Montag, 11. März 2013

Bordeaux 1946: Latour und Mouton Rothschild, die Weine eines Nachkriegsjahres

Bordeaux 1946, ein Wein aus einem traurigen Jahr

Eigentlich hätte es ein hervorragendes Jahr werden sollen. Der Krieg war vorbei, viele Männer kamen aus dem Krieg zurück, Bordeaux 1946 war eine Stadt, die aufatmen konnte. Noch gab es eine Menge Probleme, der Krieg hatte zu viele Hoffnungen zerstört. Und zu viele Menschenleben. Aber das Leben ging weiter. Zum ersten Mal nach vielen Jahren gab es wieder eine Zukunft.

Zum ersten Mal dachte man auch wieder an andere Dinge als an die Angst vor der Besatzungsmacht, als an die Angst, nicht zu genug zu essen zu haben und an das Überleben. Man dachte an leben. So beherbergte Bordeaux 1946 zum Beispiel die französischen Schachmeisterschaften. Die Girondins, der Fußballclub von Bordeaux, kam ins Halbfinale der Landesmeisterschaften…

Und der Wein 1946? - Noch stand Bordeaux unter dem Einfluss des berühmten Jahrgangs 1945. Dann bedeutete das Ende des Krieges auch das Ende der Angst der Weingüter, von der Besatzungsmacht vereinnahmt zu werden. Nur in Château Mouton Rothschild 1946 herrschte noch kein Sonnenschein: 1945, kurz vor Ende des Krieges, hatten die Deutschen Frau und Tochter des Baron Rothschild, abtransportiert, und seine Frau sollte niemals wiederkommen.

Eigentlich schien die Sonne ja nirgends in diesem Weinjahr Bordeaux 1946. Besonders der September war kalt und regnerisch und ließ den Wein nicht reifen, sondern verfaulen. Dazu kam eine Plage, die die Bordeaux-Weine seitdem glücklicherweise nicht mehr heimgesucht hat: eine Invasion von Heuschrecken zerstörte die Weinberge.

Wieder einmal ging das Schicksal merkwürdige Wege. In einem Jahr, wo fast alle Weingüter sich mit einer traurigen Ernte abfinden mussten, gab es nur zwei der großen Weingüter, die trotzdem einen guten Wein produzieren konnten: Latour 1946 wurde ein haltbarer, fruchtiger Wein und… Château Mouton Rothschild. Ausgerechnet das Weingut, das in Trauer war, brachte einen hervorragenden Wein heraus.

Copyright: Sandra Winters

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