Samstag, 13. Juli 2013

Jahrgang Pomerol 1953: Château Pétrus in England

Das große Jahr für Pomerol: Château Pétrus 1953 am Tisch der Königin von England

Der Jahrgang Pomerol 1953 sollte keinem anderen gleichen. Das heißt, der Wein dieses Jahrgangs war hervorragend. Pétrus 1953 gilt als ein fruchtiger, ausgeglichener Wein, der in seiner Jugend eine seidige Struktur aufwies und im Alter mit seinem harmonischen Bukett verführte. Aber der Spitzenwein, der auf den Weinbergen heranwuchs, war nicht die eigentliche Sensation in diesem Jahrgang Pomerol 1953: der Moment, den kein Weinliebhaber je vergisst, fand in England statt - die Krönung von Königin Elisabeth II., die gleichzeitig auch die Krönung des größten Pomerol war. Denn zu Tisch wurde Pétrus 1953 getrunken.


Die Idee kam von Marie-Louise Loubat, oft einfach nur "Witwe Loubat" oder "Witwe Edmond Loubat" genannt. Es ist wahr, das Marie-Louise Loubat ein kleines Vermögen von ihrem verstorbenen Mann geerbt hatte, aber es ist ungerecht, sie nur als "seine Witwe" darzustellen. Denn Marie-Louise war es, die dem Chäteau Pétrus den Ruf verschaffte, den der beste Wein aus Pomerol - und nicht nur von Pomerol 1953 - verdient.

Doch zunächst einmal betätigte Marie-Louise sich in einem Restaurant - das sie mit ihrem Geschäftssinn und ihrem Geschick, mit Menschen umzugehen, bald zum Erfolg führte. Aber ein Restaurant war eigentlich nicht, was sie wollte - ihre besondere Liebe gehörte dem Wein. Und ganz speziell einem Wein, den sie in ihrer Restaurants-Karriere immer öfter bemerkte: Château Pétrus.

Marie-Louise Loubat wusste, dass Château Pétrus einen hervorragenden Wein auf den Markt brachte. Doch die Probleme der 50er Jahre, einige schlechte Jahrgänge und vor allem eine schwierige Marktlage hatten das Weingut in finanzielle Probleme gestürzt - wobei Château Pétrus nicht das einzige große Weingut aus Bordeaux war, das solche Schwierigkeiten kannte. Die Finanzen dieser Jahre waren der Grund, warum so viele Weingüter aus privater Hand an Firmen oder Spekulanten verkauft werden mussten.

Als die Besitzer von Château Pétrus schließlich kapitulieren mussten, war für Marie-Louise die Stunde gekommen: sie kaufte zuerst Aktien, dann das ganze Weingut. Und sie hatte nicht vor, es wieder zu verkaufen - sie wollte, dass sein Wein anerkannt würde. Sie beschloss also, das nötige Geld dort zu suchen, wo es noch existierte: im englischen Könighaus. Und als die zukünftige Königin Elisabeth 1947 ihren Prinz Philip heirate, bekam sie ein Geschenk aus Pomerol - den Wein von Château Pétrus.

Nachdem die zukünftige Königin und ihre Getreuen den Wein gekostet hatten, ging alles wie von selbst: der englische Adel wollte nur noch Pétrus trinken, und als Elisabeth schließlich zur Königin gekrönt wurde, wurde Pétrus ihr Krönungswein.

Es ist klar, dass in Pomerol 1953 von nichts anderem geredet wurde. Und obwohl ein neuer großer Wein heranreifte, verband man mit dem Jahrgang 1953 letztendlich  nur den, der in den adligen Kehlen verschwand...
Copyright: Sandra Winters

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