Kein Wein für Außenseiter: Biowein wird "salonfähig" im Languedoc
Bisher hatte Biowein im Languedoc etwas mit Außenseitern
zu tun, mit Gesundheitsaposteln, wie böse Zungen sagten, mit Leuten, die den
"echten" guten Wein nicht zu schätzen wussten... Doch plötzlich hat
sich die Stimmung gewandelt. Die ersten, die an ihre Gesundheit dachten, das
waren die Winzer. Und dann kamen die Verbraucher nach...
Im Moment ist es noch die Provence, die den meisten
Biowein von Frankreich erzeugt - auch wenn es sich dabei vorwiegend um
Sandwein, den Vin des Sables, handelt, dessen natürliches Umfeld
Insekten automatisch abhält. Diese besondere Eigenschaft des Sandes, in dem der
Sandwein wächst, rettete den Wein zu Anfang des letzten Jahrhunderts vor der
grausamen Ausrottung durch die Phylloxera.
Doch was relativ neu ist: das Languedoc-Roussillon steht
jetzt an zweiter Stelle der Biowein erzeugenden Regionen in Frankreich. Im
Allgemeinen geht man davon aus, dass diese plötzliche Neigung zum Biowein im
Zuge des Strebens nach Gesundheit zu sehen ist - man sucht gesündere
Nahrungsmittel, jedoch ohne auf geschmackliche Qualität verzichten zu wollen.
Und geschmackliche Qualität ist beim Wein wohl eine der
wichtigsten Tugenden... eine Tugend, die man in Frankreich dem biologischen Anbau
nicht unbedingt zutraute. Deshalb, so heißt es, haben so manche große Weingüter
über Jahrzehnte hinweg schon biologischen Weinbau gepflegt, ohne es der
Öffentlichkeit zu "verraten" - eben um ihrem Wein nicht das Vorurteil
eines schlechten Geschmackes durch biologische Verarbeitung anhaften zu lassen.
Der Hauptgrund, warum viele Winzer schon immer auf Bio
setzten war ihr eigenes gesundheitliches Risiko. Schon in den 80er Jahren war
es bekannt, dass der Weinbau gewisse Berufskrankheiten mit sich brachte, die
durch die starke Anwendung von Pestiziden ausgelöst wurde. Der Winzer, der
mehrmals jährlich in Berührung mit diesen Giften ist, kann nicht verhindern,
sie einzuatmen.
Doch inzwischen hat auch der französische Verbraucher
verstanden, dass der Biowein nicht nur gesünder ist, sondern genauso gut
schmeckt. Immer mehr Preise, die keinen Unterschied zwischen biologisch und
"klassisch" angebautem und bearbeiteten Wein machen, gehen an
Bioweine, und die internationale Fachpresse preist die Qualität und die
Langlebigkeit von Weinen, die jetzt offen zugeben, aus biologischer Quelle zu
stammen.
Was den Biowein jedoch noch attraktiver macht, dass sind
gesundheitliche Informationen, die langsam immer mehr in der Populärpresse
durchsickern. So verbreiteten schon mehrere Frauenzeitschriften und -sites, dass der biologische Wein besser zu ertragen sei, weil er zwischen 30 und 40
Prozent weniger Sulfit enthielte - das gilt für Weißwein und Rosé, aber noch
mehr für biologischen Rotwein. Mit anderen Worten: die Wahrscheinlichkeit, nach
dem Weingenuss unter Kopfschmerzen zu leiden, ist deutlich geringer.
Ein Vorwurf, den man dem Biowein machte, ist auch seit
kurzem behoben: der biologische Weinbau war zwar seit Anfang der 90er Jahre
geregelt, aber die Verarbeitung des Weines blieb frei. So musste ein Biowein
zwar aus einem biologischen Anbau stammen, doch später konnte der Winzer
theoretisch zusetzen, was immer er wollte. Seit 2012 unterliegt jedoch auch die
Weinverarbeitung strengen Regeln, und um das biologische Label zu erhalten,
muss ein Winzer sich beiden Teilen der Verordnungen unterwerfen.
Die "biologische Weinlandschaft" des Languedoc
wird vor allem von Jungwinzern beherrscht, die das Weinmachen zur Philosophie
erklärt haben, die in enger Verbindung mit dem Boden und der Natur steht.
Copyright: Sandra Winters
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