Mittwoch, 23. Oktober 2013

Weißwein aus Languedoc: Picpoul de Pinet

Ein ganz spezieller Weißwein aus dem Languedoc, Lieblingswein von Napoleon III - Picpoul de Pinet

Stellen wir uns eine riesige Ebene vor, von der Sonne überflutet. In der Ferne ein paar Häuser, ein Dorf, das sich im Sommerlicht spiegelt. Doch die Häuser scheinen klein, unbedeutend, in der Unermesslichkeit von Grün, das sie umgibt. Wein, so weit das Auge reicht, hin und wieder von einigen Pinien oder Obstbäumen unterbrochen, einer Hecke, die die Weinfelder vor dem Wind schützt, und wieder Wein...

Wir sind in der Heimat des Picpoul de Pinet, der größten Region für Weißwein im ganzen Languedoc, im Dreieck zwischen Agde, Pézenas und Sète, nahe dem Étang de Thau. Denn auch wenn der Süden von Frankreich mehr für seine Rotweine bekannt ist, so hat er doch auch sehr spezielle Weißweine zu bieten.

Picpoul de Pinet aus dem Languedoc ist einer dieser speziellen Weißweine. Davon waren sogar die Römer schon überzeugt, denn gewisse Hinweise in alten Schriften weisen darauf hin, dass Picpoul de Pinet schon seit über 2000 Jahren bekannt ist. Zur Zeit von Napoleon III galt er als ein Wein, der "in der Mode" war, und man erzählt, dass der Kaiser, als er großzügig die Hochzeit der Tochter des Leibarztes seiner Gattin vorbereitete, einen einzigen Weißwein gewählt hätte: Picpoul de Pinet aus dem Languedoc. Und ein gewisser Professor Foex, Wissenschaftler und Weinsachkundiger, soll den Picpoul 1886 zum besten Wein von Südfrankreich erklärt haben.

Seit Napoleons Zeiten gingen die Weingüter natürlich von Hand zu Hand. Sie wurden vererbt, verkauft und neu zusammengesetzt, wie überall. Doch im Gegensatz zu anderen traditionellen Weingebieten findet man um Pinet herum noch Weinparzellen, deren Ausdehnung und Lage sich seit über 1000 Jahren nicht verändert hat.

Dagegen waren die Bestimmungen, wie Picpoul de Pinet produziert werden soll, zu alten Zeiten noch weniger ausgefeilt. Er war schon immer ein sortenreiner Wein: ausschließlich Picpoul oder Picapoll oder Avillo oder Piquepoule blanc, oder wie auch immer die Weinrebe im Laufe der Zeit genannt wurde, durfte je zu Picpoul de Pinet verarbeitet werden.

Doch später wurde Picpoul de Pinet immer mehr "institutionalisiert". 1923 gründeten 53 Weinbauern der Gegend ihre erste Kooperative. 1947 erhielt der Wein sein erstes Label, "Appellation d'Origine Vin délimité de Qualité supérieure" (VDQS), was nicht nur bedeutet, dass Picpoul de Pinet ab sofort eine offiziell festgelegte Qualität - eine hohe Qualität - haben musste, sondern dass er aber diesem Zeitpunkt auch nur in bestimmten Gebieten produziert werden durfte. Kein Weingut, das außerhalb dieses Gebietes liegt - auch wenn es in allen anderen Punkten den Bedingungen des Picpoul de Pinet entspricht - durfte seit dieser Entscheidung den Namen des Weines benutzen.

2013 bekam Picpoul de Pinet schließlich die höchste Auszeichnung: er bekam sein eigenes AOC-Label und wurde unabhängig von AOC Languedoc.

Interessant für die Liebhaber von Picpoul de Pinet ist der Unterschied zwischen der nördlichen und der südlichen Region. Schon zu alten Zeiten wurden die beiden Gebiete von der Römerstrasse Via Domiciania getrennt, die ungefähr der heutigen Autobahn entsprach. Im Norden dieser Strasse herrscht vor allem Garrigue, vorwiegend niedrige Trockenpflanzen. Der Wein, der in diesem Gebiet wächst, erhält viel Sonne und Wärme, doch wenig Wasser, was zur Folge hat, dass sein Tannin stärker ausgeprägt ist.

Im Süden dagegen ist das Klima weitaus sanfter. Der Mittelmeereinfluss macht sich hier bemerkbar, mit der Feuchtigkeit der sommerlichen Morgennebel und einer sanften Brise, die selbst die Sommerhitze erträglich macht. Der Picpoul des Südens erhält etwas mehr Wasser als der Nordwein und entfaltet sich in einer Frische, die ihn manche Jahre fruchtiger werden lässt.
Copyright: Sandra Winters

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