Donnerstag, 28. Februar 2013

Château Cheval Blanc 1953 - ein 60. Geburtstag, der sich noch lange feiern lässt

Ein Jahrgang, der den Bordeaux-Weinen Ehre macht: Château Cheval Blanc 1953



Wer 1953 geboren wurde, feiert dieses Jahr seinen 60. Geburtstag… wie der Musiker Mike Oldfield, die französische Schauspielerin Isabelle Huppert oder Zico, der Fußballspieler aus Brasilien. Oder wie der Bordeaux-Wein von Château Cheval Blanc 1953.

Es war ein schönes Jahr in Bordeaux - zumindest vom Standpunkt der Bordeaux-Weine her. Schon in seiner Jugend war Château Cheval Blanc 1953 ein fruchtiger, charmanter Wein. Heute ist er vollkommen ausgewogen, und wenn er in seiner Jugend mit seinem Charme faszinierte, so ist er jetzt, wo er erwachsen ist, regelrecht unwiderstehlich…

Einen Teil seiner Qualität hat Château Cheval Blanc natürlich seiner Herkunft zu verdanken - Saint-Émilion, ein Gebiet, das zu der Region der Bordeaux-Weine gehört. Aber eben nur einen Teil… denn selbst im sonnigen Saint-Émilion gibt es nur vier Weine, die es geschafft haben, auf die "Bestsellerliste" der Bordeaux-Weine zu kommen, das heißt, in die Kategorie der Premiers Grands Crus Classés eingestuft zu werden - besser kann ein Wein nicht beurteilt werden. Außer Château Cheval Blanc finden wir nur noch Château Angélus, Château Pavie und Château Ausone auf der Liste der Besten von Saint-Émilion.

Château Cheval Blanc gehört zu den Gütern, die lange in den Händen einer einzigen Familie blieben. Das Gebiet wurde 1832 von einem Herrn Laussac-Fourcaud aufgekauft, und seine Familie blieb ihm treu bis 1998. Bevor Herr Laussac-Fourcaud auf den Plan trat mit seinem Traum, einen guten Wein zu machen, gehörten die Länderein zu Château Figeac - das heute, im Gegensatz zu Château Cheval Blanc, nicht zu den Premiers Grands Crus Classés gehört.

Wenn man hört, dass ein Weingut lange Familienbetrieb war, dann weiß man, dass Werte wie Tradition und Liebe zum Wein immer hochgehalten wurden. Ein Familienbetrieb bringt seinen Wein nur dann auf den Markt, wenn er wirklich gut ist. Einen mittelmäßigen Wein zu vermarkten, geht gegen die Ehre der Familie. Dazu kommt, dass die Liebe zu dem Wein die Arbeitsstunden vergessen lässt. Auf einem Familiengut wird nicht auf die Uhr geguckt, zumindest nicht von den Familienmitgliedern: man ist aktiv, wenn der Wein einen braucht.

Cheval Blanc 1953 ist ein Jahrgang, der gut in die Tradition der Familie Laussac-Fourcaud passt. Der ursprüngliche Käufer des Gutes wäre begeistert gewesen…
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 26. Februar 2013

Château Ausone 1983, ein "mittelmäßiger" Bordeaux - oder einfach ein exzellenter Ausone?

Warum ein Bordeaux-Wein wie Château Ausone 1983 einfach gut sein muss

Warum ein Bordeaux-Wein wie Château Ausone 1983 einfach gut sein muss

Die Weinkritiker sagen, Château Ausone 1983 sei ein sehr mittelmäßiger Bordeaux, das heißt, er hätte nicht die Qualität von vielen anderen Weinen aus dem Hause Château Ausone.

Ob ein großer Bordeaux-Wein mittelmäßig, schlecht oder fantastisch wird hängt in der Regel mit dem Wetter zusammen. Ein gelungener Wein braucht einen feuchten, milden Frühling, einen heißen, möglichst trockenen Sommer und einen milden, nicht zu regnerischen Herbst. Mit der Weinlese sollte die größte Hitze vorbei sein, aber es sollte auch nicht kalt sein und schon gar nicht regnen.

Als der Château Ausone 1983 geerntet wurde, hatte Bordeaux einen angenehm milden Frühling und einen schönen, heißen Juli hinter sich. Aber im August hatte es angefangen zu regnen. Glücklicherweise war das Wetter wieder besser zur Weinlese, das Schlimmste - durchnässte Trauben bei der Weinlese - konnte verhindert werden.

Doch der verregnete August reichte aus, um den Wein ein bisschen weniger großartig werden zu lassen als in Spitzenjahren. Nur…

…wie kann ein Château Ausone "weniger großartig" sein? Kein Zweifel, die Liebhaber der Bordeaux Grands Crus classés sind verwöhnt - und haben das Recht, es zu sein.

Der Château Ausone 1983 - wie alle Weine, die unter dem Label Château Ausone laufen - unterliegt einer Menge von Restriktionen. Das beginnt schon mit der Quantität des Weines, der pro Hektar produziert werden darf: während ein "normaler" Bordeaux-Weinberg 9000 kg Trauben pro Hektar und mehr abwerfen kann, muss ein Grand Cru sich mit 8000 kg zufrieden geben. Der Zuckergehalt ist auch ausschlaggebend, um einen "normalen" Bordeaux von einem Grand Cru zu unterscheiden: ein Wein wie Château Ausone muss einen natürlichen Zuckergehalt von 189 g pro Liter haben - im Gegensatz zu maximal 180 g für einen durchschnittlichen Bordeaux-Wein.

Wenn man dann bei einem "mittelmäßigen" Jahrgang wie dem Château Ausone von einem "leichten" Wein spricht, so muss er doch zumindest einen Alkoholgehalt von 11,5 Prozent haben - obwohl ein Grand Cru selten unter 12 Prozent gerät.

Was, so kann man sich fragen, verstehen die Kritiker also unter einem "mittelmäßigen" Jahrgang? Ein Wein, der alle diese Kriterien einhält, kann nur exzellent sein…
Copyright: Sandra Winters

Montag, 25. Februar 2013

Château Ausone 1993, ein Bordeaux-Wein von Saint Émilion, der zum Festmahl einlädt

Wie Château Ausone 1993 den Gaumen ebenso anregt wie er einst den Dichter Ausone inspirierte

Weinkenner betonen oft, dass die Bordeaux-Weine einen sicheren Wert darstellen, wenn man sie zu einem Festmahl servieren will. Im Gegensatz zu anderen Weinen, die manchmal nicht zu den Gerichten passen, findet man immer einen Bordeaux-Wein, der den Geschmack der Gerichte nicht stört, sondern verfeinert…

Château Ausone 1993 - wie die anderen Saint Émilion 1993 - ist ein Jahrgang, der sich schon jetzt gut trinken lässt. Er zeigt eine angenehme Vielfalt an Aromastoffen: er duftet nach Gewürzen, nach Leder und roten Waldfrüchten. Sein Geschmack ist recht stark, er erinnert an einen schattigen Wald im Hochsommer und er ist etwas herb, was ihm eine frische Note verleiht. Er ist vielleicht kein großer Jahrgang, aber er ist ziemlich leicht, und die Weinkritiker sind sich einig, dass er von 20 Punkten doch zumindest 14 bis 15 verdient.

Ein solcher Wein ist ideal für ein Festmahl unter Freunden oder in Familie, wo man sich mit einem guten Essen auch einen guten Tropfen gönnen will. So schmeckt er zum Beispiel hervorragend zu einer Zwiebelsuppe, der man ein wenig Madeira oder Sherry beigibt. Um bei Zwiebeln zu bleiben, so kann man als Vorspeise auch kleine Zwiebelkuchen reichen, die mit Thymian versetzt und einem Schluck Chianti-Wein angemacht wurden. Der Château Ausone 1993 mit seinem frischen, leicht herben Geschmack wird den etwas süßlichen Geschmack der Zwiebeln und dem feinen Kräutergeschmack des Thymians gerecht.

Wer es gesund liebt, kann auch eine Avocadocreme fabrizieren, in die man frische Gemüsestücke stippt - Möhren, Blumenkohl, Kohlrabi, alles was sich roh essen lässt - und zu der man Ausone 1993 trinkt, der den feinen Geschmack der Avocados unterstreicht. Man würzt die Avocadocreme mit frischem Taragon und gibt ihr etwas Buttermilch und Weinessig zu.

Will man dem Dichter Ausone, dem Begründer des Weingutes, gerecht werden, so führt man während des Essens erbauliche Gespräche… doch das ist natürlich jedem Weinliebhaber selbst überlassen. Man sagt jedenfalls, dass sein Wein den Dichter mehr inspiriert hätte als alle schönen Frauen, die gerne seine Musen gewesen wären…
Copyright: Sandra Winters

Sonntag, 24. Februar 2013

Château Pétrus 1943 und Château Pétrus 1945 werden zu Filmstars

Wie Château Pétrus 1943 und Château Pétrus 1945 in englischen Filmen und Fernsehserien "auftraten"

Welches Weingut, egal ob in Bordeaux oder sonst irgendwo in der Welt, kann schon von sich sagen, dass sein Wein in Fernsehshows bewundert und in Popmusik besungen wurde…

Die Hochzeit von Königin Elisabeth 1947, wo Château Pétrus im großen Stil serviert wurde, spielte dabei sicherlich ein bedeutende Rolle. In mehreren Folgen der englischen Serie Frazer wurde Château Pétrus - vermutlich Château Pétrus 1943 - getrunken. In einer Sendung sprach der Held der Show den Namen von Château Pétrus falsch aus, als er eine Rede hielt vor den Mitgliedern eines Weinclubs - was die Weinliebhaber natürlich skandalös fanden. Nach den englischen Autoren der Show sollte diese Art von Humor zeigen, wie populär Château Pétrus 1943 in England ist: Leute, die nicht mal genug Bildung haben, um den Namen des Bordeaux-Weines richtig auszusprechen, sind trotzdem gewohnt, ihn zu trinken.

In einer anderen Folge derselben Serie verehrt ein Portier einem Freund und Kunden des Hauses eine Flasche Château Pétrus 1945 - um später festzustellen, dass die wertvolle Flasche jahrelang falsch gelagert wurde.

Ein bekannter englischer Showmaster, Gordon Ramsey, macht in seinen Sendungen oft indirekte Werbung für Château Pétrus - und serviert ihn in seinem Restaurant in London für bis zu 20.000 Dollar die Flasche …

Wir wissen nicht, welchen Jahrgang Gordon Ramsey für einen solchen Preis verkauft, aber wer heute einen Château Pétrus aus dieser Zeit sucht, muss tief in die Tasche greifen. So kostet ein Pétrus 1943 zum Beispiel an die 2000 Euro. Doch das ist noch gar nichts im Vergleich zu einem Château Pétrus 1945, für den man bis zu 7500 Euro ausgeben muss.

Ein Château Pétrus aus dieser Zeit - Château Pétrus 1943 oder 1945 oder ein Château Pétrus 1947 - aus dem Jahr der Krönung, hätte auch zum Filmstar werden können in dem Film Sideways. Doch der Regisseur wollte unbedingt eine "echte" Flasche - und fragte bei Château Pétrus an, ob seine Eigentümer dem Filmteam nicht eine (oder vielleicht mehrere) Flaschen spendieren wollten - doch Christian Moueix, der Verwalter von Château Pétrus lehnte ab, und das Filmteam griff zu Château Cheval Blanc
Copyright: Sandra Winters

Samstag, 23. Februar 2013

Château d'Yquem 1963, Château d'Yquem 1973 und die Edelfäule

Warum Château d'Yquem 1973 kränker und gleichzeitig so viel besser war als Château d'Yquem 1963

Mancher ist erstaunt, wenn er hört, dass der ausgewogene Geschmack und die Eleganz von Château d'Yquem eigentlich die Folgen einer Krankheit sind. Der Botrytis, ein Pilz, der die Trauben befällt, nistet sich auf den Beeren des Château d'Yquem ein. Er bewirkt eine Konzentration des Traubensaftes, die alle Aromastoffe in einen Teil der Beere presst. Eine befallene Weinbeere sieht aus, als wäre sie halb ausgetrocknet und ist mit weißen Punkten übersät.

Was für die Pflanze eine Krankheit ist, ist für den Weinliebhaber ein Vorteil. Durch die Konzentration der Aromastoffe erhöht sich der Zuckergehalt - der durch die natürlichen Säurestoffe des Weines ausgeglichen wird - und Château d'Yquem produziert einen Wein mit reichem Aroma.

Die Weinliebhaber haben dem Botrytis den Namen Edelfäule verliehen. Die Weinbeere verfault unter dem Einfluss des Pilzes, aber ihr Saft wird zu einem der edelsten Getränke der Welt.

Der Nachteil dieser Technik, die vor Jahrhunderten in Château d'Yquem entdeckt wurde, ist allerdings, dass die Weinlese sehr lange dauert. Jede Beere muss mit der Hand geerntet werden, nachdem man sich vergewissert hat, dass die Edelfäule ausgereift ist, das heißt, das sie den Saft genügend konzentriert hat, damit er die für diese Krankheit typischen Aromastoffe und Zucker entwickeln kann. Jede einzelne Beere hat eine unterschiedliche Reifezeit, und so zieht sich die Weinlese oft über den ganzen Herbst hin.

Ohne die Entwicklung der Edelfäule hat der Wein aus Château d'Yquem nicht die Qualität, für die er bekannt ist. Das ist der Grund, warum er nicht alle Jahre produziert wird - noch mehr als andere Bordeaux-Weine hängt er vom Wetter ab. Er braucht viel Sonne und Trockenheit, damit die Beere genügend "geschwächt" ist, um anfällig auf die Edelfäule zu werden. Doch damit sich die Krankheit richtig entwickeln kann, braucht der Château d'Yquem nach der großen Hitze im Sommer einen verregneten Herbst.

Château d'Yquem 1963 war solch ein Jahr, das die Liebhaber des weißen Likörweins nicht sehr glücklich machte. Ein verregneter Sommer verhinderte die "Leidenszeit", die die Traube schwächt. Der Sommerregen reichte nicht aus, dass sich die Edelfäule entwickelte, und der Château d'Yquem 1963 brachte nicht den nötigen Zuckergehalt hervor, um seinen natürlichen Säuregrad auszugleichen.

Zehn Jahre später jedoch jubelten die Liebhaber des weißen Likörweins. Während die anderen Bordeaux-Weine nur sehr mittelmäßig wurden, war der Château d'Yquem 1973 ausgezeichnet: auf einen sehr heißen Sommer folgten starke Regenfälle im Herbst. Dieser Regen verwässerte die meisten Bordeaux-Weine, aber Château d'Yquem 1973 konnte genügend Edelfäule entwickeln, um zu einem sehr guten Jahrgang zu werden.
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 22. Februar 2013

Château d'Yquem 1993: vierhundertjähriges Jubiläum des Labels d'Yquem

Vor genau 400 Jahren geben die Barone d'Yquem dem weißen Likörwein ihren Namen

1993 war es genau 400 Jahre her, dass die Familie Sauvage - Jacques le Sauvage aus dem Hause der d'Yquem - das Gebiet des heutigen Château d'Yquem der französischen Krone abkaufte. Auf dem Gut wurde schon seit 1711 Wein angebaut, doch es scheint, das Jacques d'Yquem nicht übermäßig viel Interesse an dem Likörwein fand.

Fast 200 Jahre heiratete Françoise-Joséphine de Sauvage d'Yquem dann einen gewissen Baron von Lur-Saluces - man sagt, er wäre der Patensohn von Ludwig XV. gewesen -, und Château d'Yquem wurde Besitz der Familie der Lur-Saluces. Der Baron starb allerdings schon drei Jahre nach der Hochzeit, und Château d'Yquem blieb zwar offiziell im Besitz der Lur-Saluces, aber es war Françoise Joséphine aus dem Hause der d'Yquem, die es sich zur Aufgabe machte, ihr Besitztum zu einem der besten Weingüter von Bordeaux zu machen.

Und wieder einmal war es eine Frau, die eine tragende Rolle in der Geschichte der Bordeaux-Weine spielte.

400 Jahre nachdem das Haus d'Yquem das Weingut erstanden hat, das von Françoise-Josephine d'Yquem zu der Qualität gebracht wurde, die wir heute kennen, erlebt das Gebiet der Bordeaux-Weine ein schwieriges Jahr. Im Sommer leiden Mensch und Wein unter der Hitze, und im September, wenn die Weinlese losgehen soll, fängt es stark an zu regnen.

Aber während viele Weingutbesitzer aus Bordeaux verzweifelt sind, wird Château d'Yquem 1993 ein hervorragender Wein. Die starke Hitze gefolgt von großer Feuchtigkeit sorgt dafür, dass sich die Edelfäule schneller als sonst entwickelt und dem Wein die nötige Süße und die Aromastoffe gibt, die den Château d'Yquem auszeichnen. Im Gegensatz zu anderen Bordeaux-Weinen, wo die Weinlese ständig verschoben werden musste, konnte der Château d'Yquem früh geerntet werden.

Françoise-Joséphine de Sauvage d'Yquem wäre zufrieden gewesen...
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 21. Februar 2013

Pétrus 1953 und Pétrus 1973, zwei Geburtstagsjahrgänge, die halten, was sie versprochen haben

Unterschiedliche Wetterbedingungen, unterschiedliche politische Situation... aber beide sind zu guten Jahrgängen geworden : Pétrus 1953 und Pétrus 1973 

Wie überall in Frankreich, war 1953 auch in Bordeaux ein schwieriges Jahr. De Gaulle war noch nicht Präsident, die fünfte Republik noch nicht gegründet. Die Weingüter von Bordeaux litten noch unter Arbeitskräftemangel und die Sammler zögerten, teure Weine zu kaufen - die politische Situation war noch zu unstabil.

Das Wetter kümmerte sich nicht um Politik. Pétrus 1953 wuchs unter starker, heißer Sonne heran, der Sommer war trocken. Als es Zeit war, an die Weinlese zu denken, gab es jedoch ein Problem, dass den Eigentümer der Weingüter Angst machte: es begann, stark zu regnen, und der Erntetermin musste verschoben werden - die Weinlese begann erst Ende September, was bedeutete, dass sie zur spätesten Weinlese des Jahrzehnts wurde.

Doch die Eigentümer der Châteaux von Bordeaux hatten Glück. Die späte Weinlese gab dem Pétrus 1953 die Möglichkeit, noch besser auszureifen. Dadurch wurde er ein Wein, der schon in seiner Jugend ausgesprochen fruchtig war. Mit dem Alterungsprozess entwickelte er dann die typischen Qualitäten eines Pétrus, die das englische Königshaus so liebt.

Auch wenn die politische Lage zwanzig Jahre besser war, so war der Jahrgang Pétrus 1973 doch nicht einfacher als Pétrus 1953. Diesmal war es das Klima, das einen Strich durch die Rechnung der Weingüter zog: die Weinlese war total verregnet. Viele Bordeaux-Weine wurden jung verkauft, das heißt, die Eigentümer der Weingüter gaben ihnen nicht mal eine echte Chance, ihre Qualität zu zeigen.

Und doch gab es, wie in fast jedem Jahrgang, einige Weine, die gut wurden. Dazu gehören vor allem die Weine aus Pomerol, dem Gebiet von Pétrus. Pétrus 1973 ist trotz dem schlechten Ruf seines Jahrgangs ein Wein, der sich heute gut trinken lässt.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 20. Februar 2013

Bordeaux 1943: Château Mouton-Rothschild 1943 und die Besatzungsmacht

Château Mouton-Rothschild 1943, ein schweres Jahr für Wein und Mensch

1943 war sicherlich kein leichtes Jahr in Bordeaux - der Mangel an Arbeitskräften macht sich in den Weinbergen bemerkbar, die Leute haben Angst und über den Weingütern braut sich die dunkle Wolke der Enteignung durch die Besatzungsmacht zusammen.

Doch Château Mouton-Rothschild 1943 ist betroffen wie kein anderer. Auch wenn die geschäftlichen und politischen Beziehungen der Familie Rothschild sie lange beschützt hat, so wird ihr die jüdische Herkunft nun doch zum Verhängnis. Noch kann sie mit Spenden, Errichtung von Krankenhäusern und Hilfsaktionen anderen Juden helfen, doch es ist schon deutlich, dass die Familie den deutschen Judenhass bald zu spüren bekäme - umso mehr, dass eine Ausrottung der Familie den Weg frei machen würde für eine Beschlagnahme von Château Mouton Rothschild.

Zwei Jahre später ist es dann so weit: die Deutschen nehmen Frau und Tochter des Barons Rothschild fest und transportieren sie in ein Konzentrationslager. Die Tochter - die spätere Schauspielerin Philippine de Rothschild - überlebte und übernahm später, nach einigen Jahren Karriere als Schauspielerin - das Weingut ihres Vaters.

Trotz allem ist Château Mouton-Rothschild 1943 ein hervorragender Wein - er ist rar, wie alle Bordeaux-Weine von 1943, aber seine Qualität entspricht absolut dem Ruf des Weinguts der Barone Rothschild. Er passt hervorragend zu Fleischspeisen wie Lamm und Kalb, und die Liebhaber von Pilzen trinken ihn mit Genuss zu Pilzsoßen, und zu Gerichten mit Trüffeln und Steinpilzen.
Copyright: Sandra Winters

Sonntag, 17. Februar 2013

Dom Pérignon 1993, der Champagner aus Bordeaux

Dom Pérignon aus dem Hause Moët & Chardon: ein Weingut für Künstler

Wer heute einen Dom Pérignon 1993 erstehen will - den Champagner aus Bordeaux der einst die Kunst des Weinmachens revolutioniert hat - muss ziemlich tief in die Tasche greifen: eine Flasche kostet zwischen 150 und 300 Euro.

Dabei hatte Pierre Pérignon, Benediktinermönch und "Vater" des Dom Pérignon aus Bordeaux, wohl kaum vor, einen teuren Wein zu produzieren: für ihn zählte nur die Qualität. Man könnte ihn als eine Art Fanatiker bezeichnen. Er kostete von jeder Traube und entschied, ob ihre Beeren das "Recht" haben, in einer Flasche Dom Pérignon zu enden. Und er war der einzige, der  die Trauben zu probieren durfte… Er war überzeugt, dass niemand anderes in der Lage sei, den "feinen Unterschied" zu spüren, der den Dom Pérignon zum Spitzenwein und Champagner werden lässt.

Der Champagner Dom Pérignon 1993 - und die anderen Jahrgänger unserer Zeit - werden nicht mehr von Benediktinermönchen hergestellt, sondern vom Hause Moët & Chandon. Alle Produkte der Firma, die 1743 für die Herstellung von Champagner gegründet wurde, gelten heute als Luxusgüter. Außer seinen über tausend Hektar an Weinbergen besitzt die Firma auch ein Produkt, dass zwar etwas mit Alkohol, aber nichts mit Wein zu tun hat: 1971 kaufte sie die Parfümmarke Christian Dior auf.

Doch bevor die Länderein 1743 von Claude Moët, einem französischen Weinhändler, übernommen wurden - und weitergeführt ab 1792 von seinem Enkel Jean-Rémy Moët, der sich 41 Jahre später mit seinem Schwiegersohn Pierre-Gabriel Chandon zusammentat -, hatten sie eine recht poetische Vergangenheit. Wie in Château Ausone, dessen Begründer nicht nur Weinliebhaber sondern auch Dichter war, gingen hier die Schriftsteller einst ein und aus. Es heißt, dass Voltaire und André Chénier oft zu Gast auf Château Dom Pérignon - oder Moët & Chandon - gewesen wären. Später hätten sich dann andere Künstler zu ihnen gesellt, zum Beispiel Richard Wagner, der hier die Inspiration für seine Oper Tristan und Isolde gefunden haben soll, oder die Queens, die das Gut in ihrem Song "Killer Queen" verewigt hätten.

Weniger künstlerisch, doch politisch beeindruckend, war auch ein anderer Besuch von Château Dom Pérignon: es heißt, Napoléon und Josefina hätten hier verweilt.
Copyright: Sandra Winters

Samstag, 16. Februar 2013

Dom Pérignon 1973, Dom Pérignon 1993, Champagner und die Revolution der Bordeaux-Weine

Champagner-Weine, wie sie dem Benediktiner gefallen hätten: Dom Pérignon 1973 und Dom Pérignon 1993


Pierre Pérignon war vermutlich der erste Önologe - oder zumindest einer der ersten, die ihren Wein im Gebiet von Bordeaux fabriziert haben. Und Dom Pérignon - wie man Pierre Pérignon nannte - machte nicht irgendeinen Wein: er machte einen der weniger Champagner im Anbaugebiet Bordeaux.

Schon 1668, genau 325 Jahre vor dem gelungenen Champagner-Jahrgang Dom Pérignon 1993 - hatte Pierre Pérignon Grosses im Sinn. Er trat als Verwalter in das Benediktinerkloster Hautvillers ein, wo er sich vor allem um den Wein kümmern wollte. Aber sein Wein sollte nicht nur gut sein, er war sicher, den besten Wein der Welt fabrizieren zu können - und das im Alter von gerade mal dreißig Jahren.

Heute sagt man, Dom Pérignon hätte eine Revolution in der Weinproduktion bewirkt. Man nennt ihn den "geistigen Vater" des Champagners und - egal ob die Idee eines "Schaumweines" wirklich von ihm stammte oder nicht - Tatsache bleibt, dass er hat die Geschichte des Bordeaux-Weines in andere Bahnen geleitet hat.

Dabei war Dom Pérignon weder Weinexperte noch Chemiker oder Önologe - er liebte ganz einfach guten Wein… was sicherlich auch mit dem Geist seiner Zeit zu tun hatte, denn die Regierung des Sonnenkönig Ludiwigs XIV. hatte die Lust auf Luxus nach Frankreich gebracht. Und sie traf selbst arme Familien wie die der Pérignon, die mit ihren sieben Kindern kaum von einem Wein wie dem späteren Dom Pérignon träumen konnten.

Doch Pierre Pérignon wusste, was er wollte. Im seinem Kloster bei Bordeaux übernahm er die gesamte Verantwortung für alles, was den Wein betraf. Er erlaubte niemandem, die Trauben zu kosten - er allein entschied, ob eine Traube gut genug war, um sich in Wein zu verwandeln. In Jahren, die nicht seinem Standard entsprachen, weigerte er sich, Wein zu produzieren.

Diesem Prinzip folgen die Eigentümer von Dom Pérignon noch heute. Der Champagner wird nur in guten Weinjahren produziert - was bedeutet, dass es zwischen 1921 und 2003 nur 39 Jahrgänge von Dom Pérignon gab.  

Dom Pérignon 1973 und Dom Pérignon 1993, mit denen Bordeaux den 345. und 365. Geburtstag des ersten Liebhabers von Champagner feiert, sind Weine, die dem Benediktiner wohl gefallen hätten. Sie sind trocken und mild, ihr Geschmack ist ausgewogen, ihre Farbe hat den typischen Schein von hellem Gold, und sie gehören zu den wenigen Jahrgängen, wo sogar ein Dom Pérignon rosé produziert werden konnte.
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 15. Februar 2013

Château Ausone 1983 und 1993 - zwei "Geburtstagsweine" aus Bordeaux

Château Ausone 1982 und 1993, zwei gegensätzliche Bordeaux-Weine

Der Wein aus dem Bordeaux-Anbaugebiet Émilion wächst auf einer kalkhaltigen Hochebene mit sehr starker Sonneneinstrahlung. Die Weinexperten sind sich einig, dass es der Boden ist, der dafür sorgt, dass eine gute Weinrebe einen Spitzenwein hervorbringt. Wie der Lehmboden von Château Pétrus, so bewirkt auch der kalkhaltige Boden von Château Ausone die Entwicklung eines Buketts, das diese Bordeaux-Weine so einmalig sein lässt. Dazu kommt natürlich die Sonneneinstrahlung, die Château Ausone zum privilegierten Standort für Weinberge macht.

Nach den Weinkennern gibt es zwei "Geburtstagsjahrgänge", die jetzt gerade "richtig trinkbar" sind. Doch eigentlich sind diese beiden Château Ausone so unterschiedlich, dass man sie kaum vergleichen kann.

Wie die meisten Bordeaux 1993, so gehört auch Château Ausone 1993 nicht zu den besten Weinen, die das Gut je hervorgebracht hat. Aber der Ausone 1993 ist ein Wein, den man heute mit Genuss trinken kann. Wie der Haut-Brion 1993 ist er nach einem mittelmäßigen Anfang - erzeugt durch einen verregneten Herbst - gut nachgereift und gehört heute, zwanzig Jahre später, zu den Weinen, die dem Gebiet von Bordeaux Ehre machen. Aber es sieht so aus, als könnte man ihn auch noch dreißig oder gar fünfzig Jahre lagern.

Betrachtet man dagegen Château Ausone 1983, so hat man es mit völlig gegensätzlichen Klimabedingungen zu tun. Während die Bordeaux-Weine von 1993 unter einem heißen Sommer und einen verregneten Herbst litten, war der Sommer in Bordeaux 1983 viel zu feucht, was eine regelrechte Invasion von Mehltau verursachte. Der Herbst dagegen, der 1993 völlig verregnet war, wurde 1983 sonnig und trocken - der Mehltau verschwand, und der Wein reifte so schnell nach, dass man sogar eine frühe Ernte ins Auge fassen konnte.  

Heute ist der Château Ausone 1983 zu einem guten, fruchtigen Wein herangereift, der ab sofort trinkbar ist, den man aber auch noch lange lagern können wird.
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 14. Februar 2013

Bordeaux 1993: Haut-Brion 1993 und Pétrus 1993, Weine, die nachgereift sind

Ein schwieriger Jahrgang erzeugt grosse Bordeaux-Weine: Haut-Brion und Pétrus 1993

1993 war kein Jahr für Weinspekulanten. Wie immer beobachteten sie das Wetter... und wie so oft waren sie skeptisch: obwohl der Sommer ideal für einen guten Bordeaux 1993 schien - er war heiß und trocken - machte das Herbstwetter einen Strich durch die Rechnung der Weinhändler: es regnete in Strömen und, im letzten Moment, wurde der Wein nicht so schnell reif, wie man erst geglaubt hatte.

Und der Regen blieb bis zum Ende der Weinlese. Auf diese Weise, so meinten die Weinkenner, wäre  das Tannin nicht ausgeglichen, und der Bordeaux 1993 würde nie einen "runden" Geschmack erreichen.

So ist der Château Haut-Brion 1993 sicherlich kein Jahrhundertwein. Aber die Zeit hat in seinem Sinne - oder, besser gesagt, im Sinne der Weinliebhaber - gearbeitet und er ist gut nachgereift. So kann man heute, an seinem zwanzigsten Geburtstag, von einem gut trinkbaren ChâteauHaut-Brion 1993 sprechen. Seine dunkelrote Farbe ist viel versprechend, sein Aroma angenehm und voll. Sein Bukett erinnert an Erde, schwarze Beeren, Tabak und Gewürze. Und auch wenn die Kritiker sich erstaunt zeigen, so ist das Tannin inzwischen doch wohl ausgewogen und ausgeglichen.

Château Pétrus ist als ein Bordeaux-Wein bekannt, der gut sein kann selbst in schlechten Jahrgängen. Das trifft für Château Pétrus1993 zu, aber auch auf die Pétrus 1994 oder 1997. Die Weinkenner gehen davon aus, dass dies Phänomen vorwiegend dem lehmhaltigen Boden zu verdanken ist, auf dem der Pétrus gedeiht. Dazu kommt, dass die Weinberge von ChâteauPétrus auf einer Anhöhe liegt, die den höchsten Punkt von Pomerol darstellt.

Auf diese Weise wird das Wasser selbst in extrem trockenen Jahren gespeichert. Andererseits ist die Bodenstruktur jedoch genügend durchlässig, um überflüssiges Wasser - wie im verregneten Herbst 1993 - abfließen zu lassen.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 13. Februar 2013

Château Mouton Rothschild 1963 : ein Bordeaux in einem schwierigen Jahr

Bordeaux 1963, Château Mouton Rotschild und Bernard Dufour

Bordeaux 1963 war sicherlich kein sehr guter Jahrgang. Der Sommer war kalt und regnerisch, und Mehltau entwickelte sich auf den Weinstöcken. Die Ernte begann ungewöhnlich spät, am 7. Oktober, aber die lange Wartezeit konnte nicht mehr viel retten: der Bordeaux 1963 blieb ein Wein, der nie zur Spitzenklasse gehören sollte. Als er in Flaschen abgefüllt wurde, nannten die Kritiker ihn mittelmäßig. Und ihre Voraussage war nicht besser: sie meinten, er würde mit der Zeit eher schlechter werden.


Wer also einen Wein von 1963 trinken will - einen Bordeaux 1963 - der sollte auf "klassische Werte" zurückgreifen wie den Château Mouton Rothschild 1963: Château Mouton Rothschild, der 1963 den hundertsten Geburtstag des ersten Baron von Rothschild auf dem Weingut feierte, ist ein Bordeaux, der immer, selbst in schlechten Jahren, ein Spitzenwein bleibt.


Das Etikett des Château Mouton Rothschild wurde 1963 - wie jedes Jahr seit 1945 - einem bekannten Künstler anvertraut. Diesmal war es Bernard Dufour. Der französische Künstler war zu dieser Zeit schon ein echter Begriff in Kunstkreisen... und, wie 1993, wo Balthus das Etikett kreierte, hatte man einen Maler gewählt, der nicht nur berühmt sondern auch umstritten war.


Bernard Dufour begann seine Künstlerkarriere nach dem Krieg mit der Kopie von großen Werken im Louvre von Paris. Ab 1950 wurde die internationale Kunstwelt auf ihn aufmerksam, und 1959, wo er in Deutschland ausstellte, war sein Ruf bereits gefestigt. Sein Lieblingsthema sind Menschen - er malt die Menschen, wie er sie sieht, mit ihren Fehlern und ihrer Schönheit. Am liebsten malt er ganz einfach Leute aus seinem Umkreis. Oft taucht er selber auf seinen Bildern auf: der Maler, der sich selbst darstellt, wie er seine Modelle beobachtet. Für ihn ist der Mensch in jeder Situation "malenswert" - das heiβt, dass die Erotik für ihn natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens ist... im Gegensatz zu Balthus, der eher erotische Engel als erotische Menschen malt.


Und diese erotische Komponente war es, die ihn in aller Munde sein lieβ - teilweise gelobt, teilweise kritisiert. Doch die Eigentümer von Château Mouton Rothschild zögerten nie, die Werke eines "umstrittenen" Künstler auf ihren Etiketten zu verewigen.
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 12. Februar 2013

Bordeaux 2000, ein mythischer Wein

Ein sagenhaftes Jahr: Bordeaux 2000, Spitzenqualität für Weine wie Château Latour oder Margaux

Es ist nicht verwunderlich, dass die Mystifikation des Jahres 2000 auch die Bordeaux-Weine betraf. Selbst wenn es ein schlechter Jahrgang gewesen wäre, so wäre der Bordeaux 2000 doch zu einem "Sammlerwein" geworden: der (damals umstrittene) Beginn des neuen Jahrtausends, die Legenden vom Weltuntergang - die Weinspekulanten sahen ihre Kassen schon explodieren dank all der Weinliebhaber, die ein Andenken an den Wein von 2000 in ihrem Keller bewahren wollten.

Noch im Frühling 2000 glaubten die Experten, dass der Bordeaux 2000 tatsächlich ein "Andenkenwein" bleiben würde. Nach einem auβergewöhnlich milden Winter hatte sich überall der Mehltau entwickelt, der Feind des Weines und der Eigentümer der Weingüter. Der Wein blühte spät, und das Frühlingswetter war schlichtweg eine Katastrophe...

Doch die Natur entschied anders. Bordeaux 2000 sollte nicht nur ein mythischer Jahrgang werden. Trotz aller abergläubischen und logischen Voraussagen, nach denen 2000 einen schlechten Wein produzieren sollte, wurde es ein Spitzenwein. Vor allem die Weine, die vorwiegend aus der Traube Cabernet Sauvignon bestehen, wie Château Margaux, sind extrem gut gelungen.

So sagt Robert Parker, der internationale Experte für Bordeaux-Weine, dass der Château Margaux 2000 ganz einfach unwiderstehlich sei. Er spricht von einem ausgewogenen Aroma aus blauen, roten und schwarzen Beeren, Frühlingsblüten und jungem Eichenholz, einer Vielfalt, wie sie nur ein Jahrhundertwein erreicht. Der Margaux 2000 hätte eine ganz eigene "Persönlichkeit", elegant, stark und selbstbewusst, die man nur bei wenigen Weinen fände.

Aber auch Château Latour 2000 erlebt ein Spitzenjahr. Für Robert Parker braucht er noch fünf bis zehn Jahre, um seine volle Reife zu erlangen, doch dann bleibt er fünfzig oder sechzig Jahre lang ein Spitzenwein. Der Wine Spectator dagegen meint, dass Latour 2000 schon jetzt ein Wein sei, der jeden einzelnen Geschmacksnerv anregt und an Rosen und Flieder erinnert.
Copyright: Sandra Winters

Montag, 11. Februar 2013

Bordeaux 1943: Château Latour und Pétrus in den Wirren des Krieges

Warum Bordeaux-Weine wie Château Latour 1943 oder Pétrus 1943 noch rarer sind, als sie eigentlich sein müssten

Bordeaux 1943 ist ein Jahrgang, der gelitten hat - das heißt, dass der Wein ebenso gelitten hat wie die Menschen. Der Krieg machte sich bemerkbar - die Deutschen hatten die Stadt eingenommen und zur Garnisonsstadt erklärt, und sie "interessierten" sich stark für die Übernahme der Weingüter von Bordeaux.

Einige Eigentümer der großen Weingüter lebten in einer Ungewissheit, die ihnen die Arbeit schwer machte. Noch war der deutsche Feind stark, die französische Regierung tat alles, um ihm zu gefallen. Würden die Weingüter wie Château Pétrus oder Château Latour in die Hände der Deutschen fallen? Bliebe nichts übrig für die Familien aus Bordeaux? Würden sie ihre Weingüter verlassen müssen?

Das Wetter trug in diesem Jahr nicht gerade zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Der Sommer war heiß und trocken, der Wein reifte schnell heran und musste früh geerntet werden - in einem Jahr, wo die Arbeitskräfte rar waren. Dabei waren Château Pétrus 1943 und Château Latour 1943 eigentlich recht gute Weine... was man allgemein von allen Bordeaux 1943 sagen konnte. Doch die Ernte war gering, wie in allen heißen und trockenen Jahren, und der Mangel an Arbeitskräften, die psychische Belastung der Eigentümer und die ständige Bedrohung durch den Krieg machten sie noch geringer.

Das Schlimmste - auf psychologischer Ebene - war die allgegenwärtige Anwesenheit der deutschen Polizei. Juden und Kommunisten wurden festgenommen, es herrschte allgemeine Angst, einer misstraute dem anderen. Wie konnte man in einer solchen Situation an eine Weinlese denken? Die Bewohner von Bordeaux brauchten Lebensmittel und keinen Wein - selbst wenn es ein Bordeaux-Wein von der Qualität eines Château Pétrus oder Château Latour war.

Am 17. Mais 1943 fielen dann die ersten Bomben auf Bordeaux. Immer mehr Leute traten der Widerstandsgruppe bei, die sich schon vorher gebildet hatte, aber bisher diskret und klein geblieben war. Jetzt entschieden immer mehr Einwohner von Bordeaux, sich aufzulehnen - zusammen mit den Eigentümern der Weingüter, die sich sicherlich nicht einig waren, ob sie ihren Wein lieber für immer zerbombt sehen oder an den Feind verlieren wollten...

Heute ist das Kriegsjahr weitgehend vergessen. Die Bordeaux 1943 sind reif, Weine, die gut gealtert sind, mit reichem, vollen Bukett. Ihre Qualität und ihre geringe Quantität lässt Spitzenweine wie Château Pétrus und Château Latour noch wertvoller erscheinen.
Copyright: Sandra Winters

Sonntag, 10. Februar 2013

Bordeaux 1993: Château Ausone, Cheval Blanc, Haut-Brion, Margaux...

Zwanzigster Geburtstag der Weine aus Bordeaux 1993: Reifegrad erreicht

Zwanzig Jahre ist es jetzt her, dass Männer und Frauen sich in Bordeaux auf den Weinbergen getroffen haben, um den Château Ausone 1993 und all die anderen Bordeaux-Weine einzubringen. Wie jedes Jahr war es ein Akt der Hoffnung - natürlich gab das Wetter im Frühling und Sommer einige Hinweise auf die Qualität des Weines, aber eben nur Hinweise. In Wirklichkeit wusste keiner, wie der Jahrgang gelingen würde.

Bordeaux 1993 sollte ein guter Jahrgang werden. Es war kein Spitzenwein, wie etwa Bordeaux 1990, dessen Weine noch voll in der Entwicklung sind und vermutlich, das heißt bei guter Lagerung, sehr alt werden können. Bordeaux 1993 ist vielmehr ein Wein mit durchgehend gleichmäßiger Qualität - fein, fruchtig, elegant - der heute, wenige Monate vor der Weinlese 2013, an seinem Höhepunkt angekommen ist.

So ist es Château Margaux 1993 zum Beispiel gelungen, in dreißig auf Weine spezialisierten Zeitschriften auf durchschnittlich 89.5 Punkte zu kommen - ein hervorragendes Ergebnis. Man liest dort, dass es ein Wein in "perfekter Harmonie" sei, er wäre zwar nicht sehr fruchtig, aber hinterließe einen angenehmen Geschmack, er würde sich gut mit Fleischspeisen vertragen und seine Qualität, nachdem er einige Stunden in der geöffneten Flasche geruht hätte, würde sich voll entfalten - die Qualität eines "typischen" Margaux.

Das gleiche gilt für Château Ausone 1993. Es heißt, er wäre jetzt voll ausgereift und hätte sein ganzes Geschmacksspektrum entfaltet: er erinnere an schwarze Johannisbeere und exotische Gewürze.

Château Cheval Blanc 1993, der Grand cru classé aus Saint-Émilion, ist und bleibt ein Mythos, wie alle Weine von Château Cheval Blanc. Seine aromatische Vielfalt versetzt uns in die sonnenbestrahlte Heimat der Bordeaux-Weine, in exotische Länder, in eine perfekte Welt. Mit Cheval Blanc, so heißt es, erlebt man die Welt, die man sich erträumt - jedem sein eigenes Paradies.

Haut-Brion 1993, wie die anderen Jahrgänge von Château Haut-Brion vielleicht der bekannteste Bordeaux-Wein, zeichnet seine stets gleichbleibende Qualität aus. Ob schlechte oder gute Jahrgänge, Haut-Brion bleibt immer ein Spitzenwein. Er erneuert sich, ohne seine alten Qualitäten zu verlieren, und er behält seine alten Qualitäten, ohne auf die Erneuerung seines Geschmacks verzichten zu müssen. Ein Wein, der immer jung bleibt - und immer gut altert.
Copyright: Sandra Winters

Samstag, 9. Februar 2013

Saint-Émilion: Château Ausone 1983, Château Cheval Blanc 1953... hunderte von Jahren Bordeaux-Spitzenwein

Saint-Emilion, ein kleiner Ort umgeben von großen Bordeaux-Weinen: Château Ausone und Château



Stellt euch ein Dorf aus dem elften Jahrhundert vor, das von der UNESCO als Ort von internationalem Interesse eingestuft wurde. Saint-Émilion thront still auf seinem Hügel, der Kirchturm streckt sich zum Himmel, unter strahlender Sonne, umgeben von terrassenförmig angelegten Weinbergen. Die Weinlese ist nah, doch noch sieht man niemanden in den Weinbergen. Aber man spürt die Spannung im Dorf - wird es ein guter Jahrgang? Ein Spitzenwein? Oder ein Wein, der nur billig im Supermarkt verkauft werden kann?

Ihr seid in Saint-Émilion. Hier hat der Dichter Ausone gelebt, hier reifte der Château Ausone 1983, der Château Cheval Blanc 1953,... Hier reifte der Wein vor zehn, vor zwanzig, vor dreißig, vor hunderten von Jahren.

Saint-Émilion liegt am rechten Ufer der Garonne, wo ein Bordeaux-Wein mit reichem Tannin und einem fruchtigen Geschmack heranreift, der mit dem Alter an Charme gewinnt. Sechzig Prozent der Weinberge sind mit Merlot-Trauben bedeckt, dreissig Prozent mit Cabernet Franc und die restlichen zehn Prozent tragen Cabernet Sauvignon. Château Ausone und Château Cheval Blanc sind beides Spitzenweine, sie tragen das Gütezeichen Premier grand cru.

Was hier, am rechten Ufer der Garonne, so besonders ist und so große Bordeaux-Weine hervorzaubert, das ist nicht nur die Sonneneinstrahlung, sondern auch der Boden. Er besteht aus einer ausgewogenen Mischung von Lehm, Sand und Kalkgestein. Durch Sand- und Kalkgestein wird das Wasser in die unteren Erdschichten gefiltert, wo es vom Lehmboden aufgesaugt wird. Die  Weinstöcke kriegt gerade soviel Wasser, um sich gesund zu entwickeln, aber sie "ertrinken" nicht, die Traube hat die Möglichkeit, ihren Alkoholgehalt zu entwickeln.

Im Gegensatz zu dem Likörwein auf Château d'Yquem, wo die Weinlese Wochen dauert, ist die Ernte kurz auf Château Cheval Blanc und Château Ausone. Die Trauben werden gleichzeitig reif, die Weinberge sind klein - doch nach der Weinlese verbringen diese roten Bordeaux-Weine fünfzehn bis zwanzig Jahre in den Weinkellern... bis sie, eines Tages, die Reife eines erwachsenen Spitzenweins erreicht haben.
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 8. Februar 2013

Château Ausone 1983 und der Dichter Ausone von Bordeaux

Château Ausone, ein "poetischer" Wein, und der Dichter Ausone, ein Weinliebhaber aus Bordeaux


Es gibt Leute, die sagen, ein Wein würde seinem Produzenten ähneln. Und es gibt Leute, die sagen, dass dies bei Château Ausone zutrifft.

Dabei ist nicht von den aktuellen Eigentümern die Rede, die - der Erfolg beweißt es - durchaus wissen, wie man einen guten Wein macht. Man spricht von Herrn Ausone, dem Mann, nach dem der Wein benannt wurde.

Decimius Magnus Ausonius lebte im 4. Jahrhundert und war ein Dichter. Es heißt, er wäre genauso sensibel gewesen wie sein berühmter Wein. Er lebte von seiner Arbeit als Lehrer der Rhetorik in Bordeaux - was in römischen Zeiten wohl genauso wichtig war wie heutzutage - und er hatte sogar einige "wichtige" Schüler, wie den zukünftigen Kaiser Gratian, Sohn des Kaisers Valentin I, der übrigens so dankbar war, dass er Ausone zum Konsul machte.

Doch was den Gutsherrn von Château Ausone wirklich interessierte, das war die Poesie. Dabei schrieb er über durchaus weltliche Themen, zum Beispiel über die Schönheit der Mosel - was uns zeigt, dass er ein weitgereister Mann war - oder ganz einfach über das tägliche Leben in Bordeaux. Er schrieb auch Verse über seine Freunde, seine Familie, seine Schüler... und er liebte den Wein.

Denn gleich nach der Poesie (oder mehr oder weniger gleichzeitig) kam für ihn der Wein. Er war vermutlich nicht sehr zufrieden, als er, Mitte des 4. Jahrhunderts, seine Ländereien verlassen musste, um mit seinem ehemaligen Schüler, dem Kaiser Gratian, in den Krieg zu ziehen. Doch Gratian hatte Pech, er wurde ermordet, in Lyon, weit weg von Ausones Heimat Bordeaux - denn damals waren rund tausend Kilometer noch eine enorme Strecke.

Doch Ausone, der Dichter, war nicht an politischen Ränkespielen interessiert. Er nahm weder die Seite der Mörder ein, die es auf Gratians Macht abgesehen hatten, noch die Position seiner Freunde. Er kehrte ganz einfach nach Château Ausone zurück, wo er bis ins hohe Alter Gedichte schrieb und guten Wein machte.

Auch wenn es die Familie Ausone nicht mehr gibt, der gute Wein ist geblieben. Zum Beispiel der Château Ausone 1983, ein Wein, der - wie man sagt - genauso "poetisch" wäre wie der Ahnherr des Schlosses. Château Ausone 1983 ist ein Wein, der heute, 30 Jahre später, genau die richtige Reife erlangt hat. Er ist vielleicht nicht so außergewöhnlich wie der Spitzenjahrgang Château Ausone 1982, aber er ist, so sagen die Weinkritiker, ausgezeichnet.

Château Ausone 1983 ist ein Wein von einem glänzenden Dunkelrot. Sein Aroma bietet alles, was man von einem reifen - einem "erwachsenen" - Wein erwartet. Sein Geschmack bleibt lange im Mund zurück und erinnert an reife Früchte und exotische Gewürze. 
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 7. Februar 2013

Bordeaux 1983, ein Klima für guten Wein

Warum 1983 in Bordeaux die Menschen nicht sehr glücklich waren, der Wein aber gut gelang

Eigentlich ist 1983 ein ganz normales Jahr, in Bordeaux und im Rest der Welt. Man sagt, dass 1983 der Anfang der Kleincomputer-Revolution war, Yannick Noah gewann in Roland Garros, Lech Walesa wurde der Nobelpreis verliehen… Und in Bordeaux 1983 hofft man auf einen guten Jahrgang.

Schon im Sommer hat man den Eindruck, das Wetter wäre den Weingütern von Bordeaux wohlgesinnt. Während die Leute unter einer feucht-tropischen Hitze leiden, reifen die Trauben schneller als sonst und entwickeln die nötige Edelfäule.


Rechtzeitig zur Weinlese ändert sich dann das Wetter. Der frühe Herbst bringt viel Sonnenschein und die Trockenheit, die der Wein in seinem letzten Reifungsprozess braucht. Die schnelle Reife macht den Wein fruchtig, die Feuchtigkeit des Sommers erlaubt eine reiche Ernte. Bordeaux 1983 ist ohne Zweifel ein idealer Jahrgang: der Geschmack des Weines ist mild und ausgeglichen, und seine Quantität ist hoch genug, um den Weingütern den nötigen Umsatz zu verschaffen.

Die großen Gewinner des Jahres sind Château d'Yquem 1983 unter den Weißweinen und, unter den roten Bordeaux-Weinen finden wir einen hervorragenden Mouton Rothschild und Cheval Blanc 1983.

Es ist klar, dass vor allem auf Château d'Yquem Freude herrscht. Der weiße Likörwein ist anspruchsvoller als die anderen Bordeaux-Weine: er muss nicht nur reifen, sondern auch die Edelfäule entwickeln, die so ausschlaggebend für die Qualität dieses Weines ist. Um ein ideales Stadium an Edelfäule zu haben, wird Château d'Yquem über Wochen hinweg jeden Tag geerntet, dass heißt, dass jeden Tag die Trauben ausgewählt werden, die genug Edelfäule entwickelt haben.

Die Edelfäule ist auch der Grund, warum in manchen Jahren kein Château d'Yquem auf den Markt kommt. 2012 ist zum Beispiel ein solches Jahr. Pierre Lurton, der aktuelle Verwalter des Weinguts, spricht von einem "Fluch", der alle 20 Jahre das Weingut befallen würde. Oder, mit anderen Worten, von einem Wetter, das eben nicht immer gut für Likörwein ist…
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 6. Februar 2013

Château Haut-Brion 1983, Château Mission Haut-Brion 1983 und die Weltausstellung in Paris

Wie Napoleon II die Bordeaux-Weine klassifizierte und Château Haut-Brion zu den fünf Besten seiner Kategorie wurde


Was zählte, für Napoleon III - beziehungsweise für die Weinhändler, die er beauftragte - das waren die Verkaufspreise. Aber die Qualität spielte natürlich auch eine Rolle…

Weltausstellung 1855 in Paris. Bordeaux präsentiert seine besten Weine - und Napoleon III entscheidet, sie zu klassifizieren. Seine Idee machte Schule: die Klassifizierung der Médoc und Sauternes aus Bordeaux ist immer noch gültig.

Zugelassen waren nur Bordeaux-Weine, die in den letzten 100 Jahren die höchsten Verkaufspreise erzielt hatten. 4000 Weingüter aus dem Médoc-Gebiet hatten Antrag gestellt, in die Liste aufgenommen zu werden - und nur 61 hatten Erfolg. Die höchste Klasse, die der Premier Grand Cru, erreichten sogar nur fünf Weingüter. Das besondere an dieser kleinen Gruppe: zwischen all den Weinen aus dem Médoc stammte ein einziger aus einem anderen Gebiet - Château Haut-Brion aus der Region Graves.

Wie quasi alle großen Weingüter in und um Bordeaux, so hat auch Château Haut-Brion eine turbulente Geschichte. Doch noch turbulenter war die Geschichte eines anderen Gutes, das heute zu Château Haut-Brion gehört: Château la Mission Haut-Brion. Als die französische Revolution ausbrach, gehörte das Weingut einem Kloster, das es seinerseits von der Familie Lestonnac geerbt hatte, in einem Moment, wo kein Sohn - oder Tochter - sich mehr für Wein interessierte. Die Revolutionäre beschlagnahmten Château La Mission Haut-Brion und versteigerten das Gut. Danach wurde es mehrmals weiterverkauft, bis es, ab 1919, schließlich fast 60 Jahre lang in der gleichen Hand blieb. Frédéric Otto Woltner, sein Eigentümer, war ein Weinhändler mit sehr gutem Ruf, der die Qualität des Château Mission Haut Brion durch die Einführung neuer Techniken wesentlich erhöht hat.

Doch letztendlich erfasste die Krise auch Château La Mission Haut-Brion, und Frédéric Otto Woltner musste verkaufen. Die Familie Dillon - seit 1935 Besitzer von Château Haut-Brion - war sofort bereit, das Gut zu übernehmen… und hatte das Glück, unmittelbar auf einen hervorragenden Jahrgang zu stoßen: die Weine Château La Mission Haut-Brion 1983 und Château Haut-Brion 1983 - wie fast alle großen Bordeaux-Weine dieses Jahrgangs - sind Spitzenweine. Und auch finanziell sind sie ein Erfolg: ein feuchter Sommer erlaubt eine reiche Ernte, die Weine sind angenehm und fruchtig. So hat Château Mission Haut-Brion 1983 der Familie Dillon Glück gebracht…
Copyright: Sandra Winters