Die "neuen" Winzer aus Languedoc: selbst mit anpacken
Sie sind relativ neu im Weingeschäft, doch oft sind sie
nicht so jung, wie man glauben möchte: eine neue "Gattung" von
Winzern macht sich breit im Languedoc. Einige haben ihre Güter von ihren Eltern
geerbt und beschlossen, neue Methoden und, vor allem, neue Ideen in die
Produktion ihres Weines einzubringen. Andere dagegen haben vollkommen andere
Berufe ausgeübt, jahrelang davon geträumt, Winzer zu werden und ihren Traum
schließlich erfüllt - was nicht heißt, dass sie Träumer sind, sondern durchaus
realistische Winzer mit Ideen, die teilweise etwas anders sind...
Eines der wesentlichen Kennzeichen der neuen
Winzergeneration ist ihr Enthusiasmus. Sie vertreten ihre Weine selbst,
besuchen Messen und Volksfeste und werden nicht müde, die Besonderheiten ihrer
Weine immer aufs Neue zu erklären. Sie sind stolz auf ihren Wein und seine
Qualität. "Ich liebe die Erde, auf der mein Wein wächst", erklärt ein
Jungwinzer, als er von Weine in Frankreich befragt wird. Nach 20 Jahren
Büroarbeit konnte er endlich seinen Traum vom Weingut im Languedoc erfüllen. "Wenn
es ihr nicht gut geht und sie schlechten Wein hervorbringt, das ist es, als ob
ich selber etwas Schlechtes zu Stande gebracht hätte. Wer meinen Wein mag, der
mag auch mich."
Keiner dieser Winzer würde sagen, dass die finanzielle
Seite des Verkaufs ihn nicht interessiert - im Gegenteil, viele Jungwinzer sind
gezwungen, so knapp zu kalkulieren, dass ein schlechter Jahrgang alles in Frage
stellen würde. Doch Gewinn ist trotzdem nicht der wichtigste Faktor: "Klar
muss ich meinen Wein verkaufen, sonst kann ich mich nicht halten. Aber wenn ich
die Wahl zwischen Qualität und mehr Geld habe, dann wähle ich Qualität, ohne nachzudenken."
Mit dieser Einstellung passen die Winzer in eine
Strömung, die den Wein im Languedoc nach den großen Verlusten durch die
Phylloxera ergriff. Jahrhundertelang hatte der Wein aus Languedoc den Ruf, eher
auf Quantität zu achten als auf Qualität. Niemand versuchte auch nur, mit
Gegenden wie Bordeaux zu konkurrieren, man setzte auf den Käufer von
Billigwein, der viel konsumieren aber wenig dafür ausgeben wollte. Nach der
Ausrottung ganzer Weingüter durch die Reblaus sah man sich konfrontiert mit der
Tatsache, dass es Jahre und Jahrzehnte dauern würde, die Quantität
wiederherzustellen. Da begann man, über Qualität nachzudenken...
Mit den Jungwinzern hat sich auch das Berufsbild des
Weinbauern im Languedoc geändert. "Mein Vater arbeitete mit lauter Professionellen
zusammen", erklärt ein Winzer, der das väterliche Gut, nach mehreren
Jahren Studiums der Önologie und Landwirtschaft übernommen hatte. "Sein
Verdienst bestand vor allem in der richtigen Auswahl der Leute, die er
auswählte. Er war ein guter Manager mit guten Menschenkenntnissen."
Doch Menschenkenntnis ist den modernen Winzern aus dem
Languedoc nicht mehr so wichtig. Sie ziehen Weinkenntnis vor. "Um ein
guter Winzer zu sein, muss man nicht nur etwas von Önologie verstehen, das
heißt, entscheiden können, ob man einen Wein verschneidet oder nicht - und wenn
ja, wie -, man muss sich auch mit der Landwirtschaft auskennen, einen Boden
untersuchen und beurteilen können und wissen, ob er Zusatzstoffe braucht, um
fruchtbar zu sein, man muss sich gegen Schadinsekten wehren können, man muss
wissen, wie man seinen Wein vermarktet... und vor allem bereit sein, selber mit
anzupacken, überall und in jedem Moment."
Copyright: Sandra Winters
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