Ein ganz spezieller Weißwein aus dem Languedoc, Lieblingswein von Napoleon III - Picpoul de Pinet
Stellen wir uns eine riesige Ebene vor, von der Sonne
überflutet. In der Ferne ein paar Häuser, ein Dorf, das sich im Sommerlicht spiegelt.
Doch die Häuser scheinen klein, unbedeutend, in der Unermesslichkeit von Grün,
das sie umgibt. Wein, so weit das Auge reicht, hin und wieder von einigen
Pinien oder Obstbäumen unterbrochen, einer Hecke, die die Weinfelder vor dem
Wind schützt, und wieder Wein...
Wir sind in der Heimat des Picpoul de Pinet, der größten
Region für Weißwein im ganzen Languedoc, im Dreieck zwischen Agde, Pézenas und
Sète, nahe dem Étang de
Thau. Denn auch wenn der Süden von Frankreich mehr für seine Rotweine bekannt
ist, so hat er doch auch sehr spezielle Weißweine zu bieten.
Picpoul de Pinet aus dem Languedoc ist einer dieser
speziellen Weißweine. Davon waren sogar die Römer schon überzeugt, denn gewisse
Hinweise in alten Schriften weisen darauf hin, dass Picpoul de Pinet schon seit
über 2000 Jahren bekannt ist. Zur Zeit von Napoleon III galt er als ein Wein,
der "in der Mode" war, und man erzählt, dass der Kaiser, als er
großzügig die Hochzeit der Tochter des Leibarztes seiner Gattin vorbereitete,
einen einzigen Weißwein gewählt hätte: Picpoul de Pinet aus dem Languedoc. Und
ein gewisser Professor Foex, Wissenschaftler und Weinsachkundiger, soll den
Picpoul 1886 zum besten Wein von Südfrankreich erklärt haben.
Seit Napoleons Zeiten gingen die Weingüter natürlich von
Hand zu Hand. Sie wurden vererbt, verkauft und neu zusammengesetzt, wie
überall. Doch im Gegensatz zu anderen traditionellen Weingebieten findet man um
Pinet herum noch Weinparzellen, deren Ausdehnung und Lage sich seit über 1000
Jahren nicht verändert hat.
Dagegen waren die Bestimmungen, wie Picpoul de Pinet
produziert werden soll, zu alten Zeiten noch weniger ausgefeilt. Er war schon
immer ein sortenreiner Wein: ausschließlich Picpoul oder Picapoll oder Avillo
oder Piquepoule blanc, oder wie auch immer die Weinrebe im Laufe der Zeit
genannt wurde, durfte je zu Picpoul de Pinet verarbeitet werden.
Doch später wurde Picpoul de Pinet immer mehr
"institutionalisiert". 1923 gründeten 53 Weinbauern der Gegend ihre
erste Kooperative. 1947 erhielt der Wein sein erstes Label, "Appellation
d'Origine Vin délimité de Qualité supérieure" (VDQS), was nicht nur
bedeutet, dass Picpoul de Pinet ab sofort eine offiziell festgelegte Qualität -
eine hohe Qualität - haben musste, sondern dass er aber diesem Zeitpunkt auch
nur in bestimmten Gebieten produziert werden durfte. Kein Weingut, das
außerhalb dieses Gebietes liegt - auch wenn es in allen anderen Punkten den
Bedingungen des Picpoul de Pinet entspricht - durfte seit dieser Entscheidung den
Namen des Weines benutzen.
2013 bekam Picpoul de Pinet schließlich die höchste
Auszeichnung: er bekam sein eigenes AOC-Label und wurde unabhängig von AOC
Languedoc.
Interessant für die Liebhaber von Picpoul de Pinet ist
der Unterschied zwischen der nördlichen und der südlichen Region. Schon zu
alten Zeiten wurden die beiden Gebiete von der Römerstrasse Via Domiciania
getrennt, die ungefähr der heutigen Autobahn entsprach. Im Norden dieser
Strasse herrscht vor allem Garrigue, vorwiegend niedrige Trockenpflanzen. Der Wein, der in
diesem Gebiet wächst, erhält viel Sonne und Wärme, doch wenig Wasser, was zur
Folge hat, dass sein Tannin stärker ausgeprägt ist.
Im Süden dagegen ist das Klima weitaus sanfter. Der
Mittelmeereinfluss macht sich hier bemerkbar, mit der Feuchtigkeit der sommerlichen
Morgennebel und einer sanften Brise, die selbst die Sommerhitze erträglich
macht. Der Picpoul des Südens erhält etwas mehr Wasser als der Nordwein und
entfaltet sich in einer Frische, die ihn manche Jahre fruchtiger werden lässt.
Copyright: Sandra Winters
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