Bordeaux 1963, Château Mouton Rotschild und Bernard Dufour
Bordeaux 1963, Château Mouton Rotschild und Bernard Dufour
Bordeaux
1963 war sicherlich kein sehr guter Jahrgang. Der Sommer war kalt und
regnerisch, und Mehltau entwickelte sich auf den Weinstöcken. Die
Ernte begann ungewöhnlich spät, am 7. Oktober, aber die lange
Wartezeit konnte nicht mehr viel retten: der Bordeaux 1963
blieb ein Wein, der nie zur Spitzenklasse gehören sollte. Als er in
Flaschen abgefüllt wurde, nannten die Kritiker ihn mittelmäßig.
Und ihre Voraussage war nicht besser: sie meinten, er würde mit der
Zeit eher schlechter werden.
Wer also einen Wein von 1963 trinken will - einen Bordeaux 1963 - der sollte auf "klassische Werte" zurückgreifen wie den Château Mouton Rothschild 1963: Château Mouton Rothschild, der 1963 den hundertsten Geburtstag des ersten Baron von Rothschild auf dem Weingut feierte, ist ein Bordeaux, der immer, selbst in schlechten Jahren, ein Spitzenwein bleibt.
Das Etikett des Château Mouton Rothschild wurde 1963 - wie jedes Jahr seit 1945 - einem bekannten Künstler anvertraut. Diesmal war es Bernard Dufour. Der französische Künstler war zu dieser Zeit schon ein echter Begriff in Kunstkreisen... und, wie 1993, wo Balthus das Etikett kreierte, hatte man einen Maler gewählt, der nicht nur berühmt sondern auch umstritten war.
Bernard Dufour begann seine Künstlerkarriere nach dem Krieg mit der Kopie von großen Werken im Louvre von Paris. Ab 1950 wurde die internationale Kunstwelt auf ihn aufmerksam, und 1959, wo er in Deutschland ausstellte, war sein Ruf bereits gefestigt. Sein Lieblingsthema sind Menschen - er malt die Menschen, wie er sie sieht, mit ihren Fehlern und ihrer Schönheit. Am liebsten malt er ganz einfach Leute aus seinem Umkreis. Oft taucht er selber auf seinen Bildern auf: der Maler, der sich selbst darstellt, wie er seine Modelle beobachtet. Für ihn ist der Mensch in jeder Situation "malenswert" - das heiβt, dass die Erotik für ihn natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens ist... im Gegensatz zu Balthus, der eher erotische Engel als erotische Menschen malt.
Und diese erotische Komponente war es, die ihn in aller Munde sein lieβ - teilweise gelobt, teilweise kritisiert. Doch die Eigentümer von Château Mouton Rothschild zögerten nie, die Werke eines "umstrittenen" Künstler auf ihren Etiketten zu verewigen.
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