Dienstag, 22. Oktober 2013

Wein aus Languedoc: die Ideen der Jungwinzer

Die "neuen" Winzer aus Languedoc: selbst mit anpacken

Sie sind relativ neu im Weingeschäft, doch oft sind sie nicht so jung, wie man glauben möchte: eine neue "Gattung" von Winzern macht sich breit im Languedoc. Einige haben ihre Güter von ihren Eltern geerbt und beschlossen, neue Methoden und, vor allem, neue Ideen in die Produktion ihres Weines einzubringen. Andere dagegen haben vollkommen andere Berufe ausgeübt, jahrelang davon geträumt, Winzer zu werden und ihren Traum schließlich erfüllt - was nicht heißt, dass sie Träumer sind, sondern durchaus realistische Winzer mit Ideen, die teilweise etwas anders sind...

Eines der wesentlichen Kennzeichen der neuen Winzergeneration ist ihr Enthusiasmus. Sie vertreten ihre Weine selbst, besuchen Messen und Volksfeste und werden nicht müde, die Besonderheiten ihrer Weine immer aufs Neue zu erklären. Sie sind stolz auf ihren Wein und seine Qualität. "Ich liebe die Erde, auf der mein Wein wächst", erklärt ein Jungwinzer, als er von Weine in Frankreich befragt wird. Nach 20 Jahren Büroarbeit konnte er endlich seinen Traum vom Weingut im Languedoc erfüllen. "Wenn es ihr nicht gut geht und sie schlechten Wein hervorbringt, das ist es, als ob ich selber etwas Schlechtes zu Stande gebracht hätte. Wer meinen Wein mag, der mag auch mich."

Keiner dieser Winzer würde sagen, dass die finanzielle Seite des Verkaufs ihn nicht interessiert - im Gegenteil, viele Jungwinzer sind gezwungen, so knapp zu kalkulieren, dass ein schlechter Jahrgang alles in Frage stellen würde. Doch Gewinn ist trotzdem nicht der wichtigste Faktor: "Klar muss ich meinen Wein verkaufen, sonst kann ich mich nicht halten. Aber wenn ich die Wahl zwischen Qualität und mehr Geld habe, dann wähle ich Qualität, ohne nachzudenken."

Mit dieser Einstellung passen die Winzer in eine Strömung, die den Wein im Languedoc nach den großen Verlusten durch die Phylloxera ergriff. Jahrhundertelang hatte der Wein aus Languedoc den Ruf, eher auf Quantität zu achten als auf Qualität. Niemand versuchte auch nur, mit Gegenden wie Bordeaux zu konkurrieren, man setzte auf den Käufer von Billigwein, der viel konsumieren aber wenig dafür ausgeben wollte. Nach der Ausrottung ganzer Weingüter durch die Reblaus sah man sich konfrontiert mit der Tatsache, dass es Jahre und Jahrzehnte dauern würde, die Quantität wiederherzustellen. Da begann man, über Qualität nachzudenken...

Mit den Jungwinzern hat sich auch das Berufsbild des Weinbauern im Languedoc geändert. "Mein Vater arbeitete mit lauter Professionellen zusammen", erklärt ein Winzer, der das väterliche Gut, nach mehreren Jahren Studiums der Önologie und Landwirtschaft übernommen hatte. "Sein Verdienst bestand vor allem in der richtigen Auswahl der Leute, die er auswählte. Er war ein guter Manager mit guten Menschenkenntnissen."

Doch Menschenkenntnis ist den modernen Winzern aus dem Languedoc nicht mehr so wichtig. Sie ziehen Weinkenntnis vor. "Um ein guter Winzer zu sein, muss man nicht nur etwas von Önologie verstehen, das heißt, entscheiden können, ob man einen Wein verschneidet oder nicht - und wenn ja, wie -, man muss sich auch mit der Landwirtschaft auskennen, einen Boden untersuchen und beurteilen können und wissen, ob er Zusatzstoffe braucht, um fruchtbar zu sein, man muss sich gegen Schadinsekten wehren können, man muss wissen, wie man seinen Wein vermarktet... und vor allem bereit sein, selber mit anzupacken, überall und in jedem Moment."
Copyright: Sandra Winters

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