Sonntag, 14. April 2013

Bordeaux 1984: Mouton Rothschild 1984, Pétrus 1984 und der Zyklon

Mouton-Rothschild 1984, der Gewinner, Pétrus 1984, der "Verlierer", und Hortense, die Bordeaux 1984 heimsuchte...

Fragt man einen Weinbauern, was er mit Bordeaux 1984 verbindet, dann ist die Antwort spontan: Hortense. Und vermutlich verzieht er sein Gesicht zu einer traurigen Grimasse.

Bordeaux 1984 ist eins der Jahre, die sich in die Geschichte der Stadt und der Weingüter in ihrer Umgebung eingeprägt haben. Dabei fing alles ganz "normal" an…

Der April 1984 war ein angenehm warmer Monat. Einige Optimisten sagten schon einen hervorragenden Jahrgang voraus - wenn das Jahr schon so gut anfing, warum sollte es dann nicht auch so weitergehen? - Doch es waren eher die Pessimisten, die Recht behalten sollten: die, die meinten, man solle doch erstmal den Mai abwarten. Und prompt fing es nicht nur an, zu regnen, es wurde auch viel zu kalt für die Jahreszeit. Die optimistischen Stimmen wurden immer kleinlauter…

Doch noch war das letzte Wort nicht gesprochen. Für die Merlot-Weine war es zwar quasi zu spät - ein kalter Mai hindert die Weinstöcke, ihre Blüte voll zu entwickeln -, aber die Weine, die vor allem auf Cabernet Sauvignon setzen, hatten noch alle Chancen. So herrschte zum Beispiel sehr gute Laune im Château Mouton Rothschild. Nachdem sein Wein zu 77 Prozent Cabernet Sauvignon enthält und nur 12 Prozent Merlot, so standen die Chancen noch gut für einen hervorragenden Mouton-Rothschild 1984...

Im Château Pétrus herrschte weniger frohe Stimmung. Pétrus1984so wusste man schon jetzt, würde kein hervorragender Wein. Nachdem er nur sehr wenig Cabernet Sauvignon enthält, dafür aber sehr viel Merlot, wusste man schon jetzt, dass man einen mehr oder weniger verlorenen Jahrgang vor sich hatte... Was nicht hieß, dass die relativ wenigen Trauben, die von Pétrus 1984 trotz aller Probleme eingebracht werden konnten, nicht trotzdem - wie immer - einen Wein ergaben, wie nur Château Pétrus ihn herstellen kann...

Im Juni war es immer noch zu kalt, und im Juli war es klar, dass die Weinlese sehr spät stattfinden musste, wenn die Weine noch eine geringe Chance haben sollten, auszureifen. Glücklicherweise war das Wetter im Juli und August auf der Seite der Weinliebhaber, und man jubilierte überall dort, wo der Wein aus wenig Merlot und viel Cabernet Sauvignon bestand. Für die Familie Rothschild gab es keinen Zweifel: ihre Vorgänger hatten eine gute Entscheidung getroffen. Der starke Gehalt an Cabernet Sauvignon in ihrem Wein garantierte einen Mouton-Rothschild 1984, der wieder einmal den guten Ruf des Château bestätigen sollte…

bis Hortense erschien. Für die Wissenschaftler war sie ein Phänomen - für Bordeaux 1984 eine Katastrophe. Da nützte es auch nichts, dass die ganze Welt ihre Augen auf die Stadt richtete... denn man sprach nicht von dem guten Wein der Region, sondern von dem ersten Zyklon der Geschichte, der bis Südfrankreich vorstieß und einen großen Teil des fast ausgereiften Weines zerstörte. Für den Merlot war dies natürlich keine echte Katastrophe - nach dem kalten Mai, hatte er sich sowieso nicht entwickeln können. Aber jetzt war das Aus auch für die Weine wie Mouton-Rothschild 1984 gekommen.

Die raren Weine aus Bordeaux 1984, die die Frühjahrskälte und den Zyklon überstanden haben, gehören nicht zu den besten. Außer vielleicht dem "unverwüstlichen" Romanée Conti, dessen Jahrgang 1984 jetzt schon zu rund 1000 Euro pro Flasche gehandelt wird. Und ein Pétrus 1984 kostet sage und schreibe über 2000 Euro.
Copyright: Sandra Winters

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