Mittwoch, 13. November 2013

Biowein aus Frankreich - der Unterschied

Ist Biowein aus Frankreich gesünder, schmeckt er besser und ist er teurer als herkömmlicher französischer Wein?

Die erste Frage, die man sich im Zusammenhang mit Biowein aus Frankreich stellen sollte, ist vielleicht ganz einfach: Gibt es überhaupt einen Unterschied?

Natürlich. Vor allem im Hinsicht auf die Gesundheit. Zunächst einmal die Gesundheit des Winzers. Es wurde in den letzten 40 Jahren immer wieder festgestellt, dass viele Winzer in Frankreich einer Art "Berufskrankheit" zum Opfer fallen. Wie man nach weitergehender Untersuchung erfuhr, handelte es sich ausschließlich um Winzer, die ihren Wein selbst behandeln - das heißt, auf ihrem Traktor saßen und Pestizide versprühten.

Natürlich kommt niemand auf die Idee, eine solche Behandlung bei Wind zu planen... Die Wirklichkeit ist jedoch nicht immer so, wie man gern möchte. Was macht man, wenn die Wettervorhersage für einen bestimmten Tag gut war, man alles bereitgestellt hat, alle anderen Arbeiten und Verabredungen abgesagt wurden, man vielleicht sogar einen Traktor gemietet hat - und dann ist es doch windig?

In solch einer Situation wird so mancher Winzer "trotzdem" spritzen. Und ein klein wenig Wind reicht aus, um eine Ladung Pestizide ins Gesicht zu bekommen.

Dies allein ist für so manchen schon ein Grund, lieber Biowein zu produzieren. Die Statistiken sagen übrigens, dass zwanzig Prozent der in Frankreich angewendeten Pestizide auf den Wein gespritzt werden.

Doch es geht nicht nur um die Gesundheit des Winzers. Der Biowein-Trinker konsumiert zum Beispiel weitaus weniger Sulfit. Denn schon mit Biowein hat man die vom Weltgesundheitsdienst festgelegte Höchstgrenze von 0,7 mg pro 1 kg Körpergewicht nach etwa zwei Gläsern quasi erreicht - und das, obwohl der Biowein zwischen 30 und 40 Prozent weniger Sulfit beinhaltet, als der "herkömmliche" Wein.

Die Diskussion zwischen Anhängern des herkömmlichen Weins und des Bioweins dreht sich allerdings immer noch um die Frage, ob nur der Wein aus biologischem Anbau stammen muss, oder ob auch die Weinverarbeitung nach biologischem Prinzip verlaufen sollte. Tatsächlich wurden die Regeln über den Anbau von biologischen Trauben in den letzten Jahren ständig verschärft. So dürfen zum Beispiel nur noch Pferdedung oder Gesteinsmehl als Düngemittel verwendet werden. Gegen die Reblaus ist nur Kupferkalkbrühe, die sogenannte "Bordeaux-Brühe" erlaubt, und es ist absolut verboten, Feuer gegen Schädlinge zu legen, weil dies das Gleichgewicht des Ecosystems stören würde.

Die ersten Regeln über die Produktion von Biowein in Frankreich wurden jedoch erst 2012 veröffentlicht. Zu ihnen gehört, dass der Wein nicht mit Maschinen geerntet werden und ausschließlich in Eichenfässern heranreifen darf.

Aber um auf die Frage zurückzukommen, ob es einen Unterschied zwischen französischem Biowein und herkömmlichem Wein gibt - von den Gesundheitswerten abgesehen, wohl kaum. Lange hieß es, der Geschmack von Biowein käme nie an den von herkömmlichem Wein heran. Diese Legende wurde "entlarvt", als einige große Weingüter aus Bordeaux und Burgund zugaben, schon lange zumindest biologisch angebauten - wenn nicht auch biologisch produzierten - Wein zu liefern, ganz einfach um sich nicht den Gesundheitsrisiken der Winzer auszusetzen. Nach diesem Geständnis konnte keiner mehr behaupten, Biowein könnte nicht die höchsten Genüsse eines französischen Spitzenweins verschaffen.

Das andere Vorurteil gegen Biowein aus Frankreich ist der Preis - man sagt, Biowein wäre teurer. Dies mag zutreffen für die Weine der niedrigsten Kategorie. Ein einfacher Landwein, der nach biologischen Verfahren produziert wurde, kann nie so billig sein wie ein Billig-Kaufhauswein, der nicht auf Geschmack, sondern ausschließlich auf Menge setzt.

Doch sobald die Rede ist von einem Wein, den man mit gutem Gewissen als französischen Wein bezeichnen kann - selbst wenn er nicht in die höchste Kategorie gehört, ist Biowein aus Frankreich schon längst nicht mehr teurer als vergleichbare herkömmliche Weine.
Copyright: Sandra Winters

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen