Montag, 29. Juli 2013

Mourvèdre oder Monastrell: Wein aus der Provence

Die Geschichte von Mourvèdre oder Monastrell, einer typischen Rebsorte für Wein aus der Provence

Es scheint sicher zu sein, dass sie aus Spanien kommt - aber darüber hinaus weiß man nicht viel von der Herkunft der Rebsorte, die man in Deutschland meist mit ihrem französischen Namen, Mourvèdre bezeichnet. Manchmal nennt man sie aber auch bei ihrem spanischen Namen, Monastrell.

Doch ob Mourvèdre oder Monastrell, mehrere Gebiete von Spanien erheben Anspruch darauf, ihr Heimatland zu sein. In Valencia geht man davon aus, dass die Rebsorte aus der Stadt Morvedre kommt, was dort aber niemanden abhält, sie Sagonte - Sagunt in valenzianisch - zu nennen, nach einer Stadt im Distrikt Camp de Morvedre. Denn die Bewohner sagen, die Mourvèdre-Rebe wäre nicht in Morvedre zu Hause, sondern genauer im valenzianischen Sagunt...

Sagunt ist übrigens eine interessante Stadt - zumindest in der Theorie. Sie spielte eine wichtige, manchmal romantische Rolle in der spanischen Geschichte. Doch ihre heutige Rolle ist weniger romantisch, aber immer noch wichtig: sie ist das Industriezentrum ihres Gebietes.

Die Katalanen, dagegen, wie so oft nicht einig mit Valencia, kümmern sich nicht darum, ob Mourvèdre oder Monastrell aus Morvedre oder Sagunt abstammt. Für sie kommt diese Rebart aus Mataró, einer kleinen Stadt bei Barcelona. Natürlich heißt sie deshalb bei den Katalanen auch Mataró.

Guy Lavignac, Autor eines Buches über die zweitausendjährige Geschichte der Rebsorten aus dem Südwesten Frankreichs, lässt sich nicht auf Spekulationen über die Herkunft von Mourvèdre ein. Er fügt nur hinzu, dass es wohl einer der Pilger auf seinem Rückweg von Santiago de Compostela war, der die Monastrell zum ersten Mal mit nach Frankreich brachte. Sicher ist jedenfalls, dass die Rebsorte seit dem 15. Jahrhundert in Frankreich verbreitet ist. Und schließlich wurde sie zur meistverbreiteten Rebsorte der Provence...

... bis die Phylloxera ihren Einzug hielt und so ziemlich alle Weinstöcke zerstörte, die ihr begegneten. Wie auch in anderen Weingegenden, wie zum Beispiel im Languedoc, war man in der Provence gezwungen, andere Rebsorten einzuführen, die widerstandsfähiger waren. Viele meinten damals, der Wein der Provence wäre nicht mehr, was er vor der Phylloxera war.

So war es eigentlich natürlich, dass man in den 1960er Jahren, als die große Bewegung der "Qualität über Quantität" durch die Weingebiete Frankreichs ging, in der Provence gleich wieder an die Mourvèdre dachte. Mit dem Erfolg, dass sie heute erneut die meistverbreitete Rebsorte der Provence geworden ist.

Doch so beliebt wie Mourvèdre in Frankreich und auch immer noch in Spanien ist, so wurde man ihr in anderen Ländern doch überdrüssig. Einen Moment lang setzten die Winzer zweier so weit voneinander entfernten Länder wie Kalifornien und Australien mit großem Erfolg auf die Monastrell-Traube. Doch inzwischen hat sich die Mode in beiden Ländern gewandelt, und die Weinwirtschaft sah sich gezwungen, auf andere Rebsorten überzugehen.
Kennt man die prinzipiellen Eigenschaften von Mourvèdre, so versteht man die Weinliebhaber aus der Provence besser als die aus Australien oder Kalifornien. Denn Mouvèdre weist eine außerordentliche aromatische Vielfalt auf und ihr Tannin ist von Qualität. Es ist wahr, dass sie in ihrer Jugend eher etwas bitter schmeckt, denn ihr fruchtiger Geschmack entwickelt sich erst mit den Jahren. Dafür altert sie aber hervorragend, und alle Weine, in deren Cuvée sie eintritt, können lange gelagert werden. So ist es auch kein Wunder, dass sie selbst für so bekannte Weine wie Châteauneuf-du-Pape verwendet wird.
Copyright: Sandra Winters

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