Dienstag, 26. März 2013

Bordeaux 1941 und Bordeaux 1942, magerer Wein und Krieg

Bordeaux 1941 und Bordeaux 1942: Hoffnung und Enttäuschung

Bordeaux1941 und Bordeaux 1942 waren traurige Jahre - in jeder Hinsicht. Der Krieg brachte Trauer und Armut auch über Bordeaux, man lebte in Angst vor der Zukunft. Auch in Bordeaux 1942 hatte man inzwischen den Massenmord an den Juden und anderen Volksgruppen verstanden, auf Château Mouton-Rothschild dachte man kaum noch an Wein, sondern an die drohende Gefahr, die über der Familie hing.

Und selbst das Wetter schien auf der Seite des Feindes, schon im Jahr Bordeaux 1941. Der Sommer war kühl und regnerisch, die Rotweine reiften nicht wirklich aus, und selbst die Likörweine im Gebiet der Sauternes entwickelten nicht die nötige Edelfäule.

Und trotzdem geht das Leben weiter. Während die französische Regierung unter Pétain neue Judengesetze verabschiedet, versucht man in Bordeaux 1941 zu retten, was zu retten ist. Unter den Sauternes zeigt sich Château d'Yquem noch als bester Likörwein, unter den Rotweinen tun sich diejenigen hervor, denen selbst ein schlechter Jahrgang nicht völlig schaden kann: Château Cheval Blanc, Château Latour, Château Margaux…

Aber diejenigen, die ihre Hoffnungen auf den Jahrgang Bordeaux 1942 gesetzt hatten, sollten wieder enttäuscht werden. Der Sommer war noch regnerischer als das Vorjahr, die Rotweine wurden alle herb und entwickelten ein starkes Tannin. Nur die Sauternes Bordeaux 1942 profitierten von dem Wetter: sie reiften voll aus und konnten mit einem großen Reichtum an Edelfäule eingebracht werden.

In der Chronik der Stadt sind Bordeaux 1941 und Bordeaux 1942 Symbole für harte und traurige Jahre. Selbst ein gelungener Wein hätte die Bewohner nicht über die Abtransporte der jüdischen Kinder hinwegtrösten können, und man verstand nicht, warum man sich plötzlich vor einem Wohltäter wie dem Baron Rothschild in Acht nehmen sollte.

Das folgende Jahr sollte besser werden… zumindest was den Wein anging.
Copyright: Sandra Winters

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