Das große Jahr für Pomerol: Château Pétrus 1953 am Tisch der Königin von England
Der Jahrgang Pomerol 1953 sollte keinem anderen gleichen.
Das heißt, der Wein dieses Jahrgangs war hervorragend. Pétrus 1953 gilt als ein
fruchtiger, ausgeglichener Wein, der in seiner Jugend eine seidige Struktur
aufwies und im Alter mit seinem harmonischen Bukett verführte. Aber der
Spitzenwein, der auf den Weinbergen heranwuchs, war nicht die eigentliche
Sensation in diesem Jahrgang Pomerol 1953: der Moment, den kein Weinliebhaber
je vergisst, fand in England statt - die Krönung von Königin Elisabeth II., die
gleichzeitig auch die Krönung des größten Pomerol war. Denn zu Tisch wurde
Pétrus 1953 getrunken.
Die Idee kam von Marie-Louise Loubat, oft einfach nur
"Witwe Loubat" oder "Witwe Edmond Loubat" genannt. Es ist
wahr, das Marie-Louise Loubat ein kleines Vermögen von ihrem verstorbenen Mann
geerbt hatte, aber es ist ungerecht, sie nur als "seine Witwe"
darzustellen. Denn Marie-Louise war es, die dem Chäteau Pétrus den Ruf
verschaffte, den der beste Wein aus Pomerol - und nicht nur von Pomerol 1953 -
verdient.
Doch zunächst einmal betätigte Marie-Louise sich in einem
Restaurant - das sie mit ihrem Geschäftssinn und ihrem Geschick, mit Menschen
umzugehen, bald zum Erfolg führte. Aber ein Restaurant war eigentlich nicht,
was sie wollte - ihre besondere Liebe gehörte dem Wein. Und ganz speziell einem
Wein, den sie in ihrer Restaurants-Karriere immer öfter bemerkte: Château
Pétrus.
Marie-Louise Loubat wusste, dass Château Pétrus einen
hervorragenden Wein auf den Markt brachte. Doch die Probleme der 50er Jahre,
einige schlechte Jahrgänge und vor allem eine schwierige Marktlage hatten das
Weingut in finanzielle Probleme gestürzt - wobei Château Pétrus nicht das
einzige große Weingut aus Bordeaux war, das solche Schwierigkeiten kannte. Die
Finanzen dieser Jahre waren der Grund, warum so viele Weingüter aus privater
Hand an Firmen oder Spekulanten verkauft werden mussten.
Als die Besitzer von Château Pétrus schließlich
kapitulieren mussten, war für Marie-Louise die Stunde gekommen: sie kaufte
zuerst Aktien, dann das ganze Weingut. Und sie hatte nicht vor, es wieder zu
verkaufen - sie wollte, dass sein Wein anerkannt würde. Sie beschloss also, das
nötige Geld dort zu suchen, wo es noch existierte: im englischen Könighaus. Und
als die zukünftige Königin Elisabeth 1947 ihren Prinz Philip heirate, bekam sie ein
Geschenk aus Pomerol - den Wein von Château Pétrus.
Nachdem die zukünftige Königin und ihre Getreuen den Wein
gekostet hatten, ging alles wie von selbst: der englische Adel wollte nur noch
Pétrus trinken, und als Elisabeth schließlich zur Königin gekrönt wurde, wurde
Pétrus ihr Krönungswein.
Es ist klar, dass in Pomerol 1953 von nichts anderem
geredet wurde. Und obwohl ein neuer großer Wein heranreifte, verband man mit
dem Jahrgang 1953 letztendlich nur den,
der in den adligen Kehlen verschwand...
Copyright: Sandra Winters
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