Die Weinrebe Syrah, sortenrein oder verschnitten, eine empfindliche Rebe
Obwohl Syrah sich inzwischen im Languedoc wie zu Hause
fühlt, bieten ihr die trockenen, sonnenüberfluteten Ebenen und Berghänge des
Südens von Frankreich keine idealen Bedingungen. Denn auch wenn ihr Name lange
Anlass zu romantischen Ideen über die Herkunft der Rebe gab - die Römer hätten
sie aus Syrakus mitgebracht, sie käme aus Syrien oder von den griechischen
Inseln - so stammt sie doch ganz einfach aus den französischen und
schweizerischen Alpen, aus einem Gebiet, wo arme Böden und Trockenheit
unbekannt sind. - Zu viel Feuchtigkeit ist allerdings auch nicht ideal.
Eigentlich ist Syrah eine recht anfällige Pflanze. Sie
wird oft von Milben angegriffen - besonders in nicht-biologischer Kultur. Denn
die Milben werden in natürlicher Umgebung von Insekten vernichtet. Ein Übermaß
an Insektenvertilgungsmittel zerstört folglich die Feinde der Milben, aber
nicht die Milben selber. Ein anderes Problem, das vor allem bei zu viel
Feuchtigkeit auftritt, ist der Pilzbefall der Trauben. Der Winzer muss auch
beim Veredeln der Pflanze aufpassen: in den 90er Jahren starben etliche
Syrah-Rebstöcke an falschem Pfropfen.
Ein Vorteil in den kühleren Alpenzonen ist die frühe
Reife von Syrah. Sie kann vor den großen Herbstregen geerntet werden, was
allerdings bedeutet, dass sie am Spätsommer ständig überwacht werden muss,
damit der richtige Moment der Weinlese nicht verpasst wird. Die frühe Reife hat
allerdings den Nachteil, dass sie keinen Frühjahrsfrost aushält. Dies ist in
Südfrankreich, zum Beispiel im Languedoc, natürlich kein Problem, macht ihren
Anbau aber schwieriger in Gegenden wie Bordeaux, in denen es später warm wird.
Doch wenn man den Winzer fragt, warum er sich die Mühe
macht, eine solch anfällige Rebsorte zu pflanzen, so antwortet er, dass es sich
lohnt - denn Syrah hat dem Weinliebhaber viel zu bieten. Auf einem Boden, der ihren
Bedürfnissen entspricht, und bei ausreichender (aber nicht übertriebener)
Feuchtigkeit, entwickelt die Syrah-Traube einen süßen, würzigen Saft. Der Wein
ist sehr fruchtig, sein Geschmack erinnert an Gartenblumen, und sein Tannin ist
sehr strukturiert. Sein hoher Alkoholgehalt und sein starkes Tannin verleihen ihm
eine hohe Lebensdauer. Syrah wird auch gern zu Rosé verarbeitet, wo er einen
gut trinkbaren, fruchtigen, erfrischenden Wein liefert.
Ihre Fähigkeit der langen Lagerung und sein angenehmer,
fruchtiger Geschmack machen die Syrah-Rebe zum idealen Verschnitt-Partner
anderer Weine. Sie macht mindestens 80 Prozent des Côte Rôtie aus, wo sie mit
Viognier vermischt wird, sie ist Teil so berühmter Weine wie Hermitage, Saint-Joseph
oder Roussanne, und sie ist sortenrein, das heißt die einzige Rebsorte, im
ebenso seltenen (3800 Hektoliter pro Jahr) wie wertvollen Cornas.
Doch auch wenn Cornas lange der einzige Wein war, in dem
Syrah als sortenrein verarbeitet wurde, so haben einige Jungwinzer, zum
Beispiel im Languedoc, diese "Regel" in den letzten Jahren gebrochen.
Im Zuge der neuen Philosophie der sortenreinen Weine
fingen einige Weingüter an, Syrah sortenrein
zu keltern, teilweise sogar als Biowein - mit hervorragenden Ergebnissen.
Die Idee, Syrah sortenrein zu produzieren - vor allem in
biologischem Anbau - erscheint logisch, wenn man die neuen Erkenntnisse der
Medizin betrachtet. So hat man festgestellt, dass Syrah besonders reich an dem Molekül Resvertrol ist, das sich als vorbeugend gegen Herzinfarkte erwiesen hat
und als Hilfe in der Krebsbekämpfung gilt.
Copyright: Sandra Winters
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