Erwachsene, die keine Krise kennen und voller Charme altern."

Franck Dubordieu, ein anderer Kritiker sagte schon kurz nach der Weinlese voraus, dass der Bordeaux 1953 ein großer Klassiker werden würde. Er vereint in sich das Gleichgewicht eines guten Weines, den Reichtum des Buketts, Feinheit und Langlebigkeit.

Und Robert Parker, der berühmte amerikanische Kritiker, ohne den nichts möglich ist auf dem internationalen Weinmarkt, ist einfach begeistert: "Die 1953er sind vermutlich die einzigen Bordeaux-Weine, über deren Qualität sich alle einig sind." Weine, wie er hinzufügt, die sich immer von ihrer besten Seite zeigen werden.
Copyright: Sandra Winters


Mittwoch, 30. Januar 2013

Château Margaux 1953 und Corinne Mentzelopoulos

Die grossen Frauen von Bordeaux: Corinne Mentzelopoulos, Hamburger und Château Margaux


Kann man das einfache Leben schätzen, wenn man zu den reichsten Leuten der Welt gehört? - Wenn Corinne Mentzelopoulos sich zu Tisch setzt, kann sie unter den exotischsten Gerichten wählen. Sie hat die nötigen Mittel sich den teuersten Kaviar kommen zu lassen und die größten Festmähler zu veranstalten.

Doch wenn man sie fragt, was sie am liebsten isst, dann sagt sie: "Hamburger". Natürlich wählt sie einen Hamburger mit dem besten Fleisch und Käse aus, aber es bleibt immer ein Hamburger. Und dazu trinkt sie einen der besten Jahrgänge des Bordeaux-Weins Château Margaux, zum Beispiel Château Margaux 1953.

Corinne Mentzelopoulos gehört zu den Frauen, die das Sagen haben in der französischen Welt des Weines. Und sie ist nicht nur Frau, sondern auch noch griechischer Herkunft - was sie nicht hinderte, aus ChâteauMargaux eines der besten Weingüter von Bordeaux zu machen.

Ihr Vater, André Mentzelopoulos, war ein Geschäftsmann, der zuerst auf Getreide, später dann auf eine große französische Supermarktkette setzte. Als 1977 schließlich das Weingut Château Margaux zum Verkauf stand, entschied er sich sofort.

Nach seinem Tod, 1980, ist Corinne Mentzelopoulos alleinige Besitzerin von Château Margaux. 1990 willigt sie zwar ein, einen Teil an die Familie Agnelli zu verkaufen - italienische Geschäftsleute, die ihr Vermögen mit Autos (Fiat und Ferrari) gemacht haben - aber 13 Jahre später kauft sie die Anteile zurück. Inzwischen besitzt sie 75 Prozent aller Aktien des Weinguts, das immerhin ein Kapital von 440 Millionen Euro repräsentiert…

Château Margaux ist natürlich nicht alles, was sie besitzt. Aber der Wein ist ihr Lieblingsprodukt. Einer ihrer Lieblingssätze ist: "Château Margaux gehört uns nicht - wir gehören Château Margaux.
Copyright: Sandra Winters

Montag, 28. Januar 2013

Château Pétrus und die Merlot-Reben von Bordeaux

Warum die Merlots aus Bordeaux zur weitverbreitetsten Rebensorte der Welt wurden


Wenn man von Bordeaux-Weinen und ihrer Qualität spricht, dann denkt man spontan an das warme und trockene Klima, in denen sie gedeihen, an Önologen wie Michel Rolland und an sagenhafte Güter wie Château Mouton-Rothschild

Aber auch die Reben spielen eine wichtige Rolle für die Qualität und das Bukett der Spitzenweine. Man kann hier von so was wie einer Wechselwirkung sprechen. Einerseits beeinflusst das Anbaugebiet und die Herstellungsmethode die Qualität der Rebensorte, aber das beste Klima und der beste Önologe bringen keinen guten Wein hervor, wenn die Rebensorte nicht stimmt.

Eine der wichtigsten Weinsorten aus dem Gebiet von Bordeaux ist Merlot, eine schwarzblaue Rebe, die dem Wein ein trockenes, fruchtiges Bukett verleiht. Nach einer Untersuchung der Universität von Kalifornien ist Merlot heute die weitverbreitetste Rebensorte der Welt - was aber nicht heißt, dass sie überall die Qualität eines Bordeaux-Weines erreicht. Der Weltruf der Merlot-Reben begann auch in Bordeaux: sie eroberten die Welt ab 1784, dem Jahr, wo Bordeaux in aller Munde war.

Einer der bekanntesten Spitzenweine aus Bordeaux, die aus der Rebensorte Merlot hervorgehen, ist der Château Pétrus. Im Gegensatz zu vielen anderen Bordeaux-Weinen, die mehrere Rebensorten in sich vereinen, ist Château Pétrus ein reiner Merlot-Wein. Château Pétrus gilt nicht nur als der teuerste Wein aus seinem Anbaugebiet, sondern als der teuerste Rotwein der Welt. Château Cheval Blanc und Château Ausone, ebenfalls Bordeaux-Weine, die weitgehend aus dem Produkt der Merlot-Reben bestehen, sind preislich nicht sehr weit entfernt.

Merlot-Reben haben Eigenschaften, die von Weinliebhabern in aller Welt geschätzt werden. Sie lassen sie sich relativ früh ernten - was das Risiko eines verregneten Herbstes weitgehend ausschließt und sie sind weniger herb als andere Sorten, wie zum Beispiel der Cabernet Sauvignon. Einmal gereift, entwickelt der Wein aus Merlot einen höheren Alkoholgehalt und kann folglich länger gelagert werden als andere Sorten.
Copyright: Sandra Winters

Sonntag, 27. Januar 2013

Bordeaux 1952 - ein Jahrgang der Hoffnung auf einen Premier Grand Cru

Warum Weingüter wie Château Cheval Blanc oder Château Margaux 1952 eine frühe Weinlese ansetzten

Nach mehreren schlechten oder sehr durchschnittlichen Jahrgängen versprach der Bordeaux 1952 endlich wieder zu seiner traditionellen Qualität zurückzufinden. Der Frühling und der Sommer waren heiß und trocken, was für die Liebhaber der Bordeaux-Weine stets ein gutes Zeichen ist. Das Weinjahr Bordeaux 1945 hat bewiesen, wie wichtig die Trockenheit für die Weine aus Bordeaux ist - die Ernte ist dann zwar nicht groß, aber die Spitzenweine können mit einer Auszeichnung Premier Grand Cru rechnen.

Es gibt nur wenige Ausnahmen von dieser Regel. Eine davon ist der weiße Likörwein von Château d'Yquem, der einen ständigen Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit braucht, möglichst innerhalb von 24 Stunden. Oder der Wein aus Château Latour, der selbst in einem verregneten Jahrgang wie 1973 noch Spitzenqualität erreicht.

Als sich in Bordeaux 1952 dann allerdings die Weinlese näherte, begann sich das Wetter zu ändern. Es regnete immer mehr, und viele verloren die Hoffnungen, die sie den Sommer über genährt hatten. Auf mehreren Weingütern wie Château Margaux oder Château Cheval Blanc setzten frühe Weinlesen an, in der pessimistischen Stimmung zu retten, was noch zu retten ist.

Doch sie sollten sich täuschen. Der Regen hatte spät genug eingesetzt, um dem Wein nicht zu schaden. So kam es, dass der Bordeaux 1952 ein starker Wein der Spitzenklasse wurde. Mehrere Weingüter erhielten die besten Bewertungen, wie zum Beispiel http://weine-in-frankreich.blogspot.de/2013/01/chateau-petrus-ein-kleiner-wein-wird-gro.html oder Château Ausone.

Der Château Mouton-Rothschild 1952 war so gut, dass er heute kaum unter 2000 Euro gehandelt wird.
Copyright: Sandra Winters

Samstag, 26. Januar 2013

Bordeaux 1940 - der Jahrgang des Krieges und des Spitzenweines in Bordeaux

Wie die Eigentümer der Weingüter in Bordeaux 1940 zu Widerstandskämpfern wurden


Am 27. Juli 1940, um genau 23 Uhr, werden die Uhren in Bordeaux um eine Stunde vorgestellt. Ab sofort hat jeder deutsche Zeit zu verwenden.

Auch wenn die Weingutbesitzer von Bordeaux 1940 an andere Dinge zu denken hatten als an den Krieg, so wurde es ihnen nicht leicht gemacht. Die Deutschen besetzen die Stadt und die Kasernen. Der Präfekt überreicht den neuen Herren einen Blumenstrauß, das übliche Willkommenssymbol in Bordeaux. Der Bürgermeister, ein Sozialist, schwingt eine Rede, in der von einer neuen Ordnung die Rede ist, die endlich aufräumen würde mit der Ungerechtigkeit. Den Juden wird der Zugang zu allen öffentlichen Orten verboten - Schulen, Parks und Krankenhäuser werden "judenfrei".

Und die Eigentümer der Weingüter von Bordeaux werden zu Widerstandskämpfern. Nicht nur die Familien jüdischer Herkunft wie die Herren von Château Mouton-Rothschild - Frau und Tochter des Baron von Rothschild wurden 1945 in ein deutsches Konzentrationslager gebracht, wo die Mutter der zukünftigen Schauspielerin Philippine de Rothschild umkam -, sondern auch die anderen, die sich eigentlich lieber um ihren Wein gekümmert hätten als um Krieg und Politik.

Denn eine der ersten Aktionen nach der Besetzung von Bordeaux war die Plünderung der Weingüter. Die Deutschen wussten einen guten Wein wohl zu schätzen, und sie wussten, wo sie ihn sich holen konnten. Aber es ging nicht nur um eine Handvoll Soldaten, die sich mit den Spitzenweinen im Bordeaux 1940 vergnügen wollten - die deutsche Regierung war sich vollkommen bewusst, dass Wein in Frankreich eine Wirtschaftsmacht bedeutete: rund 20 Prozent der französischen Bevölkerung lebten 1940 vom Wein.

Dazu kam, dass der Jahrgang 1940 zu einem der besten von Bordeaux gehörte. Seit rund zehn Jahren hatte die Qualität der Bordeaux-Weine gelitten - jedes Jahr von neuem machte das Wetter den Weingütern einen Strich durch die Rechnung. Aber in diesem Kriegsjahr war alles anders: ein langer, heisser Sommer machte den Bordeaux 1940 zu einem der besten Jahrgänge seit langem.
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 25. Januar 2013

Der weiße Likörwein von Château d'Yquem und die Edelfäule

Warum die Weinlese auf Château d'Yquem so lang und aufwendig ist

Niemand kann behaupten, dass die Weinmacher aus Bordeaux nicht bereit wären, von anderen Weinnationen zu lernen? - So wurde die Trockenbeerenauslese zuerst im Rheinland und in Ungarn praktiziert… bis sie Anfang des 19ten Jahrhunderts schließlich auch auf Châteaud'Yquem entdeckt wurde. Es war nicht etwa ein Prinz oder ein Baron, der den Mut zu einer solchen Neuerung hatte, sondern einer Frau, Françoise Josefine, der letzten Erbin der Familie der Sauvage d'Yquem.

Was zu Zeiten von Françoise Josefine so was wie eine Revolution in der Behandlung eines Bordeaux-Weines war, gilt heute als moderne Technik, die dem weißen Likörwein von Château d'Yquem seine Spitzenklasse gibt.

Dabei ist diese "besondere Technik" aus Château d'Yquem eigentlich der Natur zu verdanken. Oder einer Krankheit, die anderen Weinen fatal wird.

Wie andere Edelweine aus Bordeaux oder Burgund, zum Beispiel der Biowein von Château Romanée-Conti, wird der Château d'Yquem von Hand gelesen. Doch das bedeutet nicht nur, dass keine Maschine ihren Platz hat auf den Weinbergen des Gutes, sondern dass nur geschulte Leute an der Weinlese teilhaben können. Denn Trockenbeerenauslese bedeutet, dass nur Trauben geerntet werden, die von der Edelfäule befallen sind.

Die Edelfäule ist ein Pilz, Botrytis cinerea, der, wenn er bei anderen Weinsorten auftritt, als Krankheit gilt. Aber wenn er die Trauben des Likörweines von Château d'Yquem befällt, ist er nicht nur unschädlich, sondern verleiht auch noch ein ganz besonderes Aroma. Diese Wirkung entwickelt sich vor allem unter dem Einfluss eines Klimas, wie es selbst im Weinland Bordeaux selten zu finden ist: Château d'Yquem hat ein Mikroklima, wo es im Frühling und Sommer morgens häufig regnet oder wo zumindest die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist. Gegen Mittag kommt dann ein warmer Wind auf, der die Erde austrocknet. Dieser ständige Wechsel zwischen Feuchtigkeit und Trockenheit ist ideal für den Botrytis cinerea - und den Likörwein, auf dem er sich entwickelt.

Der Pilz befällt jedoch nicht alle Stöcke eines Weinbergs zur gleichen Zeit. Er entwickelt sich zwischen August und Oktober, und lässt jeden Tag andere Trauben "edelverfaulen". Deshalb ist die Erntezeit auf Château d'Yquem so lang und aufwendig: die Weinstocke werden Tag für Tag inspiziert, damit alle Trauben genau im richtigen Reifungsgrad gepflückt werden.   
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 24. Januar 2013

Pauillac 1953: Château Latour 1953 - ein junges Alter für einen alten Wein

Frédéric Engerer und der Primeur auf Château Latour

Es ist heute schwer zu glauben, dass Château Latour lange Zeit als absolut mittelmäßiger Wein galt. Aber es ist wahr: der Wein, der heute als einer der besten - oder, wie einige Weinkenner behaupten, als der Beste - Bordeaux gilt, wurde von der Weinkritik jahrelang missachtet.

Unter den Leuten, die in der Welt der Bordeaux-Weine etwas zu sagen haben, gilt Frédéric Engerer, der aktuelle Generaldirektor von Château Latour, als ein Mann mit Zukunftsvisionen. Seine englischen Verehrer - oder, besser gesagt, die englischen Verehrer der Weine aus Château Latour - sagen von ihm, er wäre vergleichbar mit einem Schachspieler. Er hätte keine Angst vor Entscheidungen, und er würde sie den Umständen anpassen, wie ein Schachspieler, der erst seinen Gegner beobachtet, und dann die richtige Figur wählt um den richtigen Zug zu machen…

In der Welt der Bordeaux-Weine gibt es keine "Gegner", aber schlechte und gute Jahre. Der stärkste Gegner von Bordeaux-Wein ist das Klima - die Natur beweißt immer wieder von neuem, dass sie es ist, die die definitive Entscheidung über die Qualität eines Weines trifft. Der Mensch - auf Château Latour Frédéric Engerer - muss sich den Launen der Natur anpassen.

So war es zum Beispiel eine schwerwiegende Entscheidung, ab 2012 keine Primeurs - keinen jungen Rotwein - mehr zu produzieren auf Château Latour. Aber die Entscheidung hatte ihren Grund. Château Latour gehört zu den Weinen, die sich mit zunehmender Reife erst so richtig entfalten. Das Weingut ist also nicht sehr geeignet, einen Primeur auf den Markt zu bringen, selbst wenn es ein Bordeaux ist.

Aber Engerer hat noch andere Gründe. Es ist kein Geheimnis, dass die Primeurs unter den Bordeaux-Weinen oft von Spekulanten missbraucht werden. Er wird gekauft und weiterverkauft, oft schlecht gelagert, und viele Flaschen eines guten Jahrgangs erreichen so nie die Qualität, die sie nach einer vernünftigen Lagerung hätten. Der Generaldirektor von Château Latour zieht es vor, auf dieses - beachtliche - Zusatzeinkommen des Weinguts zu verzichten, dafür aber seinen guten Ruf zu wahren.

Château Latour 1953, einer der Spitzenweine der Herkunftsbezeichnung Pauillac 1953, ist ein hervorragendes Beispiel für einen Bordeaux-Wein, der mit der Reife sein wahres Bukett erreicht. Er gilt heute als ein wahres Monument unter den Premiers Grands Crus. Weinkenner sprechen von einem Bukett, das als angenehm gilt, mit einem starken Tannin.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 23. Januar 2013

Château d'Yquem 1954: Weißwein wie glänzendes Gold

Der Weißwein aus Bordeaux: Château d'Yquem 1954


Seine Eigentümer sind stolz darauf: schon seit 400 Jahren sei Château d'Yquem ein Symbol für Kultur und Lebensart. "Leben wie Gott in Frankreich", das hat etwas mit Château d'Yquem zu tun, mit Jahrgängen wie 1954. Château d'Yquem 1954 ist ein Wein, den nur "Banausen" noch Weißwein nennen - Weinkenner sprechen von flüssigem Gold - von einem dunklen, glänzenden Gold…

Doch Qualitätsanspruch verpflichtet. Und wenn man auch von flüssigem Gold spricht, so ist das Einkommen auf Château d'Yquem nicht jedes Jahr garantiert. 2012, zum Beispiel, wird einer der Jahrgänge sein, die nie in die Annalen des besten Süßweins aus dem Gebiet von Bordeaux eingehen wird. Genau wie 1972 oder 1992. Man sollte meinen, es läge alle 20 Jahre ein Fluch über Château d'Yquem, erklärt Pierre Lurton, der aktuelle Verwalter des Weinguts. Finanziell hat er natürlich Recht: das schlechte Jahr 2012 kostet die Eigentümer von Château d'Yquem an die 25 Millionen Euro.

Aber Qualität geht eben über alles, und es ist besser, ein Jahr lang mal keinen Wein Premier Grand Cru auf den Markt zu bringen, als seinen Ruf mit einem mittelmäßigen Bukett zu ruinieren.

Château d'Yquem 1954 kennt solche Probleme nicht. Auch wenn man im Frühjahr noch dachte, dass es ein schlechtes Weinjahr werden sollte, war die Weinlese doch ausgezeichnet. Heute erzielt dieser weiße Bordeaux 1954 schon Preise von rund 1000 Euro. Aber für einen Sammler ist das noch gar nichts - besonders, wenn es sich um einen Château d'Yquem handelt. Denn dieser Wein kann ohne weiteres 100 Jahre und mehr gelagert werden. Sein "Geheimnis"? Die Edelfäule…
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 22. Januar 2013

1933 in Bordeaux: Château Margaux 1933, Spitzenwein Premier Grand Cru

Château Margaux 1933, der "Gewinner" unter den Bordeaux-Weinen 1933


Achtzig Jahre ist es jetzt her, jenes Horrorjahr 1933. Europa ist in der Krise, in Deutschland ergreift Hitler die Macht, in Frankreich predigt Leon Blum die Abrüstung - und in Bordeaux denkt man an die nächste Weinlese.

Die letzten Jahrgänge der Bordeaux-Weine waren nicht besonders gut ausgefallen. Das Wetter machte den Besitzern der großen Châteaux einen Strich durch die Rechnung, die Qualität der Weine ließ zu wünschen übrig. Die Weine 1933 ließen die Eigentümer jedoch wieder auf einen guten Jahrgang hoffen.

Der "Gewinner" des Bordeaux 1933 war zweifelsohne Château Margaux. Er erreichte nicht nur die Klassifizierung Grand Cru, wie andere Spitzenweine des Jahrgangs, sondern Premier Grand Cru, die Spitzenauszeichnung, auf die alle Weingutbesitzer hoffen.

Zu dieser Zeit war ChâteauMargaux in den Händen der Familie Ginestet. Fernand Ginestet war nicht etwa ein Adliger, sondern nur ein einfacher Weinhändler, der seine Ware kannte. Als Château Margaux 1925 erste Aktien anbot, reagierte er sofort - und 1949 war sein Sohn Pierre Ginestet schließlich alleiniger Inhaber des Weingutes.

Die schlechten Ernten vor dem Weinjahr 1933 drohten jedoch alle Bemühungen des Weinhändlers zunichte zu machen. Die Qualität der Bordeaux-Weine war so schlecht - und der Umsatz entsprechend gering - das Château Margaux fast aufgeben musste. So rettete die Weinlese 1933 den Eigentümern ihren Besitz… bis, genau vierzig Jahre später, eine neue Krise sie endgültig zum Verkauf zwang.

Dies war der Moment, wo ein Grieche, André Mentzelopoulos, in die Weinfamilie von Bordeaux aufgenommen wurde.
Copyright: Sandra Winters

Montag, 21. Januar 2013

Château Romanée-Conti, der biologische Wein aus Burgund

Die Perfektionisten von Burgund: Château Romanée-Conti

Dass ein Wein zum internationalen Spitzenwein erklärt wird ist zwar selten, aber für einen Wein aus Burgund nicht gerade erstaunlich. Doch wer ist schon Prophet in seinem eigenen Land? So ist es weitaus seltener, dass ein Wein in seiner eigenen Region anerkannt wird. Wenn man in Burgund also sagt, dass Château Romanée-Conti ohne Zweifel der Beste ist, dann will das schon was heißen…

Aubert de Villaine und Henry-Frédéric Roch, die gegenwärtigen Besitzer von Château Romanée-Conti, haben sehr klare Ansichten über das, was man unter "Weinmachen" versteht. Für sie entsteht die Qualität eines Weines nicht im Weinkeller - unterstützt von einem talentierten Önologen, wie zum Beispiel Michel Rolland vom Château Ausone - sondern auf dem Weinberg. Sie sind der Meinung, ein Wein könnte im Weinkeller gleich bleiben oder schlechter werden, aber man könnte ihn nie verbessern.

Die Besitzer von Château Romanée-Conti sind Perfektionisten. Tradition ist ihnen wichtig, aber die Qualität ihres Weines geht ihnen über alles. Ihre Weinstöcke haben ein Durchschnittsalter von 44 Jahren - was als enorm alt gilt, nachdem die besten Weinberge Frankreichs im Laufe der Zeit immer wieder von Krankheiten und dem Einfall von Insekten zerstört wurden.

Für Aubert de Villaine und Henry-Frédéric Roch muss ein guter Wein biologisch sein. Château Romanée-Conti darf nicht chemisch behandelt werden. Das einzige Düngemittel, das bei ihnen erlaubt ist, besteht aus kompostierten alten Weinstöcken, Weintrauben und Überresten aus dem Prozess der Fermentation. Die Behandlung der Reben wird streng dem Mondkalender angepasst.

Im Juli und August besuchen dann die "Weinrichter" die 1,8 Hektar des Château Romanée-Conti und sortieren alles aus, was nicht nach Spitzenweintraube aussieht. Kurz danach findet dann die Weinlese statt - per Hand natürlich, denn Maschinen haben auf den Hängen des Grand Cru aus Burgund nichts verloren…
Copyright: Sandra Winters

Sonntag, 20. Januar 2013

Château Mouton-Rothschild, der Wein aus Bordeaux und die Schauspielerin

Die großen Damen aus Bordeaux: Philippine de Rothschild und ihr Château Mouton-Rothschild

Wenn man ihr in ihrer Jugend gesagt hätte, sie würde eines Tages zu den wichtigsten Leuten im internationalen Weingeschäft gehören - sie hätte gelacht. 

Wenn man heute von Philippine de Rothschild spricht, dann denkt man an ihre - von einem französischen Wirtschaftsmagazin geschätzten - 190 Millionen Euro, an weite Reisen und, vor allem, an das Weingut Château Mouton-Rothschild. Dabei war ihre Kindheit alles andere als beneidenswert. Sie wurde 1933 in Paris geboren, wo sie ihre ersten Jahre im Schatten des Krieges verbrachte.1945, wenige Monate vor Kriegsende, wurde sie mit ihrer Mutter von der Gestapo festgenommen. Ihre Mutter starb im Konzentrationslager.

Später beschloss Philippine de Rothschild dann, Schauspielerin zu werden. Nie hätte sie zu dieser Zeit gedacht, dass sie sich je für Château Mouton-Rothschild und die anderen Weingüter ihres Vaters interessieren würde. Unter dem Künstlernamen Philippine Pascal trat sie in den bekanntesten Theatern Frankreichs auf und spielte mit berühmten Partnern wie Catherine Deneuve, einer Schauspielerin, die zum Symbol Frankreichs wurde.

1979 akzeptierte sie dann jedoch eine Rolle, die nur wenige spielen konnten: die Rolle der großen Dame des Weines aus Bordeaux. Zusammen mit ihrer Stiefmutter, Pauline Fairfax-Potter, einer gebürtigen Amerikanerin, unternahm sie eine lange Tournee durch die Vereinigten Staaten und wurde zu dem, was man später die "Botschafterin des französischen Weines" nennen sollte.

Aber Philippine weiß auch, was sie ihren Angestellten schuldet. 2008, bei der großen Jubiläumsfeier auf Château Mouton-Rothschild, wo alles kam was in Frankreich Rang und Namen - und Geld - hat, servierte sie die besten Weine des Hauses. Am nächsten Tag wiederholte sie das Fest, in gleicher Pracht mit den gleichen Spitzenweinen… für alle Leute, die für Château Mouton-Rothschild arbeiten.
Copyright: Sandra Winters

Samstag, 19. Januar 2013

Prinz Charles und Château Mouton-Rothschild

Warum ein Werk von Prinz Charles den Jahrgang 2004 des Château Mouton-Rothschild verziert


Tradition war schon immer wichtig auf dem Château Mouton-Rothschild. Deshalb beschloss die derzeitige Eigentümerin Philippine de Rothschild, den hundertjährigen Geburtstag der englisch-französischen Verbrüderung gegen Deutschland auf ihre Weise zu feiern. Und dabei vergaß die Baronin sicher auch nicht, dass die Engländer schon immer große Liebhaber der Bordeaux-Weine waren.

Seit dem Kriegsende 1945 veröffentlicht die Familie Rothschild jedes Jahr ein Kunstwerk auf ihren Flaschen. Im Jahr des Friedens begann sie mit einem bekannten Künstler aus Bordeaux, Philippe Julien, später waren es dann Meister wie Picasso, Miro und Chagall. Auch vor der modernen Kunst schreckten die Rothschilds nicht zurück: 1975 wählten sie Andy Warhol, und die Flaschen des Mouton-Rothschild1993 verzierte der umstrittene Balthus.

Doch für die Hundertjahrfeier der englisch-französischen Verbrüderung musste es schon etwas besonderes sein, etwas vollkommen englisches. Und da fiel der Baronin Philippine de Rothschild ein, dass sie einen Maler kannte, der die Engländer wie kein anderer vertreten konnte: Prinz Charles, der zukünftige König von England.

Prinz Charles reagierte auch prompt auf die Anfrage aus Château Mouton-Rothschild. Er fühle sich sehr geehrt, liess er die Baronin wissen, und legte ihr bald eine Auswahl seiner Werke vor. In Künstler- und allgemein in englischen Kreisen ist Prinz Charles für seine ländlichen Szenen in Wasserfarben bekannt, die er in der Umgebung seiner verschiedenen Residenzen malt. Das Werk, das schließlich gewählt wurde, entstand in Frankreich: herbstliche Kiefern an der Côte Azur.

So kam es, dass ein echter Prinz das Etikett des Mouton-Rotschild 2004 malte. Seit Text erzählt Geschichte - es ist natürlich dem hundert Jahre alten Verbrüderungsvertrag gewidmet: "Zur Feier des hundertsten Geburtstag der Verbrüderung, Charles 2004".
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 18. Januar 2013

Château Mouton-Rothschild 1993 und Balthus, der noble Maler

Warum Château Mouton-Rothschild 1993 in Amerika mit abgekratztem Etikett verkauft wird

Eigentlich war er ja ein Graf. Doch das Leben von Balthasar Kłossowski de Rola war alles andere als das eines Adligen.

Seine Eltern waren beide Maler. Doch als seine Mutter ihren Mann verließ, tat sie sich mit einem anderen Künstler zusammen: dem schweizer Dichter Rainer Maria Rilke. Rilke war es, der seinen Stiefsohn zärtlich Balthusz nannte. Balthasar machte daraus Balthus, den Namen, unter dem er später ein berühmter Maler werden sollte.

Doch vor dem Ruhm kam die Kritik. Nicht am Anfang seiner Karriere, denn da malte Balthus nur Landschaften. Später jedoch, anstatt wie seine Zeitgenossen den modernen Strömungen wie dem Kubismus oder des Surrealismus zu folgen, fühlte er sich von italienischen Fresken angezogen. 1926 fuhr er nach Italien, um seine ersten Fresken zu kopieren. Daraus entwickelte er dann seinen eigenen, bildlichen Stil.

Seine Zeitgenossen waren jedoch nicht immer einverstanden mit der Wahl seine Motive. Er liebte es, junge Mädchen darzustellen, fast noch Kinder, in anreizenden Positionen. So mancher Kritiker ging so weit, ihm "Kindersex" vorzuwerfen. Doch Balthus war nicht einverstanden. Er betonte, er würde keine Mädchen malen, sondern Engel. Kinder, so meinte er, wären schon immer Engel gewesen.

Philippine de Rothschild, die aktuelle Eigentümerin des Château Mouton-Rothschild, hatte damit keine Probleme. Ihr gefielen die Werke des berühmt-berüchtigten Meisters, und sie hatte Lust, einen Jahrgang ihres großen Bordeaux-Weines damit zu schmücken.

Seit 1945 folgen die Eigentümer des Château Mouton-Rothschild einer Tradition, die sie von den anderen Weingütern unterscheidet: jedes Jahr ziert ein anderes Kunstwerk ihre Weinflaschen. So wählte Philippine de Rothschild Anfang der 90er Jahre ein Bild von Balthus. Doch als die ersten Flaschen des Mouton-Rothschild 1993 auf den Markt kamen, schlugen die Kritiker wieder zu - das "Engelsbild" von Balthus war den Amerikanern zu aufreizend.

Auf diese Weise ist der Mouton-Rothschild 1993 einer der seltenen Weingänge, in denen der Bordeaux-Wein in zwei verschiedenen Flaschen präsentiert wird. Die einen, mit dem Gemälde von Balthus, werden in der ganzen Welt verkauft - außer in Amerika. Dorthin lieferte das Weingut schon 30.000 Flaschen mit… abgekratztem Etikett.
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 17. Januar 2013

Château Margaux, Anatole France und der Poet

Wie Château Margaux einen Romanhelden zum Poeten machte


Die Engländer waren schon immer Verehrer der Bordeaux-Weine: Königin Elisabeth schwört auf Château Pétrus, der Philosoph John Locke verehrte Château Haut-Brion, und der englische König Charles II duldete nur Bordeaux-Weine auf seinem Tisch. 

Deshalb wunderte sich auch keiner, als Mitte des 19ten Jahrhunderts "God save the Wine", Gott schütze den Wein, aus den Gewölben des besten Restaurants von Bordeaux - oder, wie manche behaupteten, des besten Restaurants der Welt - herausschall. Die weinfreudigen Engländer hatten ihre alte Formel "God save the King", Gott schütze den König, fröhlich gegen Gott schütze den Wein ausgetauscht. 

Doch was sie da tranken, war wohl wirklich schützenswert. Der Ruhm des "Restaurants des Rois", des Restaurants der Könige, war Anfang des 20ten Jahrhunderts so groß, dass sein Besitzer sogar einen Parkplatz einrichten ließ.

Anatole France, Schriftsteller und Nobelpreisträger, der regelmäßig im Restaurant der Könige verkehrte, zog Château Margaux allen anderen Weinen vor. In seinem Roman "Le Crime de Sylvestre Bonnard", Das Verbrechen des Sylvestre Bonnard, lässt er seinen Helden von seinem Lieblingswein aus Bordeaux schwärmen. 

In Stellvertretung des Autors behauptet sein Held, feinere Geschmacksnerven zu haben als der Durchschnittsmensch. Deswegen hätte sein reicher Gastgeber für ihn eine Flasche Château Margaux geöffnet - ein unvergleichliches Erlebnis. Der Dichter singt ein Loblied auf die Rasse und die Tugend des Weins von den Hängen über Bordeaux, auf sein feuriges Bouquet. Und obwohl er normalerweise nicht über die geringste Fantasie verfügte, hätte der Wein ihn zum Poeten gemacht. 
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 16. Januar 2013

Château Haut-Brion, Pontack's Head und die Wallfahrt des John Locke

Wie John Locke das Château Haut-Brion besuchte

 
Stolz war niemals eine Tugend, die der Familie Pontac abging. Als Arnaud de Pontac Mitte des 17ten Jahrhunderts vier "P" in den Stein über seiner Eingangstür meißeln ließ, dachte er an "Pontac Premier Président du Parlement", Pontac Erster Präsident des Parlaments. Die Leute aus Bordeaux machten daraus jedoch "Pauvres Plaideurs, Prenez Patience", Arme Kläger, habt Geduld, im Gedanken an die langsame Arbeit der Justiz, der Arnaud de Pontac vorstand.

Die Familie de Pontac aus Bordeaux brachte Präsidenten und Generäle hervor - doch was sie berühmt machen sollte, dass war nicht ihr Reichtum und Einfluss, sondern ihr Wein. Denn sie war Eigentümer des Weingutes Château Haut-Brion.

Aber Arnaud de Pontac war nicht nur stolz, er war auch ein guter Geschäftsmann. Er hatte verstanden, dass das große Weingeschäft seiner Zeit beim englischen Adel lag, der nicht nur das nötige Geld hatte, sondern auch alles schätzte, was aus Bordeaux kam. Als dann ein Admiral des englischen Königs, Samuel Pepys, in seinem berühmten Tagebuch von einem Bordeaux-Wein sprach, wie er ihn noch nie gekostet hätte, zögerte de Pontac nicht mehr lange: er schickte seinen Sohn nach London, um dort eine Taverne zu eröffnen, die bald eines der edelsten Restaurants der Stadt werden sollte. Doch die Spezialität von Pontack’s Head, Der Kopf von Pontac, wie das Restaurant genannt wurde (damals schrieb sich die Familie Pontac manchmal mit und manchmal ohne "k" am Ende ihres Namens), war nicht nur das gute Essen sondern vor allem sein Bordeaux-Wein - es wurde ausschließlich Château Haut-Brion serviert.

Der Wein von Pontack's Head war zwar viermal so teuer wie die anderen Weine, die man in Londons Nobelrestaurant trank - daher die Kritik von Jonathan Swift - aber das störte die reichen Adligen nicht.

Auch der englische Philosoph John Locke war Stammgast im Pontack's Head. So kam es, als sein Asthma in fortgeschrittenem Alter immer schlimmer wurde und seine Suche nach einem milderen Klima ihn erst nach Paris, dann in den Süden Frankreichs führte, dass er eines Tages an sein Lieblingsrestaurant aus London dachte. Es reizte ihn, den Herkunftsort dieses fantastischen Weines kennenzulernen, den er mit seinen Freunden so oft genossen hatte. Andererseits dachte er auch an den Preis des Château Haut-Brion, was ihn wiederum zögern ließ.

Doch vier Tage vor seiner Abreise konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Die Reise zu den Ländereien von Haut-Brion war fast so etwas wie eine Wallfahrt. Endlich, so sollte er später erzählen, konnte er auf der Erde stehen, die seinen geliebten Wein hervorbrachte. Ob seine Mittel allerdings ausreichend waren, um dort auch einige Kisten Haut-Brion zu kaufen - davon reden die Chronisten nicht…
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 15. Januar 2013

Château Pétrus und die "Witwe Edmond Loubat"

Die großen Damen aus Bordeaux: Marie-Louise Loubat von Château Pétrus


Manche glauben, die Welt des Weines würde vor allem von Männern beherrscht. Aber in Wirklichkeit haben Frauen immer wieder eine große Rolle gespielt.

Wie zum Beispiel die Dame, von der stets als die "Witwe Edmond Loubat" die Rede ist. 

Marie-Louise Loubat, die zwar von ihrem Mann ein kleines Vermögen geerbt hatte, ihren Geschäftsgeist und ihren guten Geschmack jedoch nur sich selbst zu verdanken hatte, war Besitzerin eines bekannten Restaurants in der kleinen Stadt Libourne bei Bordeaux. Sie hatte natürlich viel mit guten Weinen zu tun, und Château Pétrus war für sie nur einer von vielen. Dennoch war ihr schon früh aufgefallen - lange bevor Château Pétrus vom englischen Königshaus zum Hochzeitswein erklärt wurde - dass dieser Bordeaux etwas Besonderes an sich hatte.

Anfang der 20er Jahre waren mehrere Weingüter um Bordeaux in einer Krise. Ihre Weine verkauften sich zwar gut, aber viele hatten nicht genug Land, um wirklich genügend Umsatz machen zu können. Château Pétrus gehörte zu diesen Weingütern: was den Wein später so wertvoll machen sollte, brachte ihn um diese Zeit in finanzielle Probleme. Seine Eigentümer beschlossen also, zur Börse zu gehen.

Und Marie-Louise Loubat zögerte nicht lange. Zuerst kaufte sie nur einige Aktien auf, dann mehr und mehr, und 1945, im großen Weinjahr von Bordeaux war sie quasi alleinige Besitzerin des Gutes, dass den "besten Rotwein der Welt" hervorbrachte.

Und die "Witwe Edmond Loubat" wusste, was sie tat. Denn auch wenn ihr Wein schon immer Spitzenqualität hatte, so musste sein Weltruf doch erst geschaffen werden. So war es kein Zufall, dass Königin Elisabeth aus England ihn unbedingt zu ihrer Trauung und später zu ihrer Krönung trinken wollte - es war Marie-Louise Loubats Idee, ihr vorher eine Kiste des Château Pétrus zuzuschicken. Die zukünftige Königin war so zufrieden, dass sie die Eigentümerin des Weines sogar zu ihrer Hochzeit einlud.
Copyright: Sandra Winters

Montag, 14. Januar 2013

Château Haut-Brion, der Wein auf weißem Sand

Was berühmte Leute über Château Haut-Brion zu sagen hatten

Als der Schriftsteller Jonathan Swift 1666 in London in eines der besten Gasthäuser einkehrte, fand er den Wein "mit sieben Schilling für eine Flasche" ein wenig teuer. Samuel Pepys berichtete von "einer Art französischen Weines namens Ho Bryen", den er am königlichen Hof getrunken hätte, mit einem "guten und spezifischem Geschmack".

Samuel Pepys war ein Admiral der englischen Flotte, der weniger wegen seiner Seefahrerkünste als für sein Tagebuch über seine Zeit bekannt wurde. Wenn er bezeugte, "noch nie einen solchen Wein gekostet" zu haben, dann galt das für die meisten Menschen seiner Zeit: wenige Leute verkehrten damals in so verschiedenen Kreisen wie Samuel Pepys.

Der englische König Charles II jedoch kannte diesen geheimnisvollen "Ho Bryen" schon recht gut. Laut seinen Chronisten wurden an seinem Hofe 1660/61 genau 160 Flaschen von dem Wein getrunken, der heute unter der Bezeichnung Château Haut-Brion als einer der Spitzenweine aus Bordeaux bekannt ist.

Auch später waren es die englischen Nobelhäuser, die den Eigentümern von Château Haut-Brion erlaubten, die Krisenjahre des 17. Jahrhunderts zu überstehen. Und das, obwohl der englische Philosoph John Locke 1677 während Reise nach Bordeaux - wo er es sich nicht nehmen ließ, Château Haut-Brion zu besuchen - recht abfällig redete über das, was er sah: Dieser Wein, erklärte er, "so verehrt in England, wächst auf einem winzigen Stück Land… Es besteht aus nichts als reinem, weißen Sand, vermischt mit ein wenig Kies. Man sollte meinen, dass nichts auf einem solchen Boden wachsen könnte."

Als Thomas Jefferson, damals noch amerikanischer Außenminister, 1787 Bordeaux besuchte, hatte er den gleichen Eindruck von Château Haut-Brion. Er berichtete, er habe den Boden genau untersucht und festgestellt, dass er vor allem aus Sand, runden Kieselsteinen und anderen kleinen Steinen bestehe, "versetzt mit ein bisschen Humuserde wie der Boden in Médoc."

was ihn allerdings nicht hinderte, sechs Kisten von diesem Wein auf "Sand und Kieselsteinen" zu kaufen, um ihn später gemütlich in Amerika zu trinken.
Copyright: Sandra Winters

Sonntag, 13. Januar 2013

Bordeaux 1945: ein Jahrgang der Spitzenweine

Wein 1945 in Bordeaux: Emotionen und Spitzenwein

1945 war für alle ein Jahr der starken Emotionen. - Doch im Weinland Bordeaux sollte es noch weniger in Vergessenheit geraten als in anderen Teilen Frankreichs. Denn im Frühling sah es so aus, als ob es noch ein schreckliches Kriegsjahr werden sollte - und als ob das nicht schon genug wäre, so kündigte sich auf den Weingütern der Bordeaux 1945 als extrem schlechter Jahrgang an. 

Es passierte genau das, was jeder Weinkenner als Katastrophe betrachtet: ausgerechnet als die Weinpflanzen die ersten jungen Triebe zeigten, fror es in Bordeaux. Und Frühjahrsfrost in Bordeaux bedeutet das Ende aller Hoffnungen auf einen guten Jahrgang. Keiner glaubte mehr an einen Qualitätswein Bordeaux 1945.

Doch man sollte sich täuschen. Auf den Frost folgte ein außergewöhnlich heißer und trockener Sommer, und zu Herbstanfang litt die Region unter starker Trockenheit. Das heißt, die anderen Pflanzen litten - doch nicht der Wein. Die Trockenheit erlaubte dem Bordeaux 1945 sein Bukett so richtig zu entfalten. Die Ernte war nicht groß - die Trauben enthielten nicht viel Wasser - aber die Qualität war das Beste, was man sich wünschen konnte.

So brachte der Herbst 1945 nicht nur den Frieden nach Europa und Bordeaux, sondern auch den Reichtum der Weingüter im Südwesten Frankreichs.

Im Château Mouton-Rothschild reagierte man sofort. Die Familie Rothschild beschloss, von nun an alle Etiketten von einem Künstler gestalten zu lassen. Die Etiketten des Mouton-Rothschild 1945 wurden von Philippe Jullian gestaltet, einem Künstler aus Bordeaux, der die Bücher von Autoren wie Dostojewsky, Marcel Proust oder Oscar Wilde illustrierte. Sein Text, "1945, Année de la Victoire" (1945, Siegesjahr), hat dazu beigetragen, den Mouton-Rothschild 1945 zu einem der gesuchtesten Weine der Welt zu machen. Heute gibt es nur noch wenige Flaschen, und sie gehören zu den teuersten, die Bordeaux je verlassen haben.

Aber Mouton-Rothschild ist nicht der einzige Wein, der 1945 Weltruf erlang. Château Pétrus gilt seit 1945 als der beste Rotwein der Welt. Eine Kiste Château Latour 1945 wurde im Jahre 2011 von dem berühmten Auktionshaus Christie's in New-York für 72.000 $ versteigert - dem höchsten Preis der bei Christie's Weinauktionen je erreicht wurde. Heute kostet eine Flasche dieses Spitzenweins rund 5000 €.
Copyright: Sandra Winters

Samstag, 12. Januar 2013

Château Pétrus 1953, der Wein der Könige und Präsidenten

Château Pétrus, der teuerste Rotwein der Welt

Was kann einem Wein besseres passieren, als von Königen geliebt und von Präsidenten genossen zu werden? Vor allem, wenn es sich um Leute wie die Königin von England und den Präsidenten von Amerika handelt.

Obwohl der Château Pétrus aus Pomerol, einem Weinanbaugebiet mit der Herkunftsbezeichnung Bordeaux, schon bei der Pariser Weltausstellung 1878 eine Goldmedaille gewann, wurde er erst im Spitzenweinjahr 1945 offiziell als höchster Qualitätswein anerkannt. Doch seine große Zeit begann zwei Jahre später, als er auf beim Hochzeitsmahl der zukünftigen Königin Elisabeth II gereicht wurde.

Der Jahrgang 1953 ließ den Château Pétrus endgültig zum Wein der Könige aufsteigen. Als Elisabeth II ihren Lieblingswein nicht nur zu ihrer Hochzeit kredenzen ließ, sondern auch zu ihrer Krönung, wurde der Pétrus so teuer, dass sich ein "Normalbürger" keine Flasche mehr leisten konnte - umso weniger, als der Spitzenwein aus Bordeaux auch noch zum Lieblingswein von Präsident Kennedy und seiner Familie erklärt wurde.

Inzwischen gilt Château Pétrus als der teuerste Rotwein der Welt - und da ist nicht nur die Rede von Château Pétrus 1953. So wird der Jahrgang 2005, ein noch recht junger Wein, für rund 4000 € gehandelt - und die Chancen stehen gut, dass sein Preis sich in den nächsten fünf Jahren verdreifacht.

Dies liegt nicht nur daran, dass sein relativ kleines Anbaugebiet ihn zu einem seltenen Wein macht, sondern auch an seiner Qualität - und ganz in der Tradition von Frau Edmont Loubat, die den Pétrus zu seinem heutigen Ruhm führte, achten ihre Nachfahren darauf, dass keine Flasche auf den Markt kommt, die dem hohen Standard nicht gerecht wird. So entschieden sie 1991, in einem Jahr, das nicht die besten Bordeaux-Weine hervorbrachte, ihren Wein einfach nicht auf den Markt zu bringen… 

Auch in anderen Jahren dauert es lange, bis ein echter Château Pétrus zum Kauf freigegeben wird. Erntemaschinen sind auf dem Weingut verboten, jede Traube wird per Hand gelesen. Anschließend reift der Wein 21 Monate lang in Eichenfässern.

Heutzutage reicht es nicht mehr, genug Geld zu haben, um eine Flasche Château Pétrus zu erwerben. Alle Käufer dieses Spitzenweines aus Bordeaux stehen auf einer Ehrenliste, und nur wer die nötigen Beziehungen hat, kann einen Platz zwischen den Privilegierten des Weinmarkts erwerben. 
Copyright: Sandra Winters