Montag, 9. Dezember 2013

Grenache und Syrah, Biowein aus Languedoc

Cuvées aus Languedoc: Grenache und Syrah als Biowein

Auch wenn etliche Vertreter der neuen Generation der Winzer aus Languedoc sich für sortenreinen Wein entschieden haben, so gibt es doch andere - sehr oft auch im Bereich des Bioweins aus Languedoc - die das Verschneiden verschiedenen Rebsorten zur Kunst erhoben haben, die sie als Ausdruck ihrer selbst und ihrer Erde empfinden. Eine beliebte Cuvée aus dem Languedoc, die oft auch als roter Biowein gekeltert wird, besteht aus Grenache und Syrah.

Die Hersteller von Biowein im Languedoc zögern nicht, Syrah. als sortenreinen Wein zu keltern. Seine Qualitäten sprechen jedoch auch dafür, ihn in Assemblage zu benutzen: sein aromatisch-fruchtiger Geschmack, sein Bukett, das nach Brombeeren und Heidelbeeren duftet und nicht zuletzt seine lange Lagerfähigkeit kann die Beschaffenheit einer Cuvée nur verbessern. Verschneidet man ihn jedoch mit Grenache, kann man mit einer fast idealen "Ehe" rechnen...

Auch wenn ein Grenache-Biowein aus dem Languedoc nicht so teuer ist wie ein Châteauneuf-du-Pape - einige dieser Edelweine benutzen bis zu 80 Prozent Grenache - wo eine Flasche auf der Basis von Grenache schon den stolzen Preis von 600 € erzielte, so hat die Rebsorte doch Qualitäten, die einer Cuvée zugute kommen. Der einzige Nachteil ist ihre lange Reifezeit: dies ist der Grund, warum Grenache zwar weltweit angepflanzt wird, doch nicht überall als Edeltraube angesehen wird. Nur der Süden mit seiner starken Sonneneinstrahlung, seinem warmen Frühling und der lang anhaltenden Hitze im Herbst erlaubt der Rebe, vollkommen auszureifen und ihre ganze Süße zu entwickeln - auf diese Weise wird die lange Reifezeit, die in nördlicheren Gebieten als Nachteil angesehen wird, im Languedoc zum echten Vorteil.

Dabei ist es überaus günstig, dass die Weinstöcke der Grenache-Trauben aus starkem Holz bestehen und auch unter starkem Wind nicht brechen - denn sonst hätte die lange Reifezeit auch im französischen Süden Probleme bereiten können: es wird im Languedoc zwar früh warm und die Wärme hält bis spät in den Herbst an, doch man muss in diesen Jahreszeiten mit extrem starken Winden rechnen, dem Tramontane und dem Mistral, die schon so manchen Obstbaum und so manchen Weinstock umgebrochen haben. Ein Wein mit kürzerer Reifezeit ist diesen Winden weniger ausgeliefert.

Ein gut ausgereifter Grenache kann bis zu 15 Prozent Alkoholgehalt entwickeln - eine der Qualitäten, die sie zu einem ausgezeichneten Partner von Syrah werden lässt. Grenache hat nur einen "optischen Schönheitsfehler": er wird nicht sehr farbig. Ein Rotwein aus Grenache schmeckt zwar wie ein hervorragender Rotwein, doch er sieht nicht unbedingt so aus - er erinnert manchmal an einen etwas dunkleren Rosé. Doch zusammen mit Syrah und seinem tiefen Dunkelrot wird auch dieser kleine Fehler behoben.

Im Gegensatz zu Syrah, der ein gut ausgewogenes Tannin aufweist, verfügt Grenache nur über einen sehr schwachen Tannin-Gehalt, der jedoch mit dem Alter ansteigen kann. Dieser geringe Tannin-Gehalt zusammen mit dem hohen Zuckeranteil, der sich in der langen Reifezeit bildet - und dem daraus entstehenden hohen Alkoholgehalt - eignet sich Grenache auch hervorragend für eine Cuvée von Süßwein, dem Vin doux naturel. Aus dem gleichen Grund wird er in dem Gebiet von Clairette du Languedoc auch gerne für Rancio-Wein verwendet.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Wein aus Roussillon: Verbot von Chaptalisieren

Unruhe im Milieu der Weine aus Roussillon: keine Sondergenehmigung für Zuckerzusatz

Die einen reden von Ungerechtigkeit. Die anderen überlegen nur, wie sie ihren Wein - zur Not künstlich - verbessern können. Und die dritten denken an die Qualität, die natürliche Qualität, ihres Weines.

Wieder einmal gibt es Ärger im Milieu der Weine aus Roussillon. Und wieder einmal geht es um das Chaptalisieren, die Anreicherung von Wein mit Zucker.

In der Regel gehen die Weinliebhaber natürlich davon aus, dass ihr französischer Wein zu hundert Prozent aus gegorenem Rebsaft besteht. In der Regel ist das natürlich auch wahr - doch manchmal gärt der Rebsaft nicht so, wie der Winzer es sich wünschen würde. - Und dann tritt das Chaptalisieren als Retter auf.

Unter Chaptalisieren versteht man die Anreicherung des Weines mit Zucker. Ihr Name weißt auf Jean-Antoine Chaptal hin, einen französischen Chemiker und gleichzeitig Minister, der den Prozess - mit Hilfe der wissenschaftlichen Arbeit des Geistlichen François Rozier - erfunden, oder vielmehr entdeckt, hat. Er beruht auf der Erkenntnis, dass es der natürliche Zucker im Wein ist, den ihn zum gären bringt und einen gewissen Alkoholgehalt entwickelt. Je mehr Zucker ein Wein enthält, je höher wird sein Alkoholgehalt.

Doch nicht jeder Wein hat genügend natürlichen Zucker, um einen befriedigenden Alkoholgehalt entstehen zu lassen. Denn der Zucker entwickelt sich mit dem Reifeprozess, der wiederum direkt mit der Sonneneinstrahlung in Zusammenhang steht. Das Klima von Nordfrankreich, zum Beispiel, kann nicht genügend Sonnenstunden garantieren, damit der Wein wirklich ausreift. So ist Antoine Chaptal auf die Idee gekommen, man könnte eine Art künstliche Gärung herbeiführen, indem man dem Wein zusätzlichen Zucker beifügt. Man hat ausgerechnet, dass knapp 17 Gramm Zucker auf einen Liter Wein den Alkoholgehalt um ein Grad erhöhen.

Wenn es also kein Chaptalisieren gäbe, müsste man auf den Wein aus dem Rhone-Tal, Burgund und dem Elsass weitgehend verzichten. So gehört die künstliche Beifügung von Zucker für die Winzer aus dem Norden Frankreichs inzwischen zum Wein-Alltag. Anders sieht es in südlichen Gebieten aus. Die Sonneneinstrahlung ist dort so intensiv, dass Chaptalisieren einfach nicht nötig ist.

Meistens. Außer in ausgesprochen schlechten Jahren. Und da fängt der Streit dann an.

Die europäische Regelung hinsichtlich des Chaptalisieren teilt die französischen Weine in drei Gruppen. Die erste und zweite Gruppe darf grundsätzlich Zucker beifügen, auch wenn die Zuckermengen rechtlich begrenzt sind. Die dritte Gruppe dagegen darf den Wein nur in besonders kritischen Jahren mit Zucker versetzen, in sehr geringer Menge, und auch nur nach Anfrage bei den entsprechenden Behörden.

Zu dieser dritten Gruppe gehören alle südlichen Weingebiete, die Provence, Languedoc, die Weine der Pyrenäen bis nach Bordeaux. Der Unterschied zwischen den Mitgliedern dieser Gruppe ist nur, dass die Genehmigungen nicht überall gleichmäßig erteilt werden. In Bordeaux, zum Beispiel, wo das Klima zwar noch wärmer ist als im Norden Frankreich, aber unter dem kühleren Einfluss des Atlantik und nicht des Mittelmeeres steht, geht man davon aus, dass der Wein im Durchschnitt nur alle drei Jahre ausreift. Die "Sondergenehmigungen" zur Chaptalisieren sind also häufig.

Anders sieht es aus für den Wein aus Roussillon. Dieses Gebiet, wo der südlichste französische Wein wächst, kann sich in der Regel nicht über Mangel an Sonneneinstrahlung beklagen. Doch es gibt auch hier Ausnahmejahre - wo dann das Chaptalisieren helfen würde, das Jahreseinkommen der Winzer zu retten.

Im Jahre 2012 war es mal wieder soweit. Die Weinlese fand erst spät statt, viele Trauben waren nicht vollständig ausgereift. Die Winzer sorgten sich um die Qualität des Weines aus Roussillon und erbaten die Genehmigung zu Chaptalisieren... die, wie immer, prompt abgelehnt wurde. Die Behörden gehen davon aus, dass der Wein aus Roussillon selbstständig, nur mit Hilfe des Bodens und der Sonne, in der Lage ist, einen optimalen Alkoholgehalt zu entwickeln. Die Winzer reden von Ungerechtigkeit - und die Freunde von Roussillon-Wein von einem hundertprozentig reinen Wein... Denn ohne Chaptalisieren besteht der Wein wirklich aus dem, was man glaubt - aus dem Saft der Rebe.
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 3. Dezember 2013

Französischer Wein: Wein aus Languedoc

Was halten die Kölner von französischem Wein aus Languedoc?

Mittag im Herzen von Köln, an einem ganz normalen Werktag, auf einem der zahlreichen Weihnachtsmärkte der Stadt. Viele Leute haben es offenbar eilig, doch sie nehmen trotzdem den Weg über den Markt, vielleicht um sich an der festlichen Atmosphäre zu erfreuen. Andere lassen sich Zeit, bummeln von Stand zu Stand, trinken einen heißen Kakao oder einen Glühwein. Es ist kalt, aber das muss so sein, vor Weihnachten.

Das Team von Weine in Frankreich erfreut sich auch an der Weihnachtsstimmung. Aber es ist vor allem gekommen, um mit den Leuten auf dem Markt zu reden: über französischen Wein und, vor allem, über Wein aus Languedoc.

Denn jeder in Köln kennt wohl französischen Wein, Bordeaux, Burgunder... Aber wer kennt den Wein aus Languedoc? Er wird zwar innerhalb Frankreichs immer bekannter und verliert langsam seinen alten Ruf, keine sehr große Qualität zu haben - auch wenn ein Ruf festklebt selbst wenn er schon lange nicht mehr der Wahrheit entspricht - so ist er außerhalb  des Landes doch noch nicht sehr bekannt.

"Wein aus Languedoc?", reagiert auch gleich ein Mann in den Fünfzigern, der, wie er erklärt, in seiner Mittagspause gern über den Weihnachtsmarkt schlendert. "Wo liegt denn das?" Das Team von "Weine in Frankreich" gibt ihm einige Stichworte: Frankreich, Mittelmeer, Montpellier. "Ah", sagt darauf der Herr, "ja, ich weiß, wo Montpellier liegt. Klar, dort gibt es ja auch Wein. Und ich habe auch schon welchen getrunken, dort, auf einer Autobahnraststätte." Und wie schmeckte ihm dieser Wein? "Ich erinnere mich nicht mehr."

Der nächste Befragte, ein Mann etwa zehn Jahre jünger als sein Vorgänger, weiß immerhin schon, dass es Weine aus Languedoc gibt. "Ja, französische Weine", seufzt er genießerisch. "Die sind schon gut. Nichts wiegt einen guten Bordeaux auf, Latour oder Mouton Rothschild." Hat er denn schon Wein aus Languedoc gekostet? - Er schüttelt den Kopf. "Nein. Ich trinke nur so richtig guten Wein."

Er wird auch gefragt, woher er denn wisse, dass Languedoc-Wein kein so "richtig guter" französischer Wein sei, wenn er ihn noch nicht gekostet hätte. Doch er zuckt nur mit den Achseln und wiederholt: "Ich trinke nur guten Wein."

Eine etwas jüngere Frau kennt sich dagegen aus. "Ich habe eine Freundin in der Nähe von Montpellier", erzählt sie, "die besuche ich hin und wieder. Und bei ihr gibt es sehr guten Wein, Pic Saint Loup, Chardonnay, Saint-Chinian..." Und auf die Frage, welches ihr französischer Lieblingswein sei, antwortet sie: "Oh, das kann man schlecht sagen. Sie sind so unterschiedlich. Und so viele sind so gut."

Ein Mann, ebenfalls in den Fünfzigern, ist Experte. "Ja, ich kenne den Wein aus Languedoc. Sogar sehr gut. Es gibt dort einige Spitzenweine, die es mit jedem anderen französischen Wein aufnehmen können. Außerdem sind sie billiger als Burgunder-Weine oder Weine aus dem Elsass. Oder natürlich Bordeaux. Ich meine, ihr Preis-Leistungsverhältnis ist weitaus besser. Aber das wird nicht lange so bleiben", fügt er hinzu, "noch kennt kaum einer den Wein aus Languedoc und man muss keinen großen Namen bezahlen. Aber in einigen Jahren wird dieser Wein bekannt sein, und dann wird er genauso teuer, wie andere französische Weine."

Eine Frau in seinem Alter hat auch schon Languedoc-Wein getrunken. "In den Ferien", erklärt sie, "fahren wir öfter nach Südfrankreich. Dort ist die Küste nicht ganz so touristisch wie in Spanien. Und ich kann mein altes Französisch ein bisschen aufpolieren." Dort hat sie auch den Wein aus Languedoc gekostet. "Ich mag ihn gern", sagt sie, "er schmeckt so angenehm fruchtig und erinnert an das Mittelmeer. Aber das liegt ja vielleicht auch an der Ferienstimmung. Hier trinke ich nur selten Wein..."

Ein Student - etwa 25 Jahre alt - macht genießerische Augen. "Oh ja, wir trinken oft Rotwein aus Languedoc. Fougères. Oder Pic Saint Loup. Er ist sehr gut." Und trinkt er auch Weiß- oder Rosé-Wein aus dem Languedoc? "Rosé? Weißwein? Keine Ahnung. Ich dachte, am Mittelmeer gäbe es nur Rotwein."

Insgesamt kannten etwa 45 Prozent der Befragten den Wein aus Languedoc zumindest vom Hörensagen, etwas über 35 Prozent hatte ihn schon gekostet. Fast alle waren sich einig, dass er sehr gut schmeckt, doch etwa die Hälfte behauptete, es gäbe in Frankreich noch weitaus bessere Weine, aber die wären in der Regel unerschwinglich.
Copyright: Sandra Winters

Montag, 2. Dezember 2013

Französischer Wein - Wein aus Frankreich

Ist jeder Wein aus Frankreich ein französischer Wein?

Kein Zweifel - französischer Wein ist seit Jahrhunderten ein Begriff für Qualität, in Deutschland, in Europa, in der ganzen Welt. Aber... was versteht man eigentlich unter "französischem Wein". Ist jeder Wein aus Frankreich ein französischer Wein? Und kommt jeder französische Wein aus Frankreich?

Die zweite Frage ist leicht zu beantworten. Ein Wein, der nicht auf französischem Boden gewachsen und in Frankreich gekeltert wurde, darf nach internationalem Recht nicht französischer Wein genannt werden. Genauso wie ein Schaumwein - unabhängig von seiner Qualität - das Etikett "Champagner" nur tragen darf, wenn er im offiziell erklärten Gebiet des Champagners gelesen und hergestellt wurde. Das gleiche gilt für alle Weine, die das Label einer geschützten Herkunftsbezeichnung tragen.

Die erste Frage ist dagegen komplizierter als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Ist jeder Wein aus Frankreich wirklich ein französischer Wein? - Was die Herkunftsbezeichnung angeht, natürlich. Jeder Wein der auf französischem Territorium produziert wird ist, rechtlich gesehen, ein französischer Wein. Doch in den Augen vieler Deutscher oder Amerikaner, ist nicht jeder Wein aus Frankreich wirklich ein französischer Wein. Denn sie haben sehr klare Ansichten über das, was sie unter französischem Wein verstehen.

Auf die Bitte, spontan einen französischen Wein zu nennen, antworten die meisten deutschen Weinliebhaber automatisch "Bordeaux" oder "Burgunder". Und wenn sie zwischen einem mittelmäßigen Bordeaux und einem ausgezeichneten Wein aus Languedoc zu wählen haben - natürlich ohne die Preise der Flaschen zu kennen - so wählen die meisten immer noch den Bordeaux.

Doch so unterschiedlich die Weine auch sein mögen, französische Weine sind nicht beschränkt auf Bordeaux und Burgunder. Ein Wein aus Frankreich, der die Qualität aufweist, die man traditionell von ihm erwartet, kann aus jedem beliebigen Weinbaugebiet auf französischem Boden kommen.

Der wesentliche Unterschied zwischen den verschiedenen Weinen von Frankreich hängt nicht unbedingt von den Rebsorten ab, sondern vom Boden und vom Klima. Die Gebiete rund ums Mittelmeer, der Wein aus Languedoc, Roussillon und Provence, profitieren von einer weitaus höheren Sonneneinstrahlung als die Gebiete weiter nördlich, das Rhone-Tal mit den Rhone-Weinen, dem Burgunder und dem Beaujolais, oder als der Bezirk von Bordeaux, im Südwesten von Frankreich, wo der Einfluss des Atlantik vorherrscht.

Diese höhere Sonneneinstrahlung im Gebiet des Weines von Languedoc, Roussillon und Provence bedeutet aber nicht nur schnellere und sicherere Reife der Trauben, sondern auch größere Trockenheit. So können im Süden von Frankreich ausschließlich Rebsorten verwendet werden, die Trockenheit und entsprechend arme Böden vertragen. In Bordeaux dagegen und im Rhone-Tal müssen die Böden in der Lage sein, größere Regenmengen zu absorbieren ohne dass der Wein verwässert wird.

Dazu kommt, dass das Problem der Reife der Trauben in Bordeaux und den nördlichen Gebieten größer ist als für den Wein aus Languedoc, Roussillon oder Provence. Die Weinstöcke sind im Mittelmeergebiet äußerst selten dem gefürchteten Frühjahrsfrost ausgesetzt. Selbst spät reifende Weine können ruhig ausreifen und die Winzer eine späte Weinlese programmieren, da das Wetter in der Regel bis Ende Oktober warm und sonnig bleibt.

Die Klimafragen und die damit verbundene Verschiedenheit der Böden haben natürlich großen Einfluss auf den Geschmack des Weines. So findet man im Mittelmeergebiet öfter starke, gut ausgewogene Tannins, die die Zeit haben, voll auszureifen. Es liegt auch am Klima, dass es im Languedoc, Roussillon oder in der Provence weniger schlechte Weinjahre gibt als in Bordeaux, wo ein Regenguss im falschen Moment - zum Beispiel bei der Weinlese - oder eine zu frühe Frostnacht die Hoffnungen eines ganzen Jahres zunichte machen kann.

Copyright: Sandra Winters

Freitag, 29. November 2013

Languedoc: Muskateller und Gelber Muskateller - erstaunliche Rebsorten

Die Vielseitigkeit der Muskateller und die interessanten Cuvées mit Gelbem Muskateller im Languedoc

Wenige Rebsorten sind so vielseitig wie die Muskateller-Traube - und wenige Rebsorten wurden wie sie zum Symbol der Freiheit und der Geburt einer neuen Epoche erklärt.

So sprach Louis Aragon in seinem Gedicht "Die Rose und die Reseda" - ein Aufruf zum Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht im zweiten Weltkrieg - von dem Blut, das in die geliebte Erde fließt - bis eine neue Epoche erwacht und aus dem Blut die Traube des Muskateller heranreift.

Im Nibelungenlied wird der Muskateller weniger romantisch behandelt. Hier wird er als die größte Freude gefeiert, die man seinen Gästen machen kann, aber gleichzeitig auch als das größte Laster. Von Seiten der Könige wurde die Muskateller-Traube auch nicht missachtet. Schon Karl der Große schätzte ihn, und Kaiser Barbarossa verzichtete selbst auf seinen Kreuzfahrten nicht auf den feinen Geschmack des Muskateller-Weines - und heute steht er in den Vereinigten Staaten an Platz drei der Hitliste der Rebsorten.

Die Legende sagt, der Muskateller wäre die Traube gewesen, die Noah mit auf seine Arche genommen hätte. Eigentlich hat man den wirklichen Ursprung des Muskateller bis heute nicht bestimmen können, aber man nimmt an, dass er aus Kleinasien kam. Er wurde möglicherweise schon von den Römern in Europa eingeführt, doch andere Geschichtswissenschaftler meinen, er wäre mit den ersten Kreuzfahrern zu uns gekommen.

Farblich bieten die Muskateller alle Nuancen des Weines, von weiß bis dunkelrot und fast schwarz. Man nimmt an, dass weltweit inzwischen rund 200 Sorten entstanden sind, teils auf natürliche Weise, teils aus Züchtung. Doch alle Muskateller haben den feinen, leicht süßlichen Muskatgeschmack gemein, der sie zu einem wertvollen Bestandteil der verschiedensten Weinarten werden ließ.

In Frankreich ist der Muskateller vor allem bekannt durch die Cuvées der Vins doux naturels, den süßen Weißweinen, wie Muscat de Rivesaltes aus dem Roussillon oder Muscat de Frontignan und Muscat de Lunel aus dem Languedoc - alles starke Weine, die gern zum Aperitif getrunken werden.

Doch erstaunlicherweise eignet sich der Muskateller nicht nur zur Herstellung von Süßwein - der Muskat d'Alsace, der elsässische Muskateller, ist eher trocken. Doch die wohl am weitest verbreitete und gleichzeitig älteste Muskatellersorte ist der Gelbe Muskateller, der Muscat Blanc à Petits Grains, wie er in Frankreich genannt wird. Er gehört zu den wenigen Rebsorten, aus denen Likörwein hergestellt wird, man findet ihn in den Cuvées mehrerer Süßweine, aber auch in dem italienischen Schaumwein Asti Spumante oder im dem traditionellen ungarischen Qualitätswein Tokajer.

Je nachdem, ob man ihn zur Herstellung eines Süßweines, eines trockenen Weines oder eines Schaumweines verwenden will, wird er mit verschiedenen Rebarten gemischt. Die französischen Winzer benutzen gern Pinot Blanc, manchmal auch Pinot Noir, Sylvaner und oft auch Chardonnay. Es ist logisch, dass die jungen Winzer aus dem Languedoc und ihre Experimentierfreudigkeit nicht auf das interessante Aroma der Muskateller-Traube verzichten. So wird der Muskateller im Languedoc - speziell der Gelbe Muskateller, der im Languedoc wächst - gern für oft sehr gelungene Versuche der Winzer benutzt, den Charakter ihrer Erde auszudrücken. Einer dieser gelungenen Versuche mit Gelbem Muskateller im Languedoc ist zum Beispiel eine Cuvée aus Sauvignon und Gelbem Muskateller.  
Copyright: Sandra Winters

Donnerstag, 28. November 2013

Syrah im Languedoc - ein "neuer" Wein

Die neue Winzergeneration: Syrah als sortenreiner Wein im Languedoc

Sicher ist schon mal, dass Syrah nicht aus dem Languedoc stammt. Obwohl keiner etwas Genaues über die Herkunft der Rebe zu wissen scheint, neigen die Wissenschaftler immer mehr dazu, ihre Herkunft im Rhone-Tal zu situieren. Nach verschiedenen Gen-Untersuchungen geht man davon aus, dass sie eine natürliche Kreuzung aus der Dureza-Rebe und der Mondeuse blanche ist. Während Mondeuse blanche, eine weiße Rebe, aus den Savoyen stammt, kommt Dureza aus der Region Ardèche, das heißt, dass der Ursprung beider Vorfahren der Syrah im Rhone-Tal zu suchen ist.

Beide Rebsorten sind heute eher rar, und Dureza ist quasi nur noch an Orten zu finden, wo man sich auf die Erhaltung alter Rebsorten spezialisiert hat. Einer dieser Weingärten, dem man das Ûberleben so mancher Rebsorte verdankt, liegt in der Hauptstadt des Languedoc, Montpellier, wo man sich auch um die Pflanzung und Erhaltung der Dureza-Trauben kümmert.

Man kann also nicht sagen, dass Syrah ins Languedoc "zurückgekehrt" sei, doch sie hat dort eine neue Heimat gefunden. Und im Gegensatz zu anderen Orten in Frankreich, wo sie ebenfalls gut gedeiht, wird sie im Languedoc seit einigen Jahren in ihrem vollen Wert geschätzt: das Languedoc ist eines der wenigen Gebiete der Welt, wo Syrah sortenrein verarbeitet wird.

Abgesehen von dem berühmten Rotwein Cornas, der ausschließlich aus Syrah besteht, wurde die Rebsorte in Frankreich bisher in der Regel nur in Assemblages verwendet. Sie bildet einen wichtigen Bestandteil von großen Weinen wie Hermitage oder Châteauneuf-du-Pape oder allgemein von den Weinen der Corbières oder den Côtes-de-Roussillon.

Der Grund der Beliebtheit von Syrah liegt auf der Hand. Der Wein verfügt über ein gut strukturiertes Tannin und garantiert die lange Lagerfähigkeit der Cuvée. Außerdem gibt die Syrah-Traube dem Wein ein angenehmes Bukett, das an blühende Sommergärten, an Brombeeren und Heidelbeeren erinnert. Sein Geschmack ist aromatisch und gleichzeitig fein und würzig. Im Alter kommt ein Duft nach Trüffeln und Leder dazu.

Seit einiger Zeit hat der Syrah aus dem Languedoc jedoch eine andere Bestimmung: er wird sortenrein gekeltert. Etliche Vertreter der neuen Winzergeneration aus dem Languedoc haben beschlossen, den feinen aber starken Geschmack und seine Fähigkeit, gut zu altern, noch mehr herauszuarbeiten und mit keinerlei Eigenheiten anderer Reben zu vermischen.

Die Idee einer sortenreinen Verwendung des Syrah im Languedoc ist praktisch gut durchführbar. Ihre Rebstöcke blühen relativ spät, sind also nicht dem Frühjahrsfrost ausgesetzt, der im Languedoc zwar höchst selten ist, aber doch hin und wieder auftreten kann. Das Klima im Süden Frankreichs bildet jedoch keinerlei Problem für die späte Reife: im Languedoc bleibt es warm bis spät in den Herbst hinein, die Weinlese kann also unter besten Bedingungen stattfinden.

Syrah gehört allerdings zu den Rebsorten, deren Produktion nicht ins unermessliche zu steigern ist. In der Regel kann man nicht mit mehr als 40 Hektolitern auf ein Hektar rechnen. Doch dies ist kein Hindernis für die neue Winzergeneration aus dem Languedoc, die nicht an Quantität, sondern ausschließlich an Qualität interessiert ist.

Ein Grund, der in früheren Zeiten die Produktion von Syrah einschränkte war die Anfälligkeit der Rebe auf die Chlorose, eine Weinkrankheit, die von Magnesium-Mangel zeugt und die Blätter gelb färbt. Doch inzwischen hat man entdeckt, dass die Chlorose bei der Syrah nur auftritt, wenn bestimmte Wurzelstöcke verwendet werden. Dank dieser Entdeckung steht der Anpflanzung von Syrah im Languedoc nichts mehr im Wege.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 13. November 2013

Biowein aus Frankreich - der Unterschied

Ist Biowein aus Frankreich gesünder, schmeckt er besser und ist er teurer als herkömmlicher französischer Wein?

Die erste Frage, die man sich im Zusammenhang mit Biowein aus Frankreich stellen sollte, ist vielleicht ganz einfach: Gibt es überhaupt einen Unterschied?

Natürlich. Vor allem im Hinsicht auf die Gesundheit. Zunächst einmal die Gesundheit des Winzers. Es wurde in den letzten 40 Jahren immer wieder festgestellt, dass viele Winzer in Frankreich einer Art "Berufskrankheit" zum Opfer fallen. Wie man nach weitergehender Untersuchung erfuhr, handelte es sich ausschließlich um Winzer, die ihren Wein selbst behandeln - das heißt, auf ihrem Traktor saßen und Pestizide versprühten.

Natürlich kommt niemand auf die Idee, eine solche Behandlung bei Wind zu planen... Die Wirklichkeit ist jedoch nicht immer so, wie man gern möchte. Was macht man, wenn die Wettervorhersage für einen bestimmten Tag gut war, man alles bereitgestellt hat, alle anderen Arbeiten und Verabredungen abgesagt wurden, man vielleicht sogar einen Traktor gemietet hat - und dann ist es doch windig?

In solch einer Situation wird so mancher Winzer "trotzdem" spritzen. Und ein klein wenig Wind reicht aus, um eine Ladung Pestizide ins Gesicht zu bekommen.

Dies allein ist für so manchen schon ein Grund, lieber Biowein zu produzieren. Die Statistiken sagen übrigens, dass zwanzig Prozent der in Frankreich angewendeten Pestizide auf den Wein gespritzt werden.

Doch es geht nicht nur um die Gesundheit des Winzers. Der Biowein-Trinker konsumiert zum Beispiel weitaus weniger Sulfit. Denn schon mit Biowein hat man die vom Weltgesundheitsdienst festgelegte Höchstgrenze von 0,7 mg pro 1 kg Körpergewicht nach etwa zwei Gläsern quasi erreicht - und das, obwohl der Biowein zwischen 30 und 40 Prozent weniger Sulfit beinhaltet, als der "herkömmliche" Wein.

Die Diskussion zwischen Anhängern des herkömmlichen Weins und des Bioweins dreht sich allerdings immer noch um die Frage, ob nur der Wein aus biologischem Anbau stammen muss, oder ob auch die Weinverarbeitung nach biologischem Prinzip verlaufen sollte. Tatsächlich wurden die Regeln über den Anbau von biologischen Trauben in den letzten Jahren ständig verschärft. So dürfen zum Beispiel nur noch Pferdedung oder Gesteinsmehl als Düngemittel verwendet werden. Gegen die Reblaus ist nur Kupferkalkbrühe, die sogenannte "Bordeaux-Brühe" erlaubt, und es ist absolut verboten, Feuer gegen Schädlinge zu legen, weil dies das Gleichgewicht des Ecosystems stören würde.

Die ersten Regeln über die Produktion von Biowein in Frankreich wurden jedoch erst 2012 veröffentlicht. Zu ihnen gehört, dass der Wein nicht mit Maschinen geerntet werden und ausschließlich in Eichenfässern heranreifen darf.

Aber um auf die Frage zurückzukommen, ob es einen Unterschied zwischen französischem Biowein und herkömmlichem Wein gibt - von den Gesundheitswerten abgesehen, wohl kaum. Lange hieß es, der Geschmack von Biowein käme nie an den von herkömmlichem Wein heran. Diese Legende wurde "entlarvt", als einige große Weingüter aus Bordeaux und Burgund zugaben, schon lange zumindest biologisch angebauten - wenn nicht auch biologisch produzierten - Wein zu liefern, ganz einfach um sich nicht den Gesundheitsrisiken der Winzer auszusetzen. Nach diesem Geständnis konnte keiner mehr behaupten, Biowein könnte nicht die höchsten Genüsse eines französischen Spitzenweins verschaffen.

Das andere Vorurteil gegen Biowein aus Frankreich ist der Preis - man sagt, Biowein wäre teurer. Dies mag zutreffen für die Weine der niedrigsten Kategorie. Ein einfacher Landwein, der nach biologischen Verfahren produziert wurde, kann nie so billig sein wie ein Billig-Kaufhauswein, der nicht auf Geschmack, sondern ausschließlich auf Menge setzt.

Doch sobald die Rede ist von einem Wein, den man mit gutem Gewissen als französischen Wein bezeichnen kann - selbst wenn er nicht in die höchste Kategorie gehört, ist Biowein aus Frankreich schon längst nicht mehr teurer als vergleichbare herkömmliche Weine.
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 6. November 2013

Cabernet Sauvignon und Merlot, französischer Wein gegen Kalifornien

Wie ein Verschnitt aus Cabernet Sauvignon und Merlot die französischen Weine in den Schatten stellte 


Normalerweise war es von vornherein klar, welcher Wein beim Jugement de Paris, der wohl berühmtesten Weinprobe der Welt, den Sieg davontragen würde. Bei den Weißweinen gewannen manchmal - wenn auch nur selten - amerikanische Weine, doch der Preis für den besten Rotwein blieb quasi immer in Frankreich, und meistens ging er nach Bordeaux. 

Aber 1976 war plötzlich alles anders. Alle hatten auf Mouton Rothschild gesetzt, doch Sieger unter den Rotweinen wurde ein Verschnitt aus Cabernet Sauvignan und Merlot, der von einem quasi unbekannten Weingut aus Kalifornien, Stag's Leap Wine Cellars, und dessen Eigentümer Warren Winiarski präsentiert wurde.

1976 war in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr. Im Mai, als der Wettbewerb stattfand, ahnte man schon, dass ein extrem heißer Sommer bevorstand. Man wusste dagegen noch nicht, dass ein Dauerregen zur Zeit der Weinlese quasi den gesamten Bordeaux des Jahres verderben sollte.

Der Rotwein, jedoch, der von Mouton Rothschild präsentiert wurde, hatte nichts mit dem misslungenen 1976er zu tun. Die besten Rotweine, die in der Ausscheidung lagen, stammten von 1970, einem großen Weinjahr und 1971, das auch sehr gut ausfiel. Deshalb waren alle erstaunt, als plötzlich von einem kalifornischen Siegerwein aus Cabernet Sauvignon und Merlot die Rede war. Der Mouton Rothschild hatte stolze 126 Punkte ergattert - der unbekannte Rotwein von Warren Winiarski kam dagegen auf 127,5... Und auch, wenn nur vier von den insgesamt elf Schiedsrichtern ihn zum besten Rotwein des Wettbewerbs erklärt hatten, so erhielt er doch die meisten Punkte.

Warren Winiarski sollte seinen Sieg jedoch nicht voll auskosten können. Schon kurz nach dem Ereignis erhielt er anonyme Briefe, die ihn anschuldigten, einfach "Glück" gehabt zu haben - und nicht etwa einen guten Wein. Eine der Schiedsrichterinnen, die für kalifornischen Wein gestimmt hatte, behauptete, die Ergebnisse der Ausscheidung wären gefälscht worden. Ein amerikanischer Journalist, George M. Taber, der sich auf große Weine spezialisiert hatte, veröffentlichte einen Artikel über den Wettbewerb in der Time, was ihm Ärger mit der französischen Weinindustrie einbrachte. Die New York Times schrieb, dass kalifornischer Wein im Allgemeinen oft besser sei als der französische, was die Franzosen jedoch nie zugeben würden. Und die französische Presse schwieg den Wettbewerb einfach tot - außer dem Figaro, der drei Monate später behauptete, die Ausscheidung wäre absolut lächerlich gewesen, und suggerierte, dass die Preisrichter nicht in Form gewesen seien.

Tatsächlich hatten die Richter sich nicht von ihrer kompetentesten Seite gezeigt - zumindest am Anfang der Ausscheidung, als es um Weißweine ging. Denn um ihre Neutralität zu garantieren, wurden die Weine in Flaschen ohne Etikett abgefüllt. Die Schiedsrichter wussten also nicht, ob sie es mit einem französischen oder kalifornischen Wein zu tun hatten - aber das machte ihnen keine Sorge. Sie waren überzeugt, nur an einem Wein riechen zu müssen, um seine Herkunft bestimmen zu können...

...doch sie hatten sich geirrt. Schon der erste Wein, ein französischer Bâtard-Montrachet, wurde von den meisten für einen Kalifornier gehalten. Und das Verwirrspiel ging weiter, bis letztendlich ein kalifornischer Wein, Château Montelena, den Sieg davontrug. Die Schiedsrichter waren schockiert über ihre Irrtümer in der Bestimmung des Herkunftslandes der Weine, die französischen Weinliebhaber zeigten sich entsetzt. Wenn der Sieger unter den Weißweinen, schon kein Franzose war, so musste zumindest der beste Rotwein aus Frankreich stammen. Die Richter begannen also, die Rotweine zu kosten, natürlich wieder ohne zu wissen, wo sie herkamen. Und unter diesen Weinen war ein Verschnitt aus Cabernet Sauvignon und Merlot, der die Weinwelt in Erstaunen versetzen sollte...
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 5. November 2013

Merlot, sortenreiner Wein im Languedoc

Wie Merlot vom traditionellen verschnittenen Wein im Languedoc zum sortenreinen Wein wurde


Wie Merlot vom traditionell verschnittenen Wein im Languedoc zum sortenreinen Wein wurde. Das erste, was bei der Rebsorte Merlot auffällt, ist ihre schöne, tief dunkelrote Robe. Die Romantiker unter den Weinliebhabern meinen, ihr Name hinge mit ihrer Farbe zusammen und enthielte eine Anspielung auf das dunkle Kleid der Amseln - Merlot heißt "kleine Amsel" in okzitanisch, der Sprache des Languedoc. Andere, weniger romantische Kenner der Weine behaupten, man hätte der Rebe ihren Namen gegeben, weil die Vögel so gern an ihren Trauben pickten...

Jedenfalls unterstützt der Name die Theorie, dass Merlot ursprünglich aus dem Languedoc stammt. Die erste offizielle Nennung der Weinrebe erfolgte jedoch im 18. Jahrhundert in der Region von Bordeaux, wo Merlot-Wein eine seiner ersten Auszeichnungen erhielt.

Traditionell wird Merlot in Frankreich mit verschiedenen anderen Weinen verschnitten, in Bordeaux zum Beispiel vorwiegend mit Cabernet Sauvignon, der oft ein sehr starkes Tannin entwickelt, das durch Merlot, das heißt durch seinen niedrigen Tannin-Gehalt und der dünnen Haut der Trauben, verfeinert werden kann. Dazu kommt, dass Merlot den Weinen eine sattere rote Farbe verleiht.

Ein anderer interessanter Charakterzug von Merlot ist, dass er nicht nur früh reif wird, sondern auch schnell überreif. Wenn man ihn eher ein wenig zu früh einbringt, bleibt die natürliche Säure des Weines erhalten - was zum Beispiel einen wichtigen Geschmacksfaktor in den Weinen von Château Pétrus ausmacht. Andere Weinproduzenten ziehen es jedoch vor, die Traube überreif werden zu lassen, damit sie ihren fruchtigen Geschmack voll entwickeln kann. Dieser Unterschied in der Zeit der Weinlese ist eins der "Geheimnisse" der unterschiedlichen Geschmäcker von Merlot.

Während man in Frankreich weitgehend auf die Tugenden des "puren", das heißt unverschnittenen, Merlot verzichtet hat, war es in einigen anderen Ländern üblich, ihn als sortenreinen Wein zu behandeln. Kalifornien gehörte zu den Weinbauländern, in denen Merlot lange nur sortenrein gekeltert wurde - bis Warren Winiarski auftauchte.

Nach Studien an der Universität von Chikago und in Italien hatte sich der junge Warren Winiarski davon überzeugt, dass ihn die Wissenschaft nicht wirklich fesseln konnte. Was ihn interessierte und faszinierte war der Weinbau. So ließ er seine Studien schließlich fallen und begann, in bekannten Weingütern zu arbeiten. Mit 42 kaufte er sich dann sein eigenes kleines Weingut und bepflanzte es mit Cabernet Sauvignon und Merlot, die er miteinander und mit der in Kalifornien üblichen, einheimischen Rebsorte Petite Sirah verschnitt.

Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, und schon sechs Jahre nach dem Kauf seines Weinguts wurde seine Produktion beim berühmten Pariser Wein-Wettbewerb ausgezeichnet. Sein Sieg brachte ihm zwar viel Ärger mit seinen französischen Kollegen ein, die einfach nicht einsehen wollten, dass ein kalifornischer Wein besser sein könnte als ein französischer, doch er überzeugte auch seine kalifornischen Winzerkollegen, dass ein Verschnitt mit Merlot eine gute Idee sein könnte. - So wurde auch in Kalifornien quasi kein sortenreiner Merlot-Wein mehr produziert.

In Frankreich blieb man der Tradition eines verschnittenen Merlot mehr oder weniger treu, bis die junge Generation der Weinmacher aus dem Languedoc auftauchte. Die Jungwinzer waren auf der Suche nach etwas Neuem oder, zumindest, nach etwas, das nicht zu den üblichen Traditionen gehörte. Die niedrige Quantität der Weine im Languedoc nach der Phylloxera hatte sie überzeugt, auf Qualität zu setzen, und nicht auf Quantität. Dazu kam 2004 die Umbenennung von Coteaux de Languedoc zu AOC Languedoc und die Verschärfung der Regeln der AOC-Weine.

Auf der Suche nach anderen Wegen - das heißt auf Wegen, die zu einem guten, qualitativen Wein führen, auch wenn er nicht unbedingt den Normen der AOC entspricht - wurde der sortenreine Merlot wieder entdeckt. Seitdem produzieren viele junge Winzer aus dem Languedoc einen Wein, der alle Tugenden des Merlot in sich vereint: die dunkelrote Robe, sein fruchtiges, weiches Tannin, das sich bei den Merlot-Reben aus warmen Gebieten wie dem Languedoc noch stärker bemerkbar macht als in Regionen wie Bordeaux, wo der Wein mehr Wasser und weniger Sonne genießt.

Copyright: Sandra Winters

Montag, 4. November 2013

Coteaux de Languedoc oder AOC Languedoc - was ist der Unterschied?

AOC Languedoc vs. Coteaux de Languedoc: Mehr Vielfalt und mehr Qualität?

Auf den ersten Blick gibt es - fast - keinen Unterschied. Die Bezeichnung "Coteaux de Languedoc" wurde 2007 von "AOC Languedoc" abgelöst, in die zusätzlich zu den traditionellen Languedoc-Weinen noch die Weine aus Roussillon eingegliedert wurden. Coteaux de Languedoc wurde eher als regionale Herkunftsbezeichnung betrachtet, während AOC Languedoc mehr oder weniger das ganze französische Mittelmeergebiet einschließt - was das Gebiet der AOC Languedoc zu der größten Weinregion Frankreichs machte. Ein Drittel aller französischen Weine werden inzwischen im "Großraum" Languedoc produziert.

Die Vielfalt der Weine, die als AOC Languedoc bezeichnet werden, ist also höher als die der ursprünglichen Coteaux de Languedoc. Die bekannten Weine aus Collioure, die auf Abhängen über dem Meer wachsen, die Côtes du Roussillon et Côtes de Roussillon Village fehlen in der Herkunftsbezeichnung Coteau de Languedoc.

Diese Umbenennung hat auch für einige Weine außerhalb des Roussillon Konsequenzen nach sich gezogen. So wurde, was eigentlich sehr selten der Fall ist, ein recht klassischer AOC - der Costières de Nîmes AOC - aus den AOC Languedoc ausgegliedert und zu den AOC Côte-de-Rhone gezählt. Das offizielle Argument, warum die Winzer der Costières de Nîmes AOC aus dem Gebiet Languedoc-Roussillon austreten wollten, hatte mit ihrer Art der Weinfabrikation zu tun. Sie meinten, dass sich ihre traditionelle Verarbeitung der Syrah- und Grenache-Trauben nicht mit den neuen Regeln des AOC Languedoc vertragen würde. Weinkenner behaupten jedoch, sie hätten es ganz einfach vorgezogen, zu der international bekannten Bezeichnung des AOC Côte-de-Rhone zu gehören, als zu einem Label, das zu dieser Zeit seinen Weg zum Ruhm noch mehr oder weniger vor sich hatte.

Bisher ist diese Änderung der Zugehörigkeit von Costières de Nîmes AOC allerdings noch nicht so bekannt, dass sie in alle Veröffentlichungen aufgenommen wäre. So finden wir ihn oft noch in den Listen der Weine von AOC Languedoc.

Aber auch andere Weine passen nicht mehr so recht in diesen Überbegriff AOC Languedoc, der durch seine geografische Ausdehnung zu viele unterschiedliche Weine vereint. Deshalb wurden etliche Unterbezeichnungen gegründet, von denen jedoch einige in absehbarer Zeit eigene AOC-Label kriegen könnten, das heißt ganz aus der Bezeichnung AOC Languedoc ausscheiden würden. Dazu gehören zum Beispiel Montpeyroux, Picpoul de Pinet oder Pic Saint-Loup.

Die Frage, ob der Übergang von Coteaux de Languedoc zu AOC Languedoc die Vielfalt des südfranzösischen Weingartens eher gefördert oder gemindert hätte, ist schwer zu beantworten. Zuerst einmal, weil es sich an sich um einen rein administrativen Akt handelt. Die Aufnahme der Roussillon-Weine hat die Vielfalt sicher erhöht, die Regeln der Zugehörigkeit zu der Herkunftsbezeichnung jedoch noch mehr "verallgemeinert" als sie es vorher schon waren - was dazu geführt hat, dass einige geografisch kleinere Weine die Bedingungen des Labels nicht mehr unbedingt erfüllen und, wenn sie stark genug vertreten sind, eigene AOC-Gruppen bilden oder aber aus der Herkunftsbezeichnung aussteigen müssen.

Diese Erschwerung, einen lokalen Wein den neuen Regeln des AOC Languedoc zu unterwerfen, trug sicher auch zu der neuen Bewegung innerhalb der Gruppe der Jungwinzerbei, ganz auf ein Label zu verzichten und stattdessen völlig neue Wege zu gehen, sich zum Beispiel den Bioweinen oder der Produktion von sortenreinen Weinen zuzuwenden, mit Rebsorten, die im Languedoc traditionell nie sortenrein verarbeitet worden sind. Setzt man diese Entwicklung in Zusammenhang mit der Änderung der Herkunftsbezeichnung - eine Theorie, der viele Weinkenner folgen - so verdanken wir ihr ohne Zweifel die Entstehung einer neuen Generation von Languedoc-Wein mit hoher Qualität.
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 29. Oktober 2013

Sandwein aus der Camargue: Mourvèdre, Urahn der Vins des Sables

Wie die Rebsorte Mourvèdre in die Camargue zurückkehrte und zu Sandwein wurde


Offiziell wurde der Sandwein, der Vin des Sables, so wie wir ihn heute kennen, 1880 von der Firma Listel "erfunden", das heißt, genauer gesagt, von der Compagnie des Salins du Midi (Gesellschaft für die Salzgewinnung im Mittelmeerraum). Die Wissenschaftler der damals größten Firma der Camargue - deren eigentliche Aktivität in der Salzgewinnung bestand - waren wissbegierig wie alle Wissenschaftler, und ihre Chefs hatten natürlich immer Lust, ein paar Tausender nebenbei zu verdienen. Als diese Wissenschaftler das "Geheimnis" des Überlebens der Weine in bestimmten Ecken der Camargue entdeckt hatten, reagierten die Manager der Salz-Firma dann auch prompt: sie gründeten Listel und wurden zum größten Weinhersteller der Camargue - und zu einem der größten von Frankreich.

Doch eigentlich wurde der Sandwein der Camargue von niemandem "erfunden", sondern man kann ihn als natürlichen Wein der Camargue betrachten - Listel hat also nicht den Sandwein, sondern nur seinen systematischen Anbau und die entsprechende Vermarktung eingeführt. Der hohe Sandgehalt im Boden der Camargue war schon immer ein natürlicher Schutz gegen die Insekten, und die häufige Überflutung der Weinfelder sorgte dafür, dass selbst die Schädlinge, die sich im Sand bewegen und ernähren können, noch ausgerottet werden.

Wenn man heute - dank Listel - Wein aus der Camargue automatisch mit  Sandwein identifiziert, so wuchsen doch nicht alle Ahnen der heutigen Vins des Sables ausschließlich auf Sand. Dabei kann man sagen, dass die Geschichte des Weines aus der Camargue sich im Kreis gedreht hat. Denn heute herrscht im Weingarten der Camargue und der gesamten Provence die Rebsorte Mourvèdre vor. Doch vor dem großen Weinsterben im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war nur noch sehr wenig Mourvèdre in der Camargue zu finden. Mourvèdre oder Monastrell wurde erst nach der Phylloxera eingeführt, mit den Rebsorten, die die frühere Quantität der Camargue-Weine durch Qualität ersetzen sollten. Aber trotz der unumstrittenen Qualität der Mourvèdre-Weine gab es bald Stimmen, die sich beklagten, der Wein aus der Camargue wäre nicht mehr so, wie er vor dem Einfall der Reblaus war...

Doch diese Stimmen haben sich offensichtlich geirrt. Denn man müsste eigentlich eher von einer "Wiedereinführung" des Mourvèdre sprechen: wenn Weinliebhaber wie der Antipapst aus Avignon, Jean XXII. im 14. Jahrhundert oder Könige wie Charles VI oder sein Nachfolger im 15. Jahrhundert ihre Weinkeller mit Weinen aus der Camargue füllten, dann lag das vorwiegend an ihren Rebsorten: und eine davon war Mourvèdre, die famose Plant de Saint-Gilles..

So gehört Mourvèdre, die Rebsorte, die unter all den nach der Phylloxera eingeführten Rebsorten den größten Erfolg erzielte, zu den Ahnen des Sandweines.
Copyright: Sandra Winters

Freitag, 25. Oktober 2013

Biowein aus dem Languedoc: Umfrage

Was halten die Bewohner des Languedoc von Biowein?

Nach Statistiken und Artikeln in der Fachpresse wird Biowein in Frankreich immer beliebter. Doch Weine in Frankreich wollte wissen, was die Leute auf der Strasse von ihm halten, Leute, die ohne jedes spezielle Kriterium ausgewählt wurden. Eine Umfrage in Montpellier.

"Biowein?", wiederholt die Dame um die 50 die Frage von Weine in Frankreich. "An sich trinke ich wenig Wein, nur mal mit Freunden. Und ich kenne mich nicht sehr gut aus. Aber ich denke doch, dass Biowein gesünder ist als anderer Wein."

Die Frage der Gesundheit interessiert auch einen Herrn um die 40. "Hin und wieder trinke ich Wein aus biologischem Anbau. Aber nur selten. Ich sollte vielleicht nur Biowein trinken, meine Frau hat mal davon gesprochen, sie sagt, er hätte weniger Schadstoffe. Aber er ist einfach zu teuer."

"Unterm Strich ist Biowein nicht teurer als anderer Wein", protestiert eine Engländerin, die, wie sie sagt, seit einer "Ewigkeit" in Frankreich lebt, französischen Wein liebt und ihn sehr gut kennt. Sie ist ein wenig ärgerlich über die etwas provokative Frage von Weine in Frankreich. "Wenn man ihn mit billigem Kaufhausfusel vergleicht, dann ist er natürlich teurer. Aber wer einen guten Wein trinken will, muss immer etwas mehr ausgeben. Nur - ein guter 'chemischer' Wein kommt meist aus einem der großen Châteaux, wo man nicht den Wein, sondern den Namen zahlen muss. Der Biowein dagegen wird auf kleinen Weingütern produziert, die weitaus billiger sind als die großen Châteaux, aber geschmacklich haben sie die gleiche Qualität - oder sogar eine bessere. Und folglich kann man sagen, dass ein guter Biowein eher billiger ist als ein guter herkömmlicher Wein."

Ein Mann Ende 20 ist nicht der gleichen Meinung. "Lassen Sie mich mit dem Quatsch in Ruhe. Ich hab kein Geld für so Geschichten wie Biowein." - Die junge Frau an seiner Seite scheint allerdings nicht mit ihm einverstanden zu sein. "Wie kannst du so etwas sagen...", hört man ihre vorwurfsvolle Stimme bevor ihr Begleiter sie wegzieht.

Doch auch andere Bewohner von Montpellier wollen keinen Biowein. "Zu teuer", ist ein häufiger Kommentar, "Kenne ich nicht", "Interessiert mich nicht" oder auch: "Das ganze Gerede von der Gesundheit dient doch nur dazu, noch mehr Geld zu machen. Wenn der normale Wein nicht gesund wäre, dann wären wir doch alle längst krank... Und verboten wäre er auch."

Eine junge Frau von höchstens 25 Jahren scheint besser informiert zu sein. "Biowein schmeckt gut, schützt die Umwelt und schafft Arbeitsplätze." Die Arbeitsplätze interessieren auch eine andere Dame, vielleicht 10 Jahre älter als ihre Vorgängerin. "Heute redet doch jeder von Arbeitsplätzen. Die biologische Landwirtschaft - Wein, Gemüse, Obst... - schafft Arbeitsplätze. Man müsste sie nur mehr unterstützen, zumindest am Anfang, damit sie wirklich Fuß fassen kann. Aber unsere Regierung zieht vor, den Kauf von landwirtschaftlichen Maschinen und chemischen Düngemitteln zu unterstützen anstatt Arbeitsplätze zu schaffen. Denn biologische Landwirtschaft ist großteils Handarbeit. Da stehen noch viele Leute auf den Feldern und kümmern sich um den Wein und nicht nur ein einziger, der auf seinem Traktor sitzt und Gift verspritzt, das ihn selber krank macht."

Ein Herr um die 50 seufzt, als er die Frage nach dem Biowein hört. "Natürlich ist Biowein besser als anderer Wein, in jeder Hinsicht. Aber es wird wohl noch lange dauern, bis die Leute das verstehen. Die Gegenpropaganda ist einfach zu stark, die Vorurteile sind zu groß."
Copyright: Sandra Winters

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Weißwein aus Languedoc: Picpoul de Pinet

Ein ganz spezieller Weißwein aus dem Languedoc, Lieblingswein von Napoleon III - Picpoul de Pinet

Stellen wir uns eine riesige Ebene vor, von der Sonne überflutet. In der Ferne ein paar Häuser, ein Dorf, das sich im Sommerlicht spiegelt. Doch die Häuser scheinen klein, unbedeutend, in der Unermesslichkeit von Grün, das sie umgibt. Wein, so weit das Auge reicht, hin und wieder von einigen Pinien oder Obstbäumen unterbrochen, einer Hecke, die die Weinfelder vor dem Wind schützt, und wieder Wein...

Wir sind in der Heimat des Picpoul de Pinet, der größten Region für Weißwein im ganzen Languedoc, im Dreieck zwischen Agde, Pézenas und Sète, nahe dem Étang de Thau. Denn auch wenn der Süden von Frankreich mehr für seine Rotweine bekannt ist, so hat er doch auch sehr spezielle Weißweine zu bieten.

Picpoul de Pinet aus dem Languedoc ist einer dieser speziellen Weißweine. Davon waren sogar die Römer schon überzeugt, denn gewisse Hinweise in alten Schriften weisen darauf hin, dass Picpoul de Pinet schon seit über 2000 Jahren bekannt ist. Zur Zeit von Napoleon III galt er als ein Wein, der "in der Mode" war, und man erzählt, dass der Kaiser, als er großzügig die Hochzeit der Tochter des Leibarztes seiner Gattin vorbereitete, einen einzigen Weißwein gewählt hätte: Picpoul de Pinet aus dem Languedoc. Und ein gewisser Professor Foex, Wissenschaftler und Weinsachkundiger, soll den Picpoul 1886 zum besten Wein von Südfrankreich erklärt haben.

Seit Napoleons Zeiten gingen die Weingüter natürlich von Hand zu Hand. Sie wurden vererbt, verkauft und neu zusammengesetzt, wie überall. Doch im Gegensatz zu anderen traditionellen Weingebieten findet man um Pinet herum noch Weinparzellen, deren Ausdehnung und Lage sich seit über 1000 Jahren nicht verändert hat.

Dagegen waren die Bestimmungen, wie Picpoul de Pinet produziert werden soll, zu alten Zeiten noch weniger ausgefeilt. Er war schon immer ein sortenreiner Wein: ausschließlich Picpoul oder Picapoll oder Avillo oder Piquepoule blanc, oder wie auch immer die Weinrebe im Laufe der Zeit genannt wurde, durfte je zu Picpoul de Pinet verarbeitet werden.

Doch später wurde Picpoul de Pinet immer mehr "institutionalisiert". 1923 gründeten 53 Weinbauern der Gegend ihre erste Kooperative. 1947 erhielt der Wein sein erstes Label, "Appellation d'Origine Vin délimité de Qualité supérieure" (VDQS), was nicht nur bedeutet, dass Picpoul de Pinet ab sofort eine offiziell festgelegte Qualität - eine hohe Qualität - haben musste, sondern dass er aber diesem Zeitpunkt auch nur in bestimmten Gebieten produziert werden durfte. Kein Weingut, das außerhalb dieses Gebietes liegt - auch wenn es in allen anderen Punkten den Bedingungen des Picpoul de Pinet entspricht - durfte seit dieser Entscheidung den Namen des Weines benutzen.

2013 bekam Picpoul de Pinet schließlich die höchste Auszeichnung: er bekam sein eigenes AOC-Label und wurde unabhängig von AOC Languedoc.

Interessant für die Liebhaber von Picpoul de Pinet ist der Unterschied zwischen der nördlichen und der südlichen Region. Schon zu alten Zeiten wurden die beiden Gebiete von der Römerstrasse Via Domiciania getrennt, die ungefähr der heutigen Autobahn entsprach. Im Norden dieser Strasse herrscht vor allem Garrigue, vorwiegend niedrige Trockenpflanzen. Der Wein, der in diesem Gebiet wächst, erhält viel Sonne und Wärme, doch wenig Wasser, was zur Folge hat, dass sein Tannin stärker ausgeprägt ist.

Im Süden dagegen ist das Klima weitaus sanfter. Der Mittelmeereinfluss macht sich hier bemerkbar, mit der Feuchtigkeit der sommerlichen Morgennebel und einer sanften Brise, die selbst die Sommerhitze erträglich macht. Der Picpoul des Südens erhält etwas mehr Wasser als der Nordwein und entfaltet sich in einer Frische, die ihn manche Jahre fruchtiger werden lässt.
Copyright: Sandra Winters

Dienstag, 22. Oktober 2013

Wein aus Languedoc: die Ideen der Jungwinzer

Die "neuen" Winzer aus Languedoc: selbst mit anpacken

Sie sind relativ neu im Weingeschäft, doch oft sind sie nicht so jung, wie man glauben möchte: eine neue "Gattung" von Winzern macht sich breit im Languedoc. Einige haben ihre Güter von ihren Eltern geerbt und beschlossen, neue Methoden und, vor allem, neue Ideen in die Produktion ihres Weines einzubringen. Andere dagegen haben vollkommen andere Berufe ausgeübt, jahrelang davon geträumt, Winzer zu werden und ihren Traum schließlich erfüllt - was nicht heißt, dass sie Träumer sind, sondern durchaus realistische Winzer mit Ideen, die teilweise etwas anders sind...

Eines der wesentlichen Kennzeichen der neuen Winzergeneration ist ihr Enthusiasmus. Sie vertreten ihre Weine selbst, besuchen Messen und Volksfeste und werden nicht müde, die Besonderheiten ihrer Weine immer aufs Neue zu erklären. Sie sind stolz auf ihren Wein und seine Qualität. "Ich liebe die Erde, auf der mein Wein wächst", erklärt ein Jungwinzer, als er von Weine in Frankreich befragt wird. Nach 20 Jahren Büroarbeit konnte er endlich seinen Traum vom Weingut im Languedoc erfüllen. "Wenn es ihr nicht gut geht und sie schlechten Wein hervorbringt, das ist es, als ob ich selber etwas Schlechtes zu Stande gebracht hätte. Wer meinen Wein mag, der mag auch mich."

Keiner dieser Winzer würde sagen, dass die finanzielle Seite des Verkaufs ihn nicht interessiert - im Gegenteil, viele Jungwinzer sind gezwungen, so knapp zu kalkulieren, dass ein schlechter Jahrgang alles in Frage stellen würde. Doch Gewinn ist trotzdem nicht der wichtigste Faktor: "Klar muss ich meinen Wein verkaufen, sonst kann ich mich nicht halten. Aber wenn ich die Wahl zwischen Qualität und mehr Geld habe, dann wähle ich Qualität, ohne nachzudenken."

Mit dieser Einstellung passen die Winzer in eine Strömung, die den Wein im Languedoc nach den großen Verlusten durch die Phylloxera ergriff. Jahrhundertelang hatte der Wein aus Languedoc den Ruf, eher auf Quantität zu achten als auf Qualität. Niemand versuchte auch nur, mit Gegenden wie Bordeaux zu konkurrieren, man setzte auf den Käufer von Billigwein, der viel konsumieren aber wenig dafür ausgeben wollte. Nach der Ausrottung ganzer Weingüter durch die Reblaus sah man sich konfrontiert mit der Tatsache, dass es Jahre und Jahrzehnte dauern würde, die Quantität wiederherzustellen. Da begann man, über Qualität nachzudenken...

Mit den Jungwinzern hat sich auch das Berufsbild des Weinbauern im Languedoc geändert. "Mein Vater arbeitete mit lauter Professionellen zusammen", erklärt ein Winzer, der das väterliche Gut, nach mehreren Jahren Studiums der Önologie und Landwirtschaft übernommen hatte. "Sein Verdienst bestand vor allem in der richtigen Auswahl der Leute, die er auswählte. Er war ein guter Manager mit guten Menschenkenntnissen."

Doch Menschenkenntnis ist den modernen Winzern aus dem Languedoc nicht mehr so wichtig. Sie ziehen Weinkenntnis vor. "Um ein guter Winzer zu sein, muss man nicht nur etwas von Önologie verstehen, das heißt, entscheiden können, ob man einen Wein verschneidet oder nicht - und wenn ja, wie -, man muss sich auch mit der Landwirtschaft auskennen, einen Boden untersuchen und beurteilen können und wissen, ob er Zusatzstoffe braucht, um fruchtbar zu sein, man muss sich gegen Schadinsekten wehren können, man muss wissen, wie man seinen Wein vermarktet... und vor allem bereit sein, selber mit anzupacken, überall und in jedem Moment."
Copyright: Sandra Winters

Montag, 21. Oktober 2013

Cabernet-Sauvignon im Languedoc

Ob als Biowein, sortenreiner oder verschnittener Wein, Cabernet-Sauvignon ist "zu Hause" im Languedoc


Wenn man Cabernet-Sauvignon heute in der ganzen Welt kennt, so ist das wieder einmal dem enormen Ruf der Bordeaux-Weine zu verdanken. Denn danke dem Erfolg von Bordeaux wächst die rote Rebsorte inzwischen überall in der Welt, wo Rotwein hergestellt wird, und im letzten Jahrhundert war sie so beliebt, dass sie weltweit als die meist gepflanzte Rebsorte galt - bis 1990, wo sie von Merlot ausgestochen wurde.

Doch es ist nicht ganz falsch, wenn man Cabernet-Sauvignon heute immer noch mit Bordeaux-Wein verbindet - denn der Sud-Westen von Frankreich ist tatsächlich sein Herkunftsort. Im Gegensatz zum Ursprung anderer Weine kann man die Anfänge von Cabernet-Sauvignan sehr gut zurückverfolgen. Denn die Rebsorte ist nicht etwa aus einem wildwachsenden Wein entstanden, wie zum Beispiel der Viognier, sondern aus reinem Zufall. So kreuzte man im 19en Jahrhundert versehentlich den Cabernet franc mit einem Sauvignon blanc... und erhielt die hervorragende Rebsorte, die man ihrer Herkunft zu Ehren Cabernet-Sauvigon nannte.

Doch dies ist eine andere Geschichte. - Eine Frage, die sich Weinliebhaber schon öfter gestellt haben, ist, wie der Unterschied zwischen verschiedenen Weinen aus der gleichen Rebsorte zustande kommt und, vor allem, wie groß er wirklich ist. Wir sehen, zum Beispiel, den Unterschied zwischen einem Condrieu und einem sortenreinen Viognier aus dem Languedoc - was nicht heißen soll, dass das Languedoc nicht hervorragende sortenreine Viognier-Weine aufzuweisen hätte.

So wurde der Unterschied zwischen einem Cabernet-Sauvignon in Bordeaux und im Languedoc vor einiger Zeit von englischen Weinliebhabern getestet. Man ging natürlich davon aus, dass einer der wesentlichen Unterschiede von der Reaktion der Rebsorte auf das Klima verursacht wird. Cabernet-Sauvignon wird ziemlich spät reif, und seine Qualität hängt weitgehend vom Wetter im Moment der Weinlese ab. Nachdem das Sommerwetter im Languedoc oft bis in den Oktober hinein anhält, kann er in der Regel gut ausreifen. In Bordeaux, dagegen, muss er in den meisten Jahren zu früh, das heißt nicht voll ausgereift, gelesen werden. Sein Geschmack entwickelt sich folglich erst nach vielen Jahren - Cabernet-Sauvignon ist ein Wein, der sehr gut altert - wogegen er im Languedoc weitaus früher trinkbar ist.

Die späte Reife ist einer der Gründe, warum Cabernet-Sauvignon in Bordeaux meist mit anderen Rebsorten, zum Beispiel mit Cabernet franc oder Merlot, verschnitten wird. Im Languedoc kann er dagegen fast jedes Jahr sortenrein verarbeitet werden.

So liegt der Unterschied, der von den englischen Weinliebhabern am meisten herausgearbeitet wurde, vermutlich ebenfalls am Klima: es heißt, der Cabernet-Sauvignon aus dem Languedoc sei eher aromatisch, wogegen der Bordeaux eher nach einem ausgeprägten Tannin schmecken würde - eine typische Erscheinung eines Weines, der jung geerntet wurde und etliche Jahre braucht, um einen wirklich ausgewogenen Geschmack zu erhalten. Der getestete Cabernet-Sauvignon aus dem Languedoc stammte dagegen offensichtlich aus einem Jahr, wo es bis in den Herbst hinein heiß blieb und der Wein so richtig ausreifen konnte.

Copyright: Sandra Winters

Freitag, 18. Oktober 2013

Biowein aus dem Languedoc - ein neues Gesundheitsbewusstsein

Kein Wein für Außenseiter: Biowein wird "salonfähig" im Languedoc


Bisher hatte Biowein im Languedoc etwas mit Außenseitern zu tun, mit Gesundheitsaposteln, wie böse Zungen sagten, mit Leuten, die den "echten" guten Wein nicht zu schätzen wussten... Doch plötzlich hat sich die Stimmung gewandelt. Die ersten, die an ihre Gesundheit dachten, das waren die Winzer. Und dann kamen die Verbraucher nach...

Im Moment ist es noch die Provence, die den meisten Biowein von Frankreich erzeugt - auch wenn es sich dabei vorwiegend um Sandwein, den Vin des Sables, handelt, dessen natürliches Umfeld Insekten automatisch abhält. Diese besondere Eigenschaft des Sandes, in dem der Sandwein wächst, rettete den Wein zu Anfang des letzten Jahrhunderts vor der grausamen Ausrottung durch die Phylloxera.

Doch was relativ neu ist: das Languedoc-Roussillon steht jetzt an zweiter Stelle der Biowein erzeugenden Regionen in Frankreich. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass diese plötzliche Neigung zum Biowein im Zuge des Strebens nach Gesundheit zu sehen ist - man sucht gesündere Nahrungsmittel, jedoch ohne auf geschmackliche Qualität verzichten zu wollen.

Und geschmackliche Qualität ist beim Wein wohl eine der wichtigsten Tugenden... eine Tugend, die man in Frankreich dem biologischen Anbau nicht unbedingt zutraute. Deshalb, so heißt es, haben so manche große Weingüter über Jahrzehnte hinweg schon biologischen Weinbau gepflegt, ohne es der Öffentlichkeit zu "verraten" - eben um ihrem Wein nicht das Vorurteil eines schlechten Geschmackes durch biologische Verarbeitung anhaften zu lassen.

Der Hauptgrund, warum viele Winzer schon immer auf Bio setzten war ihr eigenes gesundheitliches Risiko. Schon in den 80er Jahren war es bekannt, dass der Weinbau gewisse Berufskrankheiten mit sich brachte, die durch die starke Anwendung von Pestiziden ausgelöst wurde. Der Winzer, der mehrmals jährlich in Berührung mit diesen Giften ist, kann nicht verhindern, sie einzuatmen.

Doch inzwischen hat auch der französische Verbraucher verstanden, dass der Biowein nicht nur gesünder ist, sondern genauso gut schmeckt. Immer mehr Preise, die keinen Unterschied zwischen biologisch und "klassisch" angebautem und bearbeiteten Wein machen, gehen an Bioweine, und die internationale Fachpresse preist die Qualität und die Langlebigkeit von Weinen, die jetzt offen zugeben, aus biologischer Quelle zu stammen.

Was den Biowein jedoch noch attraktiver macht, dass sind gesundheitliche Informationen, die langsam immer mehr in der Populärpresse durchsickern. So verbreiteten schon mehrere Frauenzeitschriften und -sites, dass der biologische Wein besser zu ertragen sei, weil er zwischen 30 und 40 Prozent weniger Sulfit enthielte - das gilt für Weißwein und Rosé, aber noch mehr für biologischen Rotwein. Mit anderen Worten: die Wahrscheinlichkeit, nach dem Weingenuss unter Kopfschmerzen zu leiden, ist deutlich geringer.

Ein Vorwurf, den man dem Biowein machte, ist auch seit kurzem behoben: der biologische Weinbau war zwar seit Anfang der 90er Jahre geregelt, aber die Verarbeitung des Weines blieb frei. So musste ein Biowein zwar aus einem biologischen Anbau stammen, doch später konnte der Winzer theoretisch zusetzen, was immer er wollte. Seit 2012 unterliegt jedoch auch die Weinverarbeitung strengen Regeln, und um das biologische Label zu erhalten, muss ein Winzer sich beiden Teilen der Verordnungen unterwerfen.

Die "biologische Weinlandschaft" des Languedoc wird vor allem von Jungwinzern beherrscht, die das Weinmachen zur Philosophie erklärt haben, die in enger Verbindung mit dem Boden und der Natur steht.
Copyright: Sandra Winters