Was halten die Bewohner des Languedoc von Biowein?
Nach Statistiken und Artikeln in der Fachpresse wird Biowein in Frankreich
immer beliebter. Doch Weine in Frankreich wollte wissen, was die Leute
auf der Strasse von ihm halten, Leute, die ohne jedes spezielle Kriterium
ausgewählt wurden. Eine Umfrage in Montpellier.
"Biowein?", wiederholt die Dame um die 50 die
Frage von Weine in Frankreich. "An sich trinke ich wenig Wein, nur
mal mit Freunden. Und ich kenne mich nicht sehr gut aus. Aber ich denke doch,
dass Biowein gesünder ist als anderer Wein."
Die Frage der Gesundheit interessiert auch einen Herrn um
die 40. "Hin und wieder trinke ich Wein aus biologischem Anbau. Aber nur
selten. Ich sollte vielleicht nur Biowein trinken, meine Frau hat mal davon
gesprochen, sie sagt, er hätte weniger Schadstoffe. Aber er ist einfach zu
teuer."
"Unterm Strich ist Biowein nicht teurer als anderer Wein", protestiert eine Engländerin, die, wie sie
sagt, seit einer "Ewigkeit" in Frankreich lebt, französischen Wein
liebt und ihn sehr gut kennt. Sie ist ein wenig ärgerlich über die etwas
provokative Frage von Weine in Frankreich. "Wenn man ihn mit
billigem Kaufhausfusel vergleicht, dann ist er natürlich teurer. Aber wer einen
guten Wein trinken will, muss immer etwas mehr ausgeben. Nur - ein guter
'chemischer' Wein kommt meist aus einem der großen Châteaux, wo man nicht den
Wein, sondern den Namen zahlen muss. Der Biowein dagegen wird auf kleinen Weingütern
produziert, die weitaus billiger sind als die großen Châteaux, aber
geschmacklich haben sie die gleiche Qualität - oder sogar eine bessere. Und
folglich kann man sagen, dass ein guter Biowein eher billiger ist als ein guter
herkömmlicher Wein."
Ein Mann Ende 20 ist nicht der gleichen Meinung.
"Lassen Sie mich mit dem Quatsch in Ruhe. Ich hab kein Geld für so
Geschichten wie Biowein." - Die junge Frau an seiner Seite scheint
allerdings nicht mit ihm einverstanden zu sein. "Wie kannst du so etwas
sagen...", hört man ihre vorwurfsvolle Stimme bevor ihr Begleiter sie
wegzieht.
Doch auch andere Bewohner von Montpellier wollen keinen
Biowein. "Zu teuer", ist ein häufiger Kommentar, "Kenne ich
nicht", "Interessiert mich nicht" oder auch: "Das ganze
Gerede von der Gesundheit dient doch nur dazu, noch mehr Geld zu machen. Wenn
der normale Wein nicht gesund wäre, dann wären wir doch alle längst krank...
Und verboten wäre er auch."
Eine junge Frau von höchstens 25 Jahren scheint besser
informiert zu sein. "Biowein schmeckt gut, schützt die Umwelt und schafft
Arbeitsplätze." Die Arbeitsplätze interessieren auch eine andere Dame,
vielleicht 10 Jahre älter als ihre Vorgängerin. "Heute redet doch jeder
von Arbeitsplätzen. Die biologische Landwirtschaft - Wein, Gemüse, Obst... -
schafft Arbeitsplätze. Man müsste sie nur mehr unterstützen, zumindest am
Anfang, damit sie wirklich Fuß fassen kann. Aber unsere Regierung zieht vor,
den Kauf von landwirtschaftlichen Maschinen und chemischen Düngemitteln zu
unterstützen anstatt Arbeitsplätze zu schaffen. Denn biologische Landwirtschaft
ist großteils Handarbeit. Da stehen noch viele Leute auf den Feldern und
kümmern sich um den Wein und nicht nur ein einziger, der auf seinem Traktor
sitzt und Gift verspritzt, das ihn selber krank macht."
Ein Herr um die 50 seufzt, als er die Frage nach dem
Biowein hört. "Natürlich ist Biowein besser als anderer Wein, in jeder
Hinsicht. Aber es wird wohl noch lange dauern, bis die Leute das verstehen. Die
Gegenpropaganda ist einfach zu stark, die Vorurteile sind zu groß."
Copyright: Sandra Winters
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