Dienstag, 15. Januar 2013

Château Pétrus und die "Witwe Edmond Loubat"

Die großen Damen aus Bordeaux: Marie-Louise Loubat von Château Pétrus


Manche glauben, die Welt des Weines würde vor allem von Männern beherrscht. Aber in Wirklichkeit haben Frauen immer wieder eine große Rolle gespielt.

Wie zum Beispiel die Dame, von der stets als die "Witwe Edmond Loubat" die Rede ist. 

Marie-Louise Loubat, die zwar von ihrem Mann ein kleines Vermögen geerbt hatte, ihren Geschäftsgeist und ihren guten Geschmack jedoch nur sich selbst zu verdanken hatte, war Besitzerin eines bekannten Restaurants in der kleinen Stadt Libourne bei Bordeaux. Sie hatte natürlich viel mit guten Weinen zu tun, und Château Pétrus war für sie nur einer von vielen. Dennoch war ihr schon früh aufgefallen - lange bevor Château Pétrus vom englischen Königshaus zum Hochzeitswein erklärt wurde - dass dieser Bordeaux etwas Besonderes an sich hatte.

Anfang der 20er Jahre waren mehrere Weingüter um Bordeaux in einer Krise. Ihre Weine verkauften sich zwar gut, aber viele hatten nicht genug Land, um wirklich genügend Umsatz machen zu können. Château Pétrus gehörte zu diesen Weingütern: was den Wein später so wertvoll machen sollte, brachte ihn um diese Zeit in finanzielle Probleme. Seine Eigentümer beschlossen also, zur Börse zu gehen.

Und Marie-Louise Loubat zögerte nicht lange. Zuerst kaufte sie nur einige Aktien auf, dann mehr und mehr, und 1945, im großen Weinjahr von Bordeaux war sie quasi alleinige Besitzerin des Gutes, dass den "besten Rotwein der Welt" hervorbrachte.

Und die "Witwe Edmond Loubat" wusste, was sie tat. Denn auch wenn ihr Wein schon immer Spitzenqualität hatte, so musste sein Weltruf doch erst geschaffen werden. So war es kein Zufall, dass Königin Elisabeth aus England ihn unbedingt zu ihrer Trauung und später zu ihrer Krönung trinken wollte - es war Marie-Louise Loubats Idee, ihr vorher eine Kiste des Château Pétrus zuzuschicken. Die zukünftige Königin war so zufrieden, dass sie die Eigentümerin des Weines sogar zu ihrer Hochzeit einlud.
Copyright: Sandra Winters

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