Louis-Gaspard d'Estournel, seine Leidenschaft - und Saint-Estèphe 1953, 100 Jahre später
Als der Jahrgang Saint-Estèphe 1953 noch auf den
Weinbergen heranreifte, feierte man auf Château Cos d'Estournel den 100.
Todedstag eines Mannes, ohne den die Geschichte des Saint-Estèphe sicherlich
anders verlaufen wäre. Man nannte ihn den Maharadscha von Saint-Estèphe.
Als Louis-Gaspard d’Estournel einige Hektar Wein in der
kleinen Gemeinde Cos im Departement Gironde erbte, glaubte keiner, dass er ein
gutes Geschäft gemacht hätte. Im 19. Jahrhundert gab es auch in Bordeaux viele
Besitzer von Weinbergen, die nie glaubten, mit diesem Wein reich oder angesehen
werden zu können. - Louis Gaspard d'Estournel, dagegen, glaubte an seinen Wein.
Von vornherein war er überzeugt, dass der Nektar, den er selbst so liebte, die
Welt erobern könnte.
So war Saint-Estèphe eines der ersten Weingebiete, die
ihren Wein weit über die Grenzen von Frankreich heraus bekannt machten. Louis-Gaspard
d'Estournel gelang es, seinen Wein bis nach Indien zu verkaufen, was ihm seinen
Beinamen Maharadscha einbrachte. Manche sagten damals, der Erfolg wäre ihm zu
Kopf gestiegen, andere meinten, er wäre schon immer etwas verrückt gewesen.
Jedenfalls feierte der Weinliebhaber seinen Erfolg mit einem - orientalischen
Schloss.
Als der bekannte französische Schriftsteller Stendhal das
Câteau Cos d'Estournel entdeckte, versuchte er ihm zuerst, einen Stil zu
finden. Doch er kam nur zu dem Ergebnis, dass es "etwas chinesisch"
aussähe. Aber was ihn am meisten faszinierte, das war die relative
Schmucklosigkeit des Hauses - die Vielzahl von Türmchen, Erkern, Zinnen und
Statuen war den Wirtschaftsgebäuden vorbehalten, das heißt den Ställen und den Gebäuden,
die der Produktion des Weines dienten. Stendhal schrieb: "Monsieur
d'Estournel hat sein Haus vergessen, aber nichts schien ihm zu schön für seine
Rinder und seinen Wein."
Louis-Gaspard d'Estournel starb 1853, ein Jahr nach dem
Verkauf seines Gutes. Er hatte es geschafft, einen hervorragenden Wein zu
produzieren, der in der ganzen Welt bekannt wurde - und der später, 1855, zum Deuxième
Grand Cru erklärt werden sollte. Aber er verstand es nicht, mit seinem
Budget hauszuhalten, und das Gut geriet in große, finanzielle Probleme.
Es gab Stimmen, die sagten, er wäre aus Gram über den
Verkauf seines Gutes gestorben. Andere meinen, dass seine
"Todesursache" ganz einfach sein hohes Alter war - er starb mit 91
Jahren. Sicher ist aber, das der Saint-Estèphe sein Lebenswerk war.
Hundert Jahre später, in Saint-Estèphe 1953, feiert man
seinen Todestag mit einem hervorragenden Jahrgang. Die Weine von Saint-Estèphe
1953 sind seidig und haben eine weite aromatische Palette. Sie haben bis heute
ihre Qualitäten erhalten können und werden vermutlich noch etliche Jahre gut
trinkbar sein.
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