Mouton-Rothschild 1984, der Gewinner, Pétrus 1984, der "Verlierer", und Hortense, die Bordeaux 1984 heimsuchte...
Mouton-Rothschild 1984, der Gewinner, Pétrus 1984, der "Verlierer", und Hortense, die Bordeaux 1984 heimsuchte...
Fragt man einen Weinbauern, was er mit Bordeaux 1984 verbindet, dann ist die Antwort
spontan: Hortense. Und vermutlich verzieht er sein Gesicht zu einer traurigen
Grimasse.
Bordeaux 1984 ist eins der Jahre, die sich in die
Geschichte der Stadt und der Weingüter in ihrer Umgebung eingeprägt haben. Dabei
fing alles ganz "normal" an…
Der April 1984 war ein angenehm warmer Monat. Einige
Optimisten sagten schon einen hervorragenden Jahrgang voraus - wenn das Jahr
schon so gut anfing, warum sollte es dann nicht auch so weitergehen? - Doch es
waren eher die Pessimisten, die Recht behalten sollten: die, die meinten, man
solle doch erstmal den Mai abwarten. Und prompt fing es nicht nur an, zu regnen,
es wurde auch viel zu kalt für die Jahreszeit. Die optimistischen Stimmen
wurden immer kleinlauter…
Doch noch war das letzte Wort nicht gesprochen. Für die
Merlot-Weine war es zwar quasi zu spät - ein kalter Mai hindert die Weinstöcke,
ihre Blüte voll zu entwickeln -, aber die Weine, die vor allem auf Cabernet
Sauvignon setzen, hatten noch alle Chancen. So herrschte zum Beispiel sehr gute
Laune im Château Mouton Rothschild. Nachdem sein Wein zu 77 Prozent Cabernet
Sauvignon enthält und nur 12 Prozent Merlot, so standen die Chancen noch gut für
einen hervorragenden Mouton-Rothschild 1984...
Im Château Pétrus herrschte weniger frohe Stimmung. Pétrus1984, so wusste man schon jetzt, würde
kein hervorragender Wein. Nachdem er nur sehr wenig Cabernet Sauvignon enthält, dafür aber sehr viel Merlot,
wusste man schon jetzt, dass man einen mehr oder weniger verlorenen Jahrgang
vor sich hatte... Was nicht hieß, dass die relativ wenigen Trauben, die von
Pétrus 1984 trotz aller Probleme eingebracht werden konnten, nicht trotzdem -
wie immer - einen Wein ergaben, wie nur Château Pétrus ihn herstellen kann...
Im Juni war es immer noch zu kalt, und im Juli war es
klar, dass die Weinlese sehr spät stattfinden musste, wenn die Weine noch eine
geringe Chance haben sollten, auszureifen. Glücklicherweise war das Wetter im
Juli und August auf der Seite der Weinliebhaber, und man jubilierte überall
dort, wo der Wein aus wenig Merlot und viel Cabernet Sauvignon bestand. Für die
Familie Rothschild gab es keinen Zweifel: ihre Vorgänger hatten eine gute
Entscheidung getroffen. Der starke Gehalt an Cabernet Sauvignon in ihrem Wein
garantierte einen Mouton-Rothschild 1984, der wieder einmal den guten Ruf des
Château bestätigen sollte…
… bis Hortense erschien. Für die
Wissenschaftler war sie ein Phänomen - für Bordeaux 1984 eine Katastrophe. Da
nützte es auch nichts, dass die ganze Welt ihre Augen auf die Stadt richtete...
denn man sprach nicht von dem guten Wein der Region, sondern von dem ersten Zyklon
der Geschichte, der bis Südfrankreich vorstieß und einen großen Teil des fast
ausgereiften Weines zerstörte. Für den Merlot war dies natürlich keine echte
Katastrophe - nach dem kalten Mai, hatte er sich sowieso nicht entwickeln
können. Aber jetzt war das Aus auch für die Weine wie Mouton-Rothschild 1984
gekommen.
Die raren Weine aus Bordeaux 1984, die die Frühjahrskälte
und den Zyklon überstanden haben, gehören nicht zu den besten. Außer vielleicht
dem "unverwüstlichen" Romanée Conti, dessen Jahrgang 1984 jetzt schon
zu rund 1000 Euro pro Flasche gehandelt wird. Und ein Pétrus 1984 kostet sage
und schreibe über 2000 Euro.
Copyright: Sandra Winters
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