Ist Biowein aus Frankreich gesünder, schmeckt er besser und ist er teurer als herkömmlicher französischer Wein?
Die erste Frage, die man sich im Zusammenhang mit Biowein aus Frankreich stellen sollte, ist vielleicht ganz einfach: Gibt es überhaupt
einen Unterschied?
Natürlich. Vor allem im Hinsicht auf die Gesundheit.
Zunächst einmal die Gesundheit des Winzers. Es wurde in den letzten 40 Jahren
immer wieder festgestellt, dass viele Winzer in Frankreich einer Art
"Berufskrankheit" zum Opfer fallen. Wie man nach weitergehender
Untersuchung erfuhr, handelte es sich ausschließlich um Winzer, die ihren Wein
selbst behandeln - das heißt, auf ihrem Traktor saßen und Pestizide versprühten.
Natürlich kommt niemand auf die Idee, eine solche Behandlung
bei Wind zu planen... Die Wirklichkeit ist jedoch nicht immer so, wie man gern
möchte. Was macht man, wenn die Wettervorhersage für einen bestimmten Tag gut
war, man alles bereitgestellt hat, alle anderen Arbeiten und Verabredungen
abgesagt wurden, man vielleicht sogar einen Traktor gemietet hat - und dann ist
es doch windig?
In solch einer Situation wird so mancher Winzer
"trotzdem" spritzen. Und ein klein wenig Wind reicht aus, um eine
Ladung Pestizide ins Gesicht zu bekommen.
Dies allein ist für so manchen schon ein Grund, lieber
Biowein zu produzieren. Die Statistiken sagen übrigens, dass zwanzig Prozent der in Frankreich angewendeten Pestizide
auf den Wein gespritzt werden.
Doch es geht nicht nur um die Gesundheit des Winzers. Der
Biowein-Trinker konsumiert zum Beispiel weitaus weniger Sulfit. Denn schon mit
Biowein hat man die vom Weltgesundheitsdienst festgelegte Höchstgrenze von 0,7
mg pro 1 kg Körpergewicht nach etwa zwei Gläsern quasi erreicht - und das,
obwohl der Biowein zwischen 30 und 40 Prozent weniger Sulfit beinhaltet, als
der "herkömmliche" Wein.
Die Diskussion zwischen Anhängern des herkömmlichen Weins
und des Bioweins dreht sich allerdings immer noch um die Frage, ob nur der Wein
aus biologischem Anbau stammen muss, oder ob auch die Weinverarbeitung nach
biologischem Prinzip verlaufen sollte. Tatsächlich wurden die Regeln über den
Anbau von biologischen Trauben in den letzten Jahren ständig verschärft. So
dürfen zum Beispiel nur noch Pferdedung oder Gesteinsmehl als Düngemittel
verwendet werden. Gegen die Reblaus ist nur Kupferkalkbrühe, die sogenannte
"Bordeaux-Brühe" erlaubt, und es ist absolut verboten, Feuer gegen
Schädlinge zu legen, weil dies das Gleichgewicht des Ecosystems stören würde.
Die ersten Regeln über die Produktion von Biowein in
Frankreich wurden jedoch erst 2012 veröffentlicht. Zu ihnen gehört, dass der
Wein nicht mit Maschinen geerntet werden und ausschließlich in Eichenfässern
heranreifen darf.
Aber um auf die Frage zurückzukommen, ob es einen
Unterschied zwischen französischem Biowein und herkömmlichem Wein gibt - von
den Gesundheitswerten abgesehen, wohl kaum. Lange hieß es, der Geschmack von
Biowein käme nie an den von herkömmlichem Wein heran. Diese Legende wurde
"entlarvt", als einige große Weingüter aus Bordeaux und Burgund
zugaben, schon lange zumindest biologisch angebauten - wenn nicht auch
biologisch produzierten - Wein zu liefern, ganz einfach um sich nicht den
Gesundheitsrisiken der Winzer auszusetzen. Nach diesem Geständnis konnte keiner
mehr behaupten, Biowein könnte nicht die höchsten Genüsse eines französischen Spitzenweins
verschaffen.
Das andere Vorurteil gegen Biowein aus Frankreich ist der
Preis - man sagt, Biowein wäre teurer. Dies mag zutreffen für die Weine der
niedrigsten Kategorie. Ein einfacher Landwein, der nach biologischen Verfahren
produziert wurde, kann nie so billig sein wie ein Billig-Kaufhauswein, der
nicht auf Geschmack, sondern ausschließlich auf Menge setzt.
Doch sobald die Rede ist von einem Wein, den man mit
gutem Gewissen als französischen Wein bezeichnen kann - selbst wenn er nicht in
die höchste Kategorie gehört, ist Biowein aus Frankreich schon längst nicht
mehr teurer als vergleichbare herkömmliche Weine.
Copyright: Sandra Winters
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